Das Mögliche übertroffen

Roger Federer
© getty

Roger Federer hat eine Saison gespielt, die er im Traum nicht erwartet hätte. Und sie ist noch nicht zuende.

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Als Roger Federer im Januar zu seinem Erstrundenmatch beim Australian Open antrat, waren die Ziele für jenes Turnier und für die ganze Saison bescheiden. Der Maestro wollte sich nach beinahe sechs Monaten Verletzungspause wieder in die engere Weltspitze zurückspielen, er wollte mit der nötigen körperlichen Stabilität auch Sicherheit und Selbstvertrauen in seinem Spiel zurückfinden. Was passierte, ist hinlänglich bekannt: Federer gewann den Major-Wettbewerb in Melbourne, nicht zuletzt zu seiner eigenen Verblüffung. Und dann gewann er bis Mitte Juli auch noch alle weiteren Turniere, die ihm wichtig und heilig waren, natürlich ragte der achte Titel in Wimbledon heraus, die geglückte Rekordjagd dort.

Zur Halbzeit der Spielzeit lag Federer so weit über dem Soll, wie er sich das selbst in kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Jahrelang war er einem weiteren Grand Slam-Sieg hinterhergelaufen, nun waren es auf einmal zwei Toperfolge, die hinzukamen, 19 statt 17 Toptrophäen. Und das alles nach der längsten Auszeit in seiner Karriere.

Das alles macht die Niederlage in New York nicht angenehmer für einen ehrgeizigen Mann wie Federer. Aber es rückt dieses Scheitern doch zurecht, zumal unter dem Eindruck der schwierigen Vorbereitung, die der Maestro zu absolvieren hatte. Wunder gibt es immer wieder, in diesem Jahr gab es genug für Federer. Aber es gibt sie eben nicht dauerhaft. Federer wird, mit ein wenig Abstand, selbst das Gute an seinem New Yorker Auftritt erkennen, denn auch hier übertraf er das eigentlich Mögliche. Mit den körperlichen Hindernissen ins Viertelfinale vorgerückt zu sein, war durchaus ein kleiner Erfolg. Es gab dafür auch noch einmal ordentlich Weltranglistenpunkte.

Das eigentlich Bedauerliche ist der geplatzte Termin mit Nadal, dem alten Weggefährten. Denn niemand weiß, ob dieses Duell noch einmal zur Aufführung gelangt im Big Apple, speziell Federers Zeit im Welttennis ist mit seinen nun 36 Lebensjahren begrenzt.

Man darf gespannt sein, ob Federer sich noch einmal kräftig motivieren kann für den Rest dieses Jahres. Es gäbe gute Gründe dafür: Schließlich gastiert der Maestro nach dem letztjährigen Fehlen nun im Herbst wieder auf heimischem Terrain, in Basel bei den Swiss Indoors, vor den Schweizer Fans. Und später kommt es in London noch zum Saisonfinale, Federer ist da sicher einer der Mitfavoriten unter den acht Besten des Jahres 2017.

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