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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 3 in der NFL

SPOX-Redakteur blickt in seiner Kolumne zurück auf Woche 3 in der NFL.
© getty
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Das Horror-Debüt von Fields war ein Versagen der Organisation

Nach dem, was Bears-Coach Matt Nagy mit Mitch Trubisky hinbekommen hat, hatte ich echt etwas Optimismus für die Bears, als Chicago sich Justin Fields im Draft gesichert hatte.

Und damit meine ich nicht Trubiskys beste Saison 2018, als Chicago die Division gewann und so dramatisch in den Playoffs scheiterte. Ich spreche von der vergangenen Saison, als Trubisky für wirklich jeden sichtbar fertig war, Chicagos Line wackelte und die Defense ein gutes Stück entfernt von ihrer 2018er Saison war - und Nagy die Offense anpasste.

Nagy schaffte es letztes Jahr, seiner Offense im letzten Saisondrittel eine Identität zu geben. Er stellte deutlich auf ein Outside-Zone-Blocking-Scheme um, was der Line und der ganzen Offense eine Baseline gab. Plötzlich war das Run Game da, Montgomery lief in vier der letzten sechs Spiele für über 90 Yards, eine Marke, die er in den ersten neun Spielen nie geknackt hatte.

Und für Trubisky waren offene Würfe da. Jeder - auch jeder gegnerische Defensive Coordinator - wusste an diesem Punkt um Trubiskys Limitierungen, die Line war nicht gut in Dropback-Passing-Situationen. Aber Nagy kreierte die offenen Würfe, er ließ Trubisky via Play Action Rollout sichere, kurze Pässe anbringen, und er gab der Offense so einen Rhythmus.

Dass die Bears dieses Jahr offensiv so ihre Probleme haben würden, dafür musste man kein großer Prophet sein; insbesondere mit Blick auf die Offensive Line. Hier könnte dann auch eine Diskussion über die Kaderzusammenstellung erfolgen; warum gibt man einen soliden Left Tackle in Charles Leno ab? Warum ist der Cap so desolat gemanagt, dass man seinen Nummer-1-Corner entlassen und Jimmy Grahams Vertrag mehrere Void-Jahre geben muss?

Aber das ist eine andere Diskussion, die ich teilweise letzte Woche auch schon angesetzt hatte. Aus schematischer Sicht hatte ich vermutet (gehofft?), dass Nagy auch für Fields eine Offense entwerfen würde, welche ihn viel per Design aus der Pocket bringt, welche seine Athletik, seine Accuracy auch außerhalb der Pocket und seinen Deep Ball und seine Aggressivität bestmöglich einsetzt, indem Fields designte Shot Plays außerhalb der Pocket erhält.

Bears-Coach Nagy: "... so schlecht war das"

"Man kann es sich kaum ausdenken, so schlecht war das", gab Nagy nach dem Spiel gegen Cleveland ganz offen zu, und ich bin mir relativ sicher, dass er fernab des Podiums auf der Pressekonferenz noch ganz andere Worte für den Auftritt seines Teams finden wird. Und natürlich, die Browns-Defense - allen voran Myles Garrett - war spektakulär in diesem Spiel, und dass eine Offense mal an der Line of Scrimmage dominiert wird, das haben wir in diesem Jahr bereits häufig gesehen.

Aber wo waren Nagys Antworten? Beziehungsweise, ich würde noch einen Schritt zurückgehen: Was war Nagys Plan?

Denn das, was die Bears in diesem Spiel anboten, sah verheerend stark danach aus, dass er einfach die Pocket-Passer-Offense, die Andy Dalton spielen soll, Fields aufzwingen wollte. Und das ist eine mehr als alarmierende Erkenntnis.

Der erste Dropback war aus Empty bei Zweiter-und-Neun. Nichts war offen, Fields scrambelte für sieben Yards. Der zweite Dropback - und erste Sack - war zwar mit Play-Action-Fake, aber ohne Rollout und hinter einer 5-Men-Protection, welche Cleveland direkt auffraß. Der dritte Dropback war ein Dumpoff bei Dritter-und-22, die nächsten beiden Dropbacks waren beide Sacks, einmal Play Action innerhalb der Pocket, einmal bei langem Third Down hinter der 5-Men-Protection.

