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NFL Legendenserie - Terrell Owens: "Ich liebe euch auch - aber mich selbst noch mehr"

Von Leopold Grünwald
Terrell Owens, NFL
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Wechselzoff, das falsche Outing eines Ex-Teamkollegen, eine ungewöhnliche Pressekonferenz, ein angeblicher Suizid-Versuch und, ach ja, ein legendärer Super-Bowl-Auftritt trotz gebrochenem Bein. Und über 150 Touchdowns in der NFL: Terrell Owens ist nicht nur einer der besten, sondern auch einer kontroversesten Wide Receiver aller Zeiten. Das sorgte auch nach seinem Karriereende noch für Ärger. Ein Porträt.

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Es ist ein jährliches Ritual Anfang August, das den Fans der NFL signalisiert: Die neue Saison steht vor der Tür. Die Aufnahme der neuen Mitglieder in die "Pro Football Hall of Fame" in Canton, Ohio.

Die Besten der Besten kommen zusammen, bedeutungsschwangere Reden werden gehalten und die Ruhmeshallen-Rookies auf einer Parade gefeiert. 2023 waren unter anderem Cornerback Darrelle Revis, Tackle Joe Thomas und Pass Rusher DeMarcus Ware an der Reihe. Ein Erlebnis, von dem die meisten Football-Spieler nur träumen können und das selbst dem härtesten und männlichsten Superstar die Tränen in die Augen treibt.

Bisher blieb nur ein einziger Ex-NFL-Profi der Zeremonie aus freien Stücken fern: Terrell Owens, im Jahr 2018.

Stattdessen veranstaltete der ehemalige Wide Receiver damals eine eigene Feier an der University of Tennessee at Chattanooga, seinem alten College. Aus Trotz und Ärger über eine zweijährige Wartezeit? So wollte er das nicht verstanden wissen. Gleichzeitig prangerte er jedoch das Verhalten der abstimmenden Journalisten an: "Sie haben die Mission und die Werte der Hall of Fame ignoriert. Hätten sie sich an die Statuten gehalten, wäre ich heute nicht hier."

Es war ein Tag, der das Phänomen "T.O." perfekt umfasst. Weil seine historischen sportlichen Errungenschaften - er beendete seine Karriere nach 15 Jahren in der besten Football-Liga der Welt als Nummer zwei all-time in Sachen Receiving Yards (15.934) und Nummer drei bei den gefangenen Touchdowns (153) - mal wieder überschattet wurden von seinem Verhalten abseits des Gridiron.

Und weil er an diesem Samstag am Podium stehend auf den Ruf "Wir lieben dich, T.O.!" mit den Worten reagierte: "Ich liebe euch auch. Aber ich liebe mich selbst noch mehr."

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NFL-Legende Terrell Owens: Supertalent, Entertainer, Provokateur

Dabei hatte der mittlerweile 49-Jährige (geboren 1973 in Alabama) einen bescheidenen Anfang in der NFL hingelegt. Gedraftet 1996 von den San Francisco 49ers, legte er einen langsamen Aufstieg hin, bis zum endgültigen Durchbruch in den Playoffs 1998 gegen die Green Bay Packers: Drei Sekunden vor Schluss erzielte er den siegbringenden Touchdown zum 29:27, obwohl er in der Partie bis zu diesem Zeitpunkt kaum einen Ball hatte festhalten können. Eine "Cinderella-Story", wie gemalt für die amerikanische Medienlandschaft: vom Drittrundenpick aus einem kleinen College zum Game-Winner im Duell zwischen zwei der traditionsreichsten Franchises der NFL.

Spätestens in dieser Saison schaffte es Owens mit 14 Receiving Touchdowns zum Superstar. 1,90 Meter groß, schnell, athletisch und mit guten Händen: Für die Defenses war er ein Albtraum. Trotzdem gelang es "T.O." immer wieder, das Kapital aus seinen überragenden Leistungen auf dem Feld zu verspielen.

Etwa durch seinen berühmt-berüchtigten zweimaligen Touchdown-Jubel auf dem Logo der Dallas Cowboys im September 2000. "Ich bin ein Entertainer, ich bin kreativ", sollte er später erklären, doch für den Gegner war es eine klare Provokation, die eine Rudelbildung auslöste. Owens' eigener Head Coach Steve Mariucci war so erbost, dass er seinen Passfänger zuerst vor der ganzen Mannschaft ausschimpfte und anschließend sogar für eine Woche suspendierte.

Owens sah darin einen Affront und fühlte sich von seinem Head Coach hintergangen - lieferte aber trotzdem weiter ab: Nur wenige Wochen später stellte er gegen die Chicago Bears den damaligen Rekord für Catches in einer Partie auf (20).

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NFL-Legende Terrell Owens: Rechtsstreit mit den San Francisco 49ers

Das Verhältnis zu Mariucci blieb allerdings zerrüttet. In der Saison 2001 machte ihm Owens nach einer Overtime-Niederlage gegen Chicago öffentlich schwere Vorwürfe: Mariucci sei viel zu früh vom Gas gegangen, weil er seinen guten Kumpel, Bears-Cheftrainer Dick Jauron, nicht habe bloßstellen wollen.

