Green Bay Packers
Stat to Know 2020: Die Mischung aus "einfacher" Production und Aaron Rodgers' individueller Klasse war ein maßgeblicher Faktor für die herausragende Packers-Offense 2020. Rodgers beendete die Regular Season mit über 43 Prozent seiner Pässe via Play Action oder Screen, dazu hatte Green Bay eine der höchsten RPO-Quoten in der NFL. Rodgers legte bei Play Action 21 Touchdown-Pässe auf - ohne eine einzige Interception. Absurd.
Offense Grundlage 2021: Moderne West Coast-/Bootleg Play Action Interpretation
Von wegen simple Rushing-Offense: Nur sieben Teams waren 2020 in neutralen Spielsituationen bei First und Second Down Pass-lastiger als die Packers. Green Bay hatte eine exzellente Mischung aus seinen Outside Zone Run Designs, welche in puncto Play-Design hervorragend insbesondere mit den Play-Action-Shots im Passspiel harmonierten. Tight End Robert Tonyan fing zwölf Touchdown-Pässe, dabei musste er selten einen Verteidiger mit einer spektakulären Route aussteigen lassen. Rodgers wirkte extrem komfortabel in der Offense, seine Accuracy war wieder deutlich konstanter. Dabei ist auffällig, wie deutlich LaFleur die Offense an Rodgers' Präferenz anpasste, eher außen als über die Mitte zu attackieren. In den Rollouts, im Passspiel nach außen, und über Screens, Jet Sweeps und dergleichen im Kurzpassspiel findet diese Offense statt. Green Bay ist eines der Teams, bei dem ich eine noch prominentere Roll von Jet Motion als ein Kernelement der Offense erwarte. Dieser Trend ist ligaweit zunehmend festzustellen - gerade die Outside-Zone-/Play-Action-Teams bauen das mehr und mehr in ihre Kernstruktur ein -, die Packers nutzten Jet Motion als Teil eines Plays 2020 bereits auffällig häufig und waren eines von drei Teams, das Jet Motion bei mindestens zehn Prozent der eigenen Pass-Plays einsetzte. Tyler Ervin hatte diese Rolle bis zu seiner Verletzung, man kann fest davon ausgehen, dass Rookie Amari Rodgers die "Jet-Motion-Spieler"-Aufgabe erhält. Der ist wie gemacht für diese Funktion.
Houston Texans
Stat to Know 2020: Man mag die 2020er Texans nicht als 2-Tight-End-Offense auf dem Schirm haben, tatsächlich aber spielten nur vier Teams mehr 12-Personnel als Houston: 28 Prozent der eigenen Offense-Snaps kamen aus dieser Personnel-Gruppe - und das durchaus ansehnlich (9 TD, 1 INT, 8,7 Yards/Pass). Mit Blick auf den aktuellen Kader könnte das auch 2021 ein Thema bleiben.
Offense Grundlage 2021: Erhardt-Perkins-Variante mit flexiblem Option Run Game
Ich hatte hier überlegt, einfach ein "?" bei der Grundlage einzusetzen - es ist ein großes Rätselraten bei den Texans, beginnend mit der offensichtlichen Quarterback-Frage. Sehen wir Deshaun Watson 2021 im Trikot der Texans? Wird er gesperrt? Oder noch getradet? Ist es eine Tyrod-Taylor-Offense? Und was machen die Texans mit vier Running Backs? Grundsätzlich ist offensichtlich, dass die Texans für ein Übergangsjahr planen. Da der Offensive Coordinator vom neuen Trainerstab übernommen wurde, wäre es wohl mit Watson weiterhin eine vertikale Variante einer Erhardt-Perkins-Offense, die ohne Will Fuller eine maßgebliche Säule verloren hat. Versucht man, aus dem aktuellen Kader etwas heraus zu lesen, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Kreieren von Matchups und die Flexibilität innerhalb der Konzepte - welche ohnehin ein Kernelement der EP-Offense ist - stärker in den Mittelpunkt gerückt werden soll. Das könnte dann auch über David Johnson, Rex Burkhead und Co. aus dem Backfield laufen, aber auch eine noch stärkere Fokussierung auf die 2-Tight-End-Sets ist denkbar: Jordan Akins hat letztes Jahr Potenzial angedeutet, seine 49 Targets wurden nur von Cooks und Fuller übertroffen. Dazu haben die Texans mit Brevin Jordan einen der spannenderen Receiving-Tight-Ends der diesjährigen Klasse gedraftet. Spielt Tyrod Taylor, würde ich zudem ein Option Run Game als Teil davon erwarten.
