Die NFL ist bekannt als gigantische Show. Dementsprechend müssen auch die Stadien als Kulisse etwas hermachen. Das Stadion der Jacksonville Jaguars, das TIAA Bank Field, ist allerdings seit seiner Eröffnung 1995 etwas in die Jahre gekommen, auch wenn es zuletzt 2016 eine Renovierung durchlief.
Die Tatsache, dass hier trotz des Standorts Florida nur ein Super Bowl (2005) stattgefunden hat, spricht dabei eine deutliche Sprache: Miami kommt gefühlt alle paar Jahre an die Reihe, wenn es zur Vergabe des Big Games kommt.
Entsprechend steht nun eine spektakuläre Aufrüstung der Heimstätte der Jacksonville Jaguars an. Erst vor gut einer Woche präsentierte die Franchise von Fulham-Besitzer Shahid Khan die Pläne für ihr "Stadion der Zukunft", inklusive eines transparenten Dachs ähnlich dem ebenfalls neuen SoFi Stadium in Los Angeles. Die Idee dahinter: weniger Hitze im Innenraum. Zudem soll es mehr Platz rund um die Tribünen geben, ebenso Aussichtsplattformen mit Blick auf die Stadt, neue Fahrstühle und Rolltreppen, neue Stände für Essen und Getränke sowie neue Luxus-Suites.
Kosten soll die Renovierung rund 1,4 Milliarden Dollar - und da auch das umliegende Gelände grundlegend ausgebaut werden soll, könnte die Rechnung am Ende sogar bei über zwei Milliarden Dollar stehen. Doch die Kosten des Projekts sind eigentlich gar nicht das Problem.
Jacksonville Jaguars: Stadium-Umbau legt Spielbetrieb lahm
Aufgrund der komplizierten Dachkonstruktion wird ein Spielbetrieb in der heißen Bauphase schlicht unmöglich sein. Anders als bei anderen, weniger komplizierten Projekten, kann man in Duval nicht einfach auf einer Baustelle mit verminderter Kapazität spielen. Es muss ein Ausweichstadion her - oder mehrere.
Die spektakulärste Idee, die aktuell kursiert, ist dabei unzweifelhaft ein Gastspiel im legendären Daytona International Speedway in Daytona Beach/Florida. Die Rennstrecke, auf der diverse NASCAR-Events im Jahr - allen voran die legendäre Daytona 500 - stattfinden und die im Motorsport-Betrieb über 100.000 Zuschauern Platz bietet.
Wie konkret der Plan ist, ist unklar. Allerdings soll bereits in Kürze ein Treffen der Verantwortlichen der Jaguars und der Streckenbetreiber stattfinden. Teampräsident Mark Lamping äußerte sich zu dieser Option bereits gegenüber VenuesNow: "Es wäre eine interessante Lösung, würde jedoch auch signifikante Investitionen in Sachen Infrastruktur erfordern."
Lamping sagte jedoch auch: "[Die Strecke] kann eine große Anzahl von Zuschauern beheimaten. Es wäre etwas komisch, aber eine Überlegung wert. Nach den jüngsten Renovierungen (2016, Anm. d. Red.) ist es ziemlich schön dort."
Jacksonville Jaguars: Football kein Novum in Daytona
Es wäre zudem kein Novum für Daytona, Austragungsort von Footballspielen zu sein. Im Eröffnungsjahr 1959 fanden auf dem Infield der nahezu ovalen Rennstrecke mehrere High-School-Spiele statt, Mitte der 70er Jahre trug die örtliche HBCU-Schule Bethune-Cookman vier College-Football-Spiele dort aus. Zudem fand 2016 ein College-Football-Spiel zwischen Virginia Tech und Tennessee im Bristol Motor Speedway vor 150.000 Leuten statt.
Allerdings reden wir hier über College-Football-Spiele. Die Standards für die NFL sind ein wenig höher, weshalb eine Umrüstung deutlich teurer wäre. Die Frage steht im Raum, ob es das für alle Beteiligten wert wäre. Und: Wer würde überhaupt die Kosten tragen?
Weitere Optionen für die Jaguars, die mit einem Beginn des Umbaus nach der Saison 2024 im Februar 2025 spekulieren - fertiggestellt sein soll der Umbau zum Start der Saison 2028 -, wären in jedem Fall weniger kompliziert, aber wohl auch weniger imposant. Im Gespräch sind das Camping World Stadium in Orlando, wo der Citrus Bowl ausgetragen wird, und das Ben Hill Griffin Stadium ("The Swamp"), Heimat der University of Florida Gators.
Zudem - und das würde der NFL langfristig wohl am besten gefallen, auch wenn es eine logistische Herausforderung wäre - erscheint ein Szenario denkbar, gleich mehrere Spiele in London auszutragen. Die Jaguars spielen ohnehin in jedem Jahr mindestens ein Spiel in der englischen Hauptstadt und in 2023 sogar erstmals zwei an aufeinanderfolgenden Sonntagen Anfang Oktober. Insofern wäre es nicht ausgeschlossen, diese Zahl zu erhöhen.
Jacksonville Jaguars: Idealer Test Case für London-Franchise
Die NFL will den internationalen Markt noch weiter erobern als ohnehin schon, Gerüchte über eine feste London-Franchise gibt es schon länger. Selbst NFL-Offizielle sprachen schon offen über diese Möglichkeit. Die Jaguars wären also ein idealer Test Case, um die Machbarkeit für ein derartiges Szenario auszuloten.
Allerdings dürfte man Überlegungen, die Jaguars permanent nach London umzusiedeln, mit dem teuren Stadionprojekt erst einmal ad acta gelegt haben.