Es zeigt Owens' sportlichen Wert, dass die 49ers ihn nach diesen Kommentaren weder entließen noch tradeten. Stattdessen musste Mariucci ein Jahr später nach ausbleibendem Playoff-Erfolg seinen Hut nehmen. Ein kurzer Sieg für "T.O.", der San Francisco nach der Spielzeit 2003 ebenfalls verließ - was entsprechend seiner Natur nicht ohne Nebengeräusche abging.

Denn obwohl der Receiver mit 51 gefangenen Touchdowns und 5.265 Receiving Yards seit dem Jahr 2000 unbestritten einer der besten Spieler auf seiner Position war, weigerte sich das Team, seinen Vertrag vorzeitig nach seinen Vorstellungen zu verlängern. In der Annahme, sein Berater habe rechtzeitig eine Kündigungsklausel bei den Niners aktiviert, unterschrieb der Wideout darum in der Offseason 2004 bei den Philadelphia Eagles.

In den Augen der 49ers jedoch hatte besagter Berater die entsprechende Frist verpasst. Also hielt das Team weiterhin die Rechte an Owens und einigte sich mit den Baltimore Ravens auf einen Trade.

Das wiederum zog eine Beschwerde der Spielergewerkschaft NFLPA nach sich, die sich auf Owens' Seite schlug. Bevor es aber zu einer Entscheidung in einem Schlichtungsverfahren kommen konnte, verständigten sich die drei Teams untereinander: Der 30-Jährige landete in Philadelphia, wo er einen Vertrag über sieben Jahre und 49 Millionen Dollar erhielt - für die damalige Zeit eine enorme Summe, weswegen medial schnell Unkenrufe über Owens' angebliche Geldgier laut wurden.

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NFL-Legende Terrell Owens: Legendärer Super-Bowl-Auftritt

Sportlich machte der Receiver in Philly dort weiter, wo er in San Francisco aufgehört hatte: Im Zusammenspiel mit Kumpel Donovan McNabb, dem Quarterback der Eagles, erzielte Owens unter Anleitung von Head Coach Andy Reid in den ersten 14 Saisonspielen 1.200 Receiving Yards und 14 Touchdowns. Alles lief wunderbar - bis er sich Mitte Dezember gegen die Cowboys nach einem Horse-Collar-Tackle das Wadenbein brach und unters Messer musste.

Obwohl ihm sein Chirurg davon abriet, so früh zurückzukehren, spielte der 31-Jährige schon sieben Wochen nach seiner schweren Verletzung wieder - im Super Bowl gegen die New England Patriots und Tom Brady. Mehr noch: Owens dominierte sämtliche Verteidiger, die Bill Belichick und dessen Defensive Coordinator Romeo Crennel ihm gegenüberstellten.

Neun Catches für 122 Yards verbuchte der Receiver bei der knappen 21:24-Niederlage - eine unglaubliche Leistung! Doch wieder einmal konnte er diese nicht für sich sprechen lassen. Stattdessen schimpfte er auf Pressekonferenz nach der Partie über die mediale Berichterstattung zu seinem nicht für möglich geglaubten Comeback: "Brett Favre hätten sie als Krieger gefeiert, aber bei mir war es natürlich Egoismus. Wenn ich egoistisch bin, dann nur weil ich meinem Team helfen will."

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NFL-Legende Terrell Owens: "Outing" von Garcia - Krach mit den Eagles

Viele Unterstützer hatte Owens bereits kurz nach seinem Wechsel zu den Eagles vor den Kopf gestoßen. In einem Interview mit dem Playboy im August 2004 antwortete er auf die Frage, ob sein ehemaliger Niners-Quarterback Jeff Garcia schwul sei: "Wenn es wie eine Ratte aussieht und wie eine Ratte riecht, dann ist es verdammt nochmal eine Ratte."

Die Folge: Garcia, der immer wieder mit Gerüchten um seine angebliche Homosexualität konfrontiert wurde, sah sich zu einem Dementi genötigt. Owens wiederum ruderte später verbal zurück, er sei sich "nicht sicher". Sportliche Konsequenzen hatte die billige Attacke auf einen ehemaligen Mitspieler allerdings keine.

Erst nachdem die Eagles nach dem verlorenen Super Bowl Owens' Forderung nach einem höher dotierten Vertrag ablehnten, bröckelte das Verhältnis der beiden Parteien - und der Star begann sein Verhältnis zu den Eagles mehr oder weniger absichtlich zu zerstören: Zunächst drohte "T.O." mit einem Streik. Anschließend gab er ein Interview, in dem Aussagen als Angriff auf seinen Freund McNabb gedeutet wurden - der Anfang vom Ende seiner Zeit in Philly.