Indianapolis Colts
Stat to Know 2020: Einzig Ben Roethlisberger hielt den Ball im Schnitt noch kürzer (2,17 Sekunden) als Philip Rivers (2,39 Sekunden). Wenn Rivers den Ball 2020 in weniger als 2,5 Sekunden warf, legte er laut PFF 17 Touchdowns auf, bei zwei Interceptions, und brachte 74,6 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler. Neu-Colt Carson Wentz in den gleichen Parametern: 6 TD, 5 INT, 68 Prozent Completions.
Offense Grundlage 2021: West Coast Variante mit hohem RPO-Anteil
Über allem in Indianapolis steht ein Leitmotiv: Carson Wentz soll wieder in die Spur gebracht werden. Die Hoffnung, irgendwann einen konstanten Top-16-Quarterback aus Wentz herauskitzeln zu können, war der Grund für den Trade und könnte die Weichen für die mittelfristige Zukunft in Indianapolis stellen - in die eine oder andere Richtung. Also lautet die Frage: Wie plant Head Coach Frank Reich, der Wentz noch aus Philadelphia kennt, das? Die West Coast Offense ist und bleibt der Kern in Reichs Offense, daraus wird sich nichts ändern und Wentz sollte damit auch vertraut sein. Ich erwarte eine auf schnelle Pässe ausgelegte Offense, die es Wentz schematisch ermöglicht - und ihn ein Stück weit auch dazu zwingt - den Ball schnell loszuwerden. Run Pass Options sollten ein adäquates Mittel sein, welches Philly auch sehr früh mit Wentz schon einbaute, genau wie das gezielte Kreieren von Matchups im Underneath Passing Game. Nyheim Hines sollte eine wichtige Schachfigur dafür sein, letztes Jahr sah er bereits Team-intern die zweitmeisten Targets. Die Colts könnten ihn noch mehr herumschieben (nur 78 seiner 424 Offense-Snaps letztes Jahr kamen im Slot oder Outside). Vielleicht die größte schematische und Personnel-Frage ist, wie viel über die Tight Ends laufen soll: Die Eagles 2017 waren extrem Tight-End-lastig, attackierten Defenses auch gerne aus 2- und 3-Tight-End-Sets, gerade bei Early Down, um so vorteilhafte Matchups zu erreichen. Überträgt das Reich auf die 2021er Colts mit Jack Doyle und Mo Alie-Cox? Rookie Kylen Granson könnte dann eine Überraschung werden.
Jacksonville Jaguars
Stat to Know 2020: Die Jaguars spielten 2020 ligaweit mit am meisten 11-Personnel (73 Prozent der eigenen Offense-Snaps/Liga-Schnitt: 60 Prozent) und waren daraus extrem Pass-lastig (Pass-Quote: 75 Prozent/Liga-Schnitt aus 11-Personnel: 67 Prozent).
Offense Grundlage 2021: Shotgun Spread Offense mit Fokus auf Matchups
Urban Meyer hat früh klargemacht, dass er nicht der offensive Play-Caller sein wird - gleichzeitig aber war für ihn eine wichtige Qualität bei seinem neuen Offensive Coordinator Darrell Bevell, dass der sich an Meyers Vision der Offense anpassen kann. Mit Meyer, Bevell und Brian Schottenheimer stehen in Jacksonville drei Köche am Brei, die allesamt viel Erfahrung mitbringen. Irgendeine Art Mix muss man somit fast vermuten, doch im Kern erwarte ich Meyers Offense: Eine Shotgun Spread Offense, in der die Defense horizontal gestreckt wird und so Matchups leichter zu isolieren sind, mit jeder Menge "Eye Candy" für die Defense: Option Plays, Jet Motion, Zone Reads Runs mit dem Quarterback, und so weiter. Spieler wie Travis Etienne und Laviska Shenault könnten darin ausgeprägte Rollen erhalten und Teil der Idee ist auch, dass man so gegen mehr leichte Boxes den Ball laufen kann. Mit den großen Outside-Receivern dürfte Meyer versuchen, Eins-gegen-Eins-Matchups im vertikalen Passspiel zu kreieren - eine der spektakulären Kernkompetenzen von Rookie-Quarterback Trevor Lawrence.
Kansas City Chiefs
Stat to Know 2020: Patrick Mahomes warf im Vorjahr die fünftmeisten Pässe (588) - und prozentual die drittwenigsten ligaweit in enge Fenster. Nur 11,4 Prozent seiner Pässe waren laut Next Gen Stats sogenannte "Tight Window Throws". Zudem warf kein Quarterback ansatzweise so viele Touchdowns bei Screens wie Mahomes (7).
