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Sebastian Vollmer über Brady-Comeback: "Er wurde gezwungen, Stellung zu beziehen"

Tom Brady (l.) und Sebastian Vollmer spielten sieben Jahre zusammen bei den New England Patriots
© getty

Sieben Jahre lang spielte Sebastian Vollmer mit Tom Brady bei den New England Patriots zusammen - der blitzschnelle Rücktritt vom Rücktritt des nunmehr 44-Jährigen hat Vollmer nur bedingt überrascht.

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Im Gespräch mit SPOX spricht Sebastian Vollmer über die Gedankengänge vor dem potenziellen Karriereende, wie der Prozess hinter den Kulissen ausgesehen haben könnte - und was das Timing von Bradys Rückkehr jetzt für die Tampa Bay Buccaneers und für die Liga bedeutet.

Sebastian Vollmer über...

... Bradys Entscheidung, nach nur sechs Wochen sein Comeback zu verkünden: "Ich denke, man muss das auch in Relation sehen. Diese Entscheidung, die Bekanntgabe seines Rücktritts, das wurde ihm ja vorweggenommen. Es wurde ja bekanntgegeben, dass er zurücktreten wird, und dadurch wurde er dazu gezwungen, Stellung zu beziehen. Intern hätte das ja anders laufen können. Wenn er dem Team sagt: "Vor der Free Agency sage ich euch Bescheid, ich brauche jetzt erst einmal ein paar Wochen Urlaub" - das ist völlig normal, das machen ganz viele Spieler. Dass man nach der Saison, vor allem wenn man den Titel nicht gewinnt, wenn man diesen emotionalen Abbruch hat, dann muss man sich erst einmal aus diesem Loch wieder heraus kämpfen. Dann fragt man sich, ob man das noch machen will, dieses Gefühl, dass man alles gegeben und trotzdem nicht gewonnen hat, und all diese Dinge. Diese Chance gab es ja für ihn nicht. Und dann hat er eben gesagt: "Wenn jetzt schon so ein Chaos ist, dann plant ohne mich - und falls ich sage, dass ich zurückkomme, müsst ihr sagen, ob ihr mich noch wollt." Was ja komplett in Ordnung ist. In meinen Augen ist das alles komplett legitim gelaufen und es wurde nichts verloren."

"Wenn er erstmal nichts sagt, dann hat er sofort den Medienwirbel für sechs, sieben Wochen. Irgendwann muss er ja Stellung nehmen, er kann ja nirgendwo hingehen, ohne dass jemand ihn nervt. Und dann ist es fair, zu sagen, dass er sich noch nicht sicher ist. Und es wäre auch unfair, dem Team zu sagen, dass er weitermacht - und er dann im Sommer doch aufhört. Dann lieber so herum: 'Plant ohne mich, und falls ich meine Entscheidung ändere, und ihr mich dann nicht mehr braucht oder wollt, dann ist es mein Pech.' Aber ich empfinde es als fair gelöst."

... Bradys Herangehensweise in der Vorbereitung auf eine Saison: "Das ist auch irgendwo so ein typisches Brady-Ding, wo er sagt: 'Wenn ich das mache, dann muss ich auch voll trainieren.' Zu sagen, dass er ein paar Wochen vor dem Training Camp ein paar Runden um den Platz läuft, und dann ist er wieder fit - dieses Level könnte er für sich nicht gutheißen. Für ihn ist es so: 'Wenn ich spiele, dann auch auf Hall-of-Fame-Level und als einer der besten oder der beste Quarterback der Liga.' Und dazu gehört natürlich eine immense Vorbereitung, gerade in seinem Alter. Alles was er aufgibt, was er isst, wann er aufsteht, wann er ins Bett geht, die ganze TB12-Method, Konditionstraining, Krafttraining, das alles muss gemacht werden. Die Chemie mit den Receivern muss aufgebaut werden. Und diesen Anspruch hat er an sich selbst, und das kann man nicht mal eben im Juni und Juli in ein paar Wochen machen. Jetzt ist ja ohnehin noch die Zeit, in der die Veterans im Urlaub sind, er hat dahingehend ja nichts verloren."

Sebastian Vollmer: Free Agents neigen dazu zu unterschreiben, weil Brady da ist

... die Bedeutung von Bradys Rückkehr vor dem Start der Free Agency: "Der Impact, den er spielerisch bringt, ist die eine Sache. Aber auf der anderen Seite - und das kenne ich von mir selbst - neigt man als Free Agent eher dazu, jetzt bei den Buccaneers zu unterschreiben, oder in Tampa Bay zu bleiben, weil Tom Brady da ist. Und als Spieler weißt du dann, dass du dort eine Chance hast. Das betrifft vor allem ältere Spieler, die vielleicht nicht mehr so lange spielen werden. Man wird Brady kaum motivierter bekommen als in der kommenden Saison. Weil er weiß, dass das vermutlich seine letzte Saison wird - mal wieder - aber die Zeit läuft weg, das ist ja klar. Auch er muss sich das eingestehen, irgendwann tun die Knie eben weh. Aber jetzt ist es natürlich einfacher, das Team zusammenzuhalten."

... den anstehenden Auftritt der Buccaneers mit Brady in München: "Der Name Brady zieht ohnehin. Aber auch seine vergangene Saison war MVP-würdig, war eine seiner besten Saisons. Er würde auch nicht zurückkommen, wenn er physisch und mental nicht auf dem Stand wäre, dass er die Saison nicht nochmal so abrufen kann. Er sagt das ja immer: Er schuldet es sich selbst, aber auch seinen Mitspielern, so gut wie möglich zu sein. Wenn er diese Leistung nicht abrufen könnte, würde er es nicht machen. Als Buccaneers-Fan kann man sich freuen, als Football-Fan kann man sich freuen. Und wenn man dann vor Ort sein kann und solche Spieler live sehen kann und deren Talent live sehen kann, das ist schon wirklich etwas ganz Besonderes."

... die Frage, ob 2022 Bradys letztes Jahr sein wird: "Ich glaube, dass er die vergangene Saison als seine letzte Saison angesehen hat. Dass er dachte, dass das der letzte Playoff-Run, die letzte Chance ist, und danach hört er auf. Das ist keine Entscheidung, die wächst, das kenne ich von mir selbst - und ich habe bei Weitem nicht so lange gespielt wie er - aber das Gefühl setzt irgendwann ein. Und auf einmal hat man diesen Gedanken im Kopf: Wie lange mache ich das eigentlich noch? Wenn man in die Liga kommt, denkt man, dass man für immer spielt - aber irgendwann fragt man sich, wie lange man eigentlich noch spielt. Man wird älter, man wird rationaler, man hat Kinder und seine Frau. Deswegen denke ich auch: Die kommende Saison ist in seinem Kopf die letzte. Aber wie wir gerade gesehen haben, das heißt nicht, dass es dann auch wirklich so ist. Aber er behandelt es so - was sehr gefährlich ist für die anderen Teams. Wenn man jemanden hat wie Brady, der die Saison als seine letzte Chance angeht, und wie motiviert der dann ist - und auch wie motivierend für die Mitspieler. Da kann man sich auf einige gute Auftritte einstellen."

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