24. Chicago Bears
Zwei defensive Starter haben die Bears über die letzten Wochen für die Saison verloren: Defensive Tackle Eddie Goldman per Opt-Out sowie Cornerback Artie Burns verletzungsbedingt. Letzteres sollte nicht allzu schwer ins Gewicht fallen - Zweitrunden-Pick Jaylon Johnson könnte sich schnell als die bessere Alternative entpuppen. Goldman zu ersetzen wird schwieriger, doch mit Mack, Hicks und Robert Quinn haben die Bears eines der besten D-Line-Trios in der NFL. Die Defense sollte (sehr) gut sein, die großen Zweifel in Chicago betreffen die Offense: Nick Foles und Mitch Trubisky haben sich im Camp wohl beide nicht mit Ruhm bekleckert, Trubisky startet zunächst. Running Back David Montgomery könnte den Saisonstart verpassen, die Offensive Line muss sich im Vergleich zum letzten Jahr wieder steigern und das Receiving-Arsenal abgesehen von Allen Robinson bringt verschiedenste Fragezeichen mit sich. Funktioniert der Ansatz, mehr mit zwei Tight Ends zu agieren, wenn diese Jimmy Graham und Cole Kmet heißen? Macht Anthony Miller den erhofften Sprung? Ultimativ hängt alles davon ab, was die Bears von der Quarterback-Position bekommen.
23. Denver Broncos
Diese Offense sollte Spaß machen. Zwar fällt K.J. Hamler vorerst aus, doch Rookie-Kollege Jerry Jeudy, gemeinsam mit Courtland Sutton, Noah Fant und einem tiefen Backfield gibt Drew Lock ein volles Waffenarsenal. Zwei Einwände, die als Euphoriebremse fungieren: Lock hat letztes Jahr positive Ansätze gezeigt, ist aber angesichts der minimalen Sample Size weitestgehend noch eine Unbekannte. In seinem zweiten Jahr in der NFL muss er jetzt direkt eine neue Offense unter Pat Shurmur lernen, was unter anderem dazu führen sollte, dass Denver das Feld mehr in die Breite zieht. Gelingt es Shurmur, Locks Armstärke auch in ein funktionales vertikales Passspiel umzumünzen? Das fehlte letztes Jahr noch auffällig. Defensiv sind die Cornerbacks die größte Problemzone: Kann A.J. Bouye die Cornerback-Gruppe, mit der Hilfe eines guten Safety-Duos, stabilisieren? Der Pass-Rush, mit Bradley Chubb zurück und Neuzugang Jurrell Casey neben Von Miller, sollte gut sein.
22. Las Vegas Raiders
Schaut man sich die Raiders-Defense im Detail an, dann kann man zu einer womöglich unerwarteten Schlussfolgerung kommen: diese Raiders-Defense könnte überraschen. Die Secondary mit Erstrunden-Pick Damon Arnette - den allerdings aktuell eine Handverletzung plagt -, Johnathan Abram nach Verletzung zurück und Viertrunden-Pick Amik Robertson für den Slot, was es Lamarcus Joyner erlauben sollte, wieder auf die deutlich besser geeignete Safety-Position zu rücken, hat definitiv Potenzial. Die Linebacker-Gruppe wurde mit den Verpflichtungen von Cory Littleton und Nick Kwiatkoski von einer der schlechtesten zu wenigstens Liga-Durchschnitt, tendenziell sogar mehr. In der Front muss Clelin Ferrell deutlich besser spielen. Gelingt der Defense unter dem Strich dieser Fortschritt, könnten die Raiders im Playoff-Rennen mitmischen: Gruden und Mayock haben eine Offense aufgebaut, die gut zu Derek Carr passt; mit sehr guten Yards-after-Catch-Waffen wie Henry Ruggs, Darren Waller, Hunter Renfrow oder auch Jacobs im Backfield. Bryan Edwards bringt zusätzliche Physis mit. Carr spielt um seine sportliche Zukunft in Vegas, die Umstände dafür sind mehr als fair.
21. Cleveland Browns
Die Gefahr ist definitiv da, sich erneut von den Browns verführen zu lassen. Ähnlich wie im Vorjahr, als der Hype dank Odell Beckham und Freddie Kitchens scheinbar keine Grenzen kannte, laden die Browns auch nach einem weiteren Neustart dazu ein, optimistisch gestimmt zu sein. Mit Kevin Stefanski sollte deutlich mehr Struktur in der Offense Einzug erhalten und das auf eine Art und Weise, die zu den Spielern passt: Das Outside-Zone-Blocking passt zur Line und den Running Backs, viele Rollouts sollten Mayfield gelegen kommen und um Stefanskis Idee umzusetzen, wurde deutlich in die Tight-End-Gruppe investiert. Die Offense hat alles, um deutlich, deutlich besser aufzutreten als letztes Jahr - und defensiv ist die individuelle Qualität auf den Schlüsselpositionen noch immer hoch. Bitter hier: Die Verletzung von Rookie Grant Delpit schränkt die Browns in ihrer Coverage-Flexibilität definitiv ein, Delpit hätte auch geholfen, die schwache Linebacker-Gruppe zu entlasten.