Im Training Camp vor der Saison 2005 wurde Owens nach einem Streit von Head Coach Reid mit den Worten "Geh nach Hause. Und halte dich fit, wenn du schon dabei bist", weggeschickt. Ein Schwarm an Reportern versammelte sich umgehend vor dem Haus des Receivers, der den Ausruf seines Coaches wörtlich nahm und mit Hanteln und einer Bank bewaffnet nach draußen ging. Dort gab er den Journalisten eine Pressekonferenz, während er trainierte - ein ikonischer Moment der NFL-Geschichte.

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NFL-Legende Terrell Owens: Selbstmordversuch in Dallas?

Doch es sollte noch hässlicher werden. Owens' Beziehung zu seinen Teamkollegen verschlechterte sich, Anfang Oktober 2005 kam es zwischen ihm und Vereinsbotschafter Hugh Douglas zu Handgreiflichkeiten am Rande einer Trainingseinheit. Nur einen Tag später gab er ESPN ein Interview und erklärte, mit Packers-QB Brett Favre anstelle von McNabb hätten die Eagles in der laufenden Saison noch kein Spiel verloren.

Dies führte zu einer Suspendierung durch das Team und später sogar zur Deaktivierung seines Vertrages für die restliche Saison 2005, weil er sich lange weigerte, sich öffentlich bei McNabb zu entschuldigen. Im März 2006 wurde er schließlich entlassen.

Sportlich landete er auf den Füßen, die Cowboys zahlten ihm trotz seiner 32 Jahre 25 Millionen Dollar für einen Dreijahresvertrag. Abseits des Football folgte jedoch ein düsteres Kapitel.

Am 27. September 2006 wurde in den lokalen Medien in Dallas berichtet, dass Owens versucht habe, sich durch eine Schmerzmittel-Überdosis das Leben zu nehmen. Während der Polizeibericht diese Version zunächst belegte und dabei sowohl den Receiver als auch seine Publizistin Kim Etheredge dahingehend zitierte, dass Owens an Depressionen litt, bestritt dieser kurz darauf einen Suizidversuch.

Stattdessen habe es sich um eine allergische Reaktion auf ein ihm verschriebenes Schmerzmedikament in Verbindung mit einem Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Etheredge kritisierte zudem die Polizei, der sie den Versuch unterstellte, die Situation für ihre Zwecke auszunutzen. Das hatte ein empörtes Statement des Präsidenten der örtlichen Polizei-Gewerkschaft zur Folge.

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NFL-Legende Terrell Owens: Auch die Cowboys haben genug

Im Jersey der Cowboys erlebte Owens drei durchaus produktive Jahre, in denen er in jeder Saison die Marke von 1.000 Yards übertraf. Dennoch sorgte er auch dort für Stunk innerhalb des Teams, etwa weil er Quarterback Tony Romo und Tight End Jason Witten unterstellte, bei geheimen Treffen Spielzüge auszutüfteln, die auf Witten zugeschnitten seien - nur um ihm selbst seltener den Ball zu geben.

Daher hielt sich auch die Verwunderung in Grenzen, als Owens in der Offseason 2009 trotz einer Vertragsverlängerung im Vorjahr entlassen wurde. Es folgten noch jeweils eine Saison für die Buffalo Bills und die Cincinnati Bengals, wo "T.O." zwar weiter an seinen persönlichen Meilensteinen bastelte, aber nicht mehr in die Nähe des Super Bowls kam.

Danach war auch aufgrund eines Kreuzbandrisses Schluss, obwohl Owens mit mehreren Comeback-Versuchen scheiterte. Über die Jahre biederte er sich immer wieder öffentlichkeitswirksam bei Contendern an - zuletzt im Dezember 2022.

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NFL-Legende Terrell Owens: Was bleibt?

Die drittmeisten Receiving Yards und Receiving Touchdowns der Liga-Geschichte: Terrell Owens' Bestmarken beeindrucken bis heute, obwohl das Passing Game zu seiner Zeit bei Weitem noch nicht so dominant war wie heutzutage.

Andererseits bleibt von "T.O." das Bild des "Teamzerstörers", wie ihn Skip Bayless - Pate der Debattier-Shows im US-Fernsehen und professioneller Troll - einmal taufte: Er schrieb dem Receiver die Implosionen der eigentlich Super-Bowl-bereiten 49ers, Eagles und Cowboys zu.

Superstar-Receiver, Paradiesvogel, Großmaul, Stinkstiefel: Terrell Owens hatte viele Gesichter und polarisiert bis heute.

Er selbst ist mit sich allerdings im Reinen: "Ich wusste nicht, wie man politisch korrekt ist. Ich hatte bei meinen Antworten immer nur gute Absichten, aber die Medien haben es so gedreht, als wollte ich anderen die Schuld in die Schuhe schieben", erklärte er 2018. "Dabei habe ich einfach nur ehrlich geantwortet, ohne mir über die Folgen Gedanken zu machen."

Terrell Owens: Stationen seiner Karriere

JahrTeamSpieleReceiving YardsTouchdowns
1996-2003San Francisco 49ers1218.57281
2004-2005Philadelphia Eagles473.58738
2006-2008Dallas Cowboys21196320
2009Buffalo Bills168295
2010Cincinnati Bengals149839
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