Kaum hatte Jelena Ostapenko mit ihrem 50. Winner ihr schönstes Geburtstagsgeschenk bei den French Open perfekt gemacht, da wurde die 20-Jährige emotional. "Ich liebe es, hier zu spielen. Und ich liebe euch alle, Leute", rief die junge Lettin nach dem 7:6 (7:4), 3:6, 6:3 gegen die Schweizerin Timea Bacsinzsky (Nr. 30) im Halbfinale von Paris ins Platzmikrofon.
Kurz darauf sangen die Zuschauer der ersten ungesetzten Roland-Garros-Finalistin seit 34 Jahren ein "Happy Birthday"-Ständchen. "Ich bin einfach glücklich, meinen Geburtstag so zu feiern", meinte Ostapenko, ehe sie noch kurz ins weite Rund winkte, ein paar Autogramme schrieb - und dann breit grinsend im Bauch des Philippe-Chatrier-Stadions verschwand.
OstaPENGko lässt grüßen
Zurück blieb eine staunende Menge, die Ostapenko mit ihrer wilden Hau-drauf-Mentalität begeistert hatte. Nach sechs Matches hat die frühere Turniertänzerin ("Am liebsten Samba") bereits 245 Winner auf dem Konto - was einen Schnitt von knapp 41 direkten Gewinnschlägen pro Partie bedeutet: OstaPENGko lässt grüßen.
Im bislang wichtigsten Spiel ihrer jungen Karriere trifft die Wimbledon-Juniorensiegerin von 2014 am Samstag (15.00 Uhr/Eurosport) auf Simona Halep (Rumänien/Nr. 3). Ostapenko, die im Laufe des Turniers unter anderem die frühere Nummer eins Caroline Wozniacki (Dänemark/Nr. 11) ausgeschaltet hatte, ist die jüngste Spielerin seit acht Jahren und der erste lettische Tennisprofi überhaupt in einem Grand-Slam-Finale.
Bacsinzsky, die am Donnerstag 28 Jahre alt wurde, vergab zwei Jahre nach ihrer letzten Halbfinal-Teilnahme in Paris den erneuten Einzug in ein Major-Endspiel. Ihre ehemalige Doppelpartnerin Ostapenko bestach mit knallharten Grundlinienschlägen und führte nach einem Break im ersten Satz schon mit 4:3, ließ sich danach aber von einer Behandlungspause der Schweizerin kurz aus dem Konzept bringen.
Einen Ruf "wie die Pest"
Den Tiebreak gewann dennoch die ungemein riskant agierende Ostapenko mit ihrem 21. Winner nach 63 Minuten. In der Folge wurde die Fehlerquote der Lettin allerdings immer höher, während Bacsinszky grundsolide agierte. Im entscheidenden Durchgang gelang allerdings Ostapenko das vorentscheidende Break zum 5:3.
Dabei ist die eigenwillige und aus Riga stammende Ostapenko, deren Vater Fußballprofi in der Ukraine war, nicht überall beliebt. Sie habe einen Ruf "wie die Pest", urteilte die französische Sportbibel L'Equipe.
Die früheren Erfahrungen als Tänzerin helfen der forschen Rechtshänderin mit dem dicken Zopf und der kindlichen Attitüde im Sport ungemein. "Dadurch habe ich eine gute Beinarbeit bekommen", sagte "Penko", wie sie von Freunden genannt wird. Übrigens hängen Kleidung und Schuhe für das "Ballroom Dancing" immer griffbereit im Schrank. In den Tagen von Paris allerdings zeigte Ostapenko bislang nur Freudentänze auf roter Asche.
Die French Open im Überblick