Dabei hatten die Jets eigentlich einen optimalen Start ins Spiel erwischt: Beim ersten Drive des Spiels erzielten die Gastgeber gleich den ersten Touchdown des Spiels: Sam Darnold (23/42, 230 YDS, 6 ATT, 84 YDS, TD) trug einen Scramble über 46 Yards bis in die gegnerische Endzone und ließ dabei unter anderem die Broncos-Safetys Justin Simmons und Kareem Jackson äußerst schlecht aussehen.
Von diesem Punkt an verfiel die Offense der Jets allerdings erneut in alte Muster: Die Offensive Line, in der sich mit Mekhi Becton, Chuma Edoga und George Fant gleich drei Tackles verletzten, wackelte enorm, Darnold traf falsche Entscheidungen und verfehlte einige offene Würfe. Mit zahlreichen Early-Down-Runs sowie wenig kreativen Play-Designs half Gase seinem Quarterback allerdings auch wenig aus.
So endeten die zwei darauffolgenden Drives der Jets, bei denen Jamison Crowder (7 REC, 104 YDS) zurückkehrte, jeweils in Punts. Anschließend marschierten Darnold und Co. zwar zweimal in Serie 55 Yards das Feld runter, mussten in der Red Zone schließlich aber zweimal ein Field Goal schießen: Sam Ficken verwandelte die Kicks aus 26 und 38 Yards Entfernung, New York ging mit einem 13:17-Rückstand in die Halbzeit.
Auf Seiten der Broncos erwischte Quarterback Brett Rypien (19/31, 242 YDS, 2 TD, 3 INT, 5 ATT, -5 YDS) bei seinem Debüt als Starting Quarterback derweil einen guten Start ins Spiel: Rypien wurde den Ball schnell los und stellte seine gute Genauigkeit beim Wurf mehrfach unter Beweis. So führte er das Team von Head Coach Vic Fangio zu drei Touchdowns, wovon er zwei selbst warf: Beim ersten ließ Jets-Cornerback Pierre Desir einen 48-Yard-Pass von Rypien durch die Hände rutschen, sodass Jerry Jeudy (2 REC, 61 YDS, TD) den Ball fangen und in die Endzone tragen konnte, im dritten Viertel wurde erneut Desir zum Touchdown geschlagen, diesmal von Tim Patrick (6 REC, 113 YDS, TD).
Eine Minute und 40 Sekunden vor der Halbzeit hatte Melvin Gordon (23 ATT, 107 YDS, 2 TD, 2 REC, 11 YDS) die Broncos zudem mit einem Run von der Ein-Yard-Linie mit 17:10 in Führung gebracht.
NFL: Rypien wirft drei Interceptions und siegt trotzdem
Rypien war allerdings in der ersten Halbzeit auch schon ein böser Fehler unterlaufen: Bei einem First-and-Ten warf er den Ball spät im Down schlampig weg, sodass Desir den Ball noch mit zwei Füßen im Feld fangen und mit ihm in den Händen ins Aus fallen konnte. Es sollte nur die erste von drei Rypien-Interceptions im Spiel gewesen sein.
Beim Stand von 27:19 für die Broncos warf der 24-Jährige das Leder unter Druck in Triple-Coverage, erneut war es Desir, der den Ball abfangen und somit seine Fehler zumindest teilweise wiedergutmachen konnte. Der Cornerback trug den Ball zum Pick Six in die Endzone zurück. New York vergab zwar die folgende Two-Point-Conversion, nur vier Plays später warf Rypien den Ball jedoch erneut in die Hände eines Jets-Cornerbacks, diesmal schlug Brian Poole zu.
Sechs Minuten vor dem Ende schafften es die Jets beim Stand von 25:27 so an die gegnerische 19-Yard-Linie und sahen sich dort einem Fourth-and-One gegenüber. Gase entschied sich jedoch dagegen, das Down auszuspielen und ließ das Field Goal zur 28:27-Führung kicken. Nach einem Field-Goal-Drive der Broncos sahen sich die Jets kurz darauf jedoch einem Fourth-and-Three an der Mittellinie gegenüber. Dieses längere Down ließ der Coach ausspielen, Darnold wurde dabei von Bradley Chubb gesackt.
Im Gegenzug lief Melvin Gordon aus 43 Yards bis in die gegnerische Endzone. Der Touchdown zum 37:28 sorgte für die Vorentscheidung und stellte auch den Endstand in dem Duell der beiden noch sieglosen Teams dar.
Die Jets empfangen in der kommenden Woche die Arizona Cardinals, die Broncos treffen auswärts auf die New England Patriots.