20. Atlanta Falcons
Quo vadis, Falcons? Nachdem Head Coach Dan Quinn letztes Jahr schon fast abgesägt war, rettete eine starke zweite Saisonhälfte seinen Job - doch war das in der Gesamtbetrachtung gut oder schlecht für Atlanta? Kann Dirk Koetter mehr aus der Offense raus holen? Oder müssen Matt Ryan, Julio Jones und Calvin Ridley die Offense im Alleingang tragen? Zumindest die Line sollte sich stabilisieren. Allerdings wird die Offense auch einmal mehr viel punkten müssen, denn von der Defense - und insbesondere den Cornerbacks - kann man nicht allzu viel erwarten. Der Pass-Rush ist auf dem Papier mit Dante Fowler und Marlon Davidson verbessert, aber nach wie vor ist Quinn den Beweis schuldig, dass er eine Top-Defense aufs Feld bringen kann. Und die Zeit läuft ihm davon.
19. Los Angeles Rams
Die Rams könnten so etwas wie die graue Maus der kommenden Saison werden: Nicht gut genug, um wirklich oben mitzuspielen, aber deutlich zu stark für das untere Liga-Viertel. Der neue, vergleichsweise unerfahrene Defensive Coordinator Brandon Staley muss im Vergleich zum Vorjahr fünf Starter ersetzen, hat das potenziell schwächste Linebacker Corps der Liga und Fragen im Pass-Rush, abgesehen von Aaron Donald selbstredend. Und die Offense? Letztes Jahr hatten die Rams vor allem in der ersten Saisonhälfte erhebliche Probleme in der Offensive Line, und nur falls sich die Interior Line weiter stabilisiert und Right Tackle Rob Havenstein die Kurve bekommt, können die Rams diese Probleme hinter sich lassen. Das ist der maßgebliche X-Faktor vor der kommenden Rams-Saison, wenn es mehr als oberes Mittelmaß werden soll. Die Offense wird vermutlich weiter angepasst, mit mehr 2-Tight-End-Sets, Rookie-Receiver Van Jefferson könnte überraschen. Doch reicht das, um in der starken NFC mitzuhalten? Oder droht eine Saison im oberen Liga-Mittelmaß?
18. New England Patriots
Kein Team wurde durch die Corona-Opt-Outs härter getroffen als die Patriots. Mit Dont'a Hightower, Patrick Chung und Marcus Cannon fehlen wichtige Starter, dazu Spieler wie Dan Vitale, Matt LaCosse und Brandon Bolden, die ergänzende Rollen gespielt hätten. Das in Kombination mit dem ohnehin großen defensiven Aderlass in der Free Agency sorgt bereits für einen größeren Umbruch - ganz zu schweigen natürlich davon, dass die Offense im Übergang von Tom Brady zu Cam Newton auf den Kopf gestellt werden dürfte und das Waffenarsenal noch immer wacklig daherkommt. Die Patriots sind kaum zu prognostizieren, haben aber nach wie vor genug individuelle Qualität in der Secondary - potenziell die beste Secondary der Liga, auf der Belichick defensiv alles aufbaut -, in der Offensive Line und insbesondere dem Trainerstab, sodass das Liga-Mittelmaß der Floor für die Pats ist. Mit der Verpflichtung von Newton haben sie zusätzlich ihr Ceiling hochgeschraubt.
17. Arizona Cardinals
Das Scheinwerferlicht gehört der Offense: Das zweite Jahr von Kingsbury und Murray, der Trade für DeAndre Hopkins, eine Offensive Line im Aufwind. Doch die größten Änderungen brachte diese Offseason für die Defense mit sich: Mit Jordan Phillips, Isaiah Simmons, De'Vondre Campbell, Devon Kennard und Dre Kirkpatrick könnten hier gleich fünf Neuzugänge starten. Wie das im Detail funktioniert, ob Vance Joseph die richtige Rolle für Simmons findet, ob die Cornerbacks gut genug sind und ob man endlich einen funktionierenden Pass-Rush abseits von Chandler Jones aufs Feld bringt, steht in den Sternen - hier aber fand ein deutlich größerer und notwendiger Umbruch statt: Arizona hatte letztes Jahr eine der schlechtesten Defenses der Liga. Von der Offense derweil muss man einen Schritt nach vorne erwarten dürfen; setzt Murray seine Entwicklung fort und hat Hopkins den erhofften Effekt auf Kingsburys Offense, kann Arizona Richtung Top-10-Offense gehen. Klettert dann die Defense ins Liga-Mittelmaß, könnten die Cardinals überraschen - in einem Best-Case-Szenario.