Lektion gelernt? Eher nicht. Der nächste Sack kam beim nächsten Drive, Dritter-und-Sechs, Empty, 5-Men-Protection, welche für jeden sichtbar Clevelands 4-Men-Rush nicht stoppen konnte. Und so ging es weiter. Wo waren die Rollouts? Wo die Option Plays? Warum nicht die Pocket bewegen? Warum musste Fields konstant statisch aus der Pocket - und noch aus Empty - spielen, als schneller Ballverteiler, wie man es eben mit Dalton machen würde?

Historisch schlechtes Startdebüt für Justin Fields

Selbst nur mit Blick auf den Game Plan war das ein Totalausfall. Fields' Mobilität nicht in den Game Plan zu integrieren spielt nicht in die Stärken des Rookie-Quarterbacks, es gibt ihm nicht die dringend benötigte Hilfestellung - und nach dem, was wir von Tyrod Taylor letzte Woche gegen die Browns-Defense gesehen haben, ist es auch schlicht schlechte Spielvorbereitung.

Chicago hatte in der ersten Hälfte zwei First Downs, 16 Total Plays, und stand 0/4 bei Third Down, bei 2,6 Yards pro Play insgesamt. Absurd schlechte Werte, Mitte des dritten Viertels hatte Fields -3 Net Passing Yards, und am Ende hatte er weniger Completions (6) als kassierte Sacks (9).

Seine Completion Percentage Over Expectation lag bei -28 Prozent, der niedrigste Wert seit Nathan Peterman in Woche 1, 2018. Fields ist der erste Quarterback seit dem Merger 1970, der bei seinem ersten Start mindestens neun Sacks einstecken musste und nicht über 100 Passing-Yards kam.

Es war ein Horror-Debüt, und auch wenn Fields für sich betrachtet noch deutlich schneller spielen muss und noch Zeit brauchen wird, war es in erster Linie ein Horror-Debüt, weil er von seinem Head Coach keinerlei Hilfe erhielt und hinter der schlechten Line spielte, die sein GM zusammengestellt hat.

Bears: Die Uhr für Nagy läuft aus

Gegen Cincinnati letzte Woche hatte Fields fraglos auch seine Rookie-Momente - er hielt den Ball mehrfach zu lange, er warf eine hässliche Interception -, aber die Upside sprang einen förmlich an. Etwa die Armstärke bei der Out-Route vom gegenüberliegenden Hashmark oder bei einigen ideal platzierten tiefen Pässen zu Mooney, oder auch die Athletik bei einigen Scrambles.

Die Probleme hingen primär damit zusammen, dass Fields sich an NFL-Speed gewöhnen muss - wie schnell Passsfenster zugehen, wie schnell die Pocket wackelt -, und der beste Weg, das zu erreichen, ist, indem er spielt. Mit Blick auf die Prognosen bei Dalton wird Fields diese vielleicht so oder so über die nächsten Spiele noch bekommen.

Wahr ist allerdings auch, dass zwei Punkte in meinen Augen in erster Linie einem jungen Quarterback ernsthafte Probleme bereiten können: Eine wirklich schlechte Offensive Line, und ein Play-Caller, der ihn nicht in vorteilhafte Situationen bringt. Gegen die Browns hatten die Bears beides, und zwar zur Genüge.

Wenn wir das, was wir am Sonntag in Cleveland gesehen haben, als Basis nehmen, muss man fast zu dem Schluss kommen, dass Fields aktuell unter dem Strich nicht davon profitiert, eigentlich so wertvolle Spielpraxis zu sammeln. Und gleichzeitig läuft Matt Nagy die Zeit davon, und das sollte sie auch; genau wie die von GM Ryan Pace. Nagy kann es sich nicht leisten, den Rookie-Quarterback jetzt zu schonen; allerdings kann er es sich auch nicht leisten, ihn nochmals so hängen zu lassen.