New York Jets (0-4) - Denver Broncos (1-3)
Ergebnis: 28:37 (7:3, 6:14, 3:7, 12:13) BOXSCORE
Jets vs. Broncos - die wichtigsten Statistiken
Als einziges Team der NFL warteten die Jets nach drei Spielen noch auf ihre erste Führung in der laufenden Saison. Mit seinem spektakulären Touchdown-Run beendete Darnold diese Serie gleich beim ersten Drive: New York ging zum ersten Mal seit 278 Tagen in einem NFL-Spiel in Führung.
Darnolds Run besorgte nicht nur die erste Führung für die Jets, er stellte auch eine neue Bestmarke in der laufenden Saison auf: Durch seinen 46-Yard-Run verantwortet nun Darnold - und nicht etwa Lamar Jackson oder Kyler Murray - den längsten Touchdown-Run eines Quarterbacks in dieser Spielzeit.
Und gleich noch eine Statistik zu Darnolds verrückter Rushing-Leistung: Alleine in der ersten Halbzeit verbuchte der 23-Jährige 63 Rushing Yards - mehr als er in der gesamten Saison 2019 (62) gesammelte hatte!
Beide Teams kamen ohne Saisonsieg und mit zahlreichen Verletzten in das Spiel. Das machte sich auf dem Feld klar bemerkbar: Sowohl die Jets als auch die Broncos kassierten zahlreiche Strafen, der Großteil davon vermeidbar: New York schloss das Spiel mit elf Penalties für 118 Yards, die Broncos mit acht Penalties für 94 Yards ab.
Der Star des Spiels: Bradley Chubb (Edge Defender, Denver Broncos)
Die Jets hatten mit enormen Problemen auf der Left-Tackle-Position zu kämpfen und Chubb nutzte diese schamlos aus. Immer wieder schlug er seinen Gegenspieler Conor McDermott unmittelbar nach dem Snap. Chubb verzeichnete 2,5 Sacks - darunter den Sack gegen Darnold beim entscheidenden Fourth-and-Three kurz vor Spielende -, fünf Quarterback Hits und zwei Tackles for Loss - ein Monsterspiel! Ebenfalls stark: Slot Cornerback Bryce Callahan.
Der Flop des Spiels: Die Offensive Line der Jets
Chuma Edoga, Mekhi Becton, George Fant - den Jets brach im Laufe des Spiels ein Offensive Tackle nach dem anderen weg und das machte sich deutlich bemerkbar. Insbesondere Left Tackle Conor McGovern sah gegen seinen Gegenspieler Chubb kaum Land, doch auch der Rest der Offensive Line wackelte im Laufe des Spiels mehr und mehr. Obwohl Darnold mit seiner Athletik mehreren Rushes gut auswich, ließ New York sechs Sacks und zehn Quarterback Hits zu.
Analyse: Jets vs. Broncos - die Taktiktafel
- Die Broncos hatten sich offensichtlich vorgenommen, Darnold stark unter Druck zu setzen - dessen Probleme gegen gewisse Blitz-Pakete sind schließlich hinlänglich bekannt. Denver blitzte daher intensiv, vor allem bei Third Down brachten die Broncos immer wieder Extra-Rusher. Eine durchaus bemerkenswerte Strategie, da Fangios Philosophie in der Defense für gewöhnlich auf einem Vier-Mann-Rush mit Zone-Coverage dahinter basiert.
- Darnold hatte zwar häufig Probleme den Ball gegen die Blitzes schnell loszuwerden, bewegte sich zumindest zu Beginn des Spiels jedoch meist gut in der Pocket und wich durchgebrochenen Rushern immer wieder aus. So verlängerte er zahlreiche Plays und sorgte mit Scrambles oder Würfen aus dem Lauf für neue First Downs. In der zweiten Halbzeit wurde er unter dem stetigen Druck allerdings zunehmend unsicherer.
- Kein Team setzte in den ersten drei Wochen bei First- oder Second-and-Long häufiger auf Laufspielzüge als die Jets, in diesem Spiel hielten beide Coaches an dieser - äußerst fragwürdigen - Strategie fest: Die Jets callten fünfzehn, die Broncos neunzehn Runs in Situationen, in denen ihr Team zehn oder mehr Yards für ein First Down benötigten. Mit Ausnahme von Gordons Touchdown-Run spät im Spiel führte kein einziger dieser Spielzüge zu einem neuen First Down.
- Generell sah die Jets-Offense einmal mehr viel zu statisch und uninspiriert aus. In der ersten Halbzeit nutzte New York bei gerade mal drei seiner 40 offensiven Plays Motion vor dem Snap - so unterstützt du deine Offense, der es an Qualität und Talent mangelt, sicher nicht.