Offense Grundlage 2021: West Coast/Air Raid Hybrid mit einem Power Run Game
Die oben aufgeführte Statistik unterstreicht: Kaum ein Team versteht es besser, seinen Quarterbacks "leichte" und offene Würfe anzubieten, und so dessen Ausnahme-Qualitäten außerhalb der Struktur als "Kirsche auf der Sahne" und nicht als kritischen Bestandteil der Offense einzugliedern. Fast 40 Prozent aller Pässe von Mahomes waren laut PFF entweder Screens oder kamen via Play Action. Kansas City hat über die letzten Jahre konstant an seinem Hybrid aus der West Coast Offense - welche immer Andy Reids Prägung war und welche man dementsprechend auch in seiner Herangehensweise wiederfindet - und Elementen der Air Raid und generell von Spread-Offenses gearbeitet. Die Chiefs nutzen etwa Run Pass Options und Jet Sweeps intensiv, außerdem isolieren sie gerne Tight End Travis Kelce auf einer Seite der Formation in 3x1 Sets, mehr als jedes andere Team. Daraus attackiert Kansas City auch gerne den mitteltiefen und den tiefen Bereich im Zentrum des Feldes. All das stresst Defenses in mehreren Bereichen und kreiert Räume. Die Investments in die Offensive Line, insbesondere in Joe Thuney und Orlando Brown, könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Chiefs im Run Game eine klarere Identität in mehr Power-Konzepten finden wollen.
Las Vegas Raiders
Stat to Know 2020: 140 Targets sah Tight End Darren Waller in der vergangenen Regular Season - einzig Stefon Diggs, DeAndre Hopkins, Allen Robinson und Davante Adams lagen vor ihm. Team-intern kamen Henry Ruggs (43 Targets) und Nelson Agholor (82) zusammengerechnet nicht einmal auf Wallers Zahl.
Offense Grundlage 2021: West Coast Offense
Jon Grudens Prägung in der West Coast Offense lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Raiders nutzen Pre-Snap-Motion, sie spielen primär Under Center, und sie attackieren bevorzugt die Mitte des Feldes mit einem gut getimten Kurzpassspiel und vielen Pässen auch zu den Running Backs. Waller ist dabei der Motor der Offense, 20 Prozent seiner Pass-Play-Snaps verbrachte er letztes Jahr im Slot. Gemeinsam mit Slot-Receiver Hunter Renfrow treibt er das Kurzpassspiel voran. Auffallend war, dass die Raiders letztes Jahr eine deutlich größere vertikale Komponente mit einbauten - die Rolle von Nelson Agholor soll dabei jetzt John Brown, und in zunehmend größeren Teilen Henry Ruggs übernehmen. Es ist eine präzise Offense mit einem akkuraten Quarterback; allerdings wird Gruden womöglich mehr Alternativpläne in der kommenden Saison brauchen, falls die Offensive Line die durchaus denkbaren Probleme bekommt.
Los Angeles Chargers
Stat to Know 2020: Einzig Russell Wilson warf 2020 mehr Touchdowns gegen Pressure (14) als Justin Herbert (13). Wilson aber warf unter Druck auch sechs Interceptions, Herbert nur zwei. Eine vergleichbare Quote unter Druck hatte nur Aaron Rodgers (8:1).
Offense Grundlage 2021: Flexible West Coast Offense mit mehr Fokus auf Deep Shots
Eine deutliche schematische Veränderung erwarte ich in der Art und Weise, wie die Chargers die Mitte des Feldes bespielen. Blickt man auf die Route-Verteilung letztes Jahr, bietet sich ein sehr ungewöhnliches Bild: Die Chargers waren schematisch kaum daran interessiert, ein Kurzpassspiel über die Mitte aufzuziehen. Stattdessen prägten Screens und kurze Dumpoffs auf der einen, sowie tiefe Shot-Plays nach außen auf der anderen Seite des Spektrums die Offense. Hier sieht man deutlich eine Parallele zu der Art und Weise, wie Herbert im College eingesetzt wurde - nur dass er in seiner Rookie-Saison bei den Chargers kurioserweise im vertikalen Passspiel deutlich besser war und mit Druck wesentlich sicherer umging. Das allerdings sind auch Argumente dafür, dass ein wenig Zurückhaltung vor Herberts zweiter Saison vielleicht doch angebracht ist. Kann er das jetzt auf diesem Level konservieren?
Was die Offense stilistisch angeht, so muss wird hier mit dem Einfluss von Joe Lombardi, der aus New Orleans kommt, mit Sicherheit ein anderes Spiel aufgezogen. Die Saints bearbeiten im Kurzpassspiel die Mitte des Feldes mit sehr hoher Frequenz, und für Herbert wird es dann wichtig sein, seine Accuracy konstanter abzurufen und das Timing aus sauberer Pocket zu verbessern. Hier hatte er als Rookie noch Probleme, und hier werden Lombardi und Herbert die richtige Balance finden müssen. Ebenfalls zu erwarten ist, dass Lombardi die Vielzahl an Personnel-Groupings, welche die Saints spielen, installiert. Die Chargers letztes Jahr waren ganz klar eine 11- und 12-Personnel-Offense.