7. Tyler Huntley, Utah
In einem Satz: Ein explosiver Runner, der als Scrambler und in einer Option-Offense gefährlich sein sollte, mit guter Accuracy punktet und einen guten Deep Ball zeigt - aber seine Armstärke bringt Limitierungen mit, Huntley läuft noch deutlich zu häufig zu schnell los und zum Teil läuft er schlicht zu ungeduldig.
Stärken:
- Seine beste Qualität ist die Accuracy. Extrem effizient im Kurzpassspiel aber auch Intermediate, platziert Pässe gegen enge Man Coverage gut und liest das Feld schnell. Seine Adjusted Completion Percentage von 82,6 Prozent war laut PFF der beste Wert im gesamten College-Football 2019.
- Athletik ist offensichtlich. Huntley ist brandgefährlich als Scrambler und könnte in einer Option-Offense spielen. Ein sehr agiler Runner, nicht auf dem Level, insbesondere was die Explosivität angeht, von Lamar Jackson, aber stilistisch vergleichbar.
- Zeigt Touch als Passer, insbesondere auch bei tiefen Pässen. Neun Touchdowns bei Pässen über mindestens 20 Yards in der vergangenen Saison.
- Bewegt sich gut in der Pocket, hat sich glänzend gegen Pressure behauptet - und den sah er hinter einer schlechten Offensive Line häufig, mit einer Pressure-Quote von 41 Prozent zusätzlich zu einer sehr hohen Drop-Quote seiner Receiver (7 Prozent).
- Huntley macht wenige gravierende Fehler als Passer, sprich: wenige Risiko-Pässe. In der Summe eine positive Überraschung innerhalb dieser Klasse.
Schwächen:
- Zu viele "One-Read-and-Take-off"-Plays. Huntley nutzt seine Athletik zu häufig als schnellen statt als letzten Ausweg, wenn sein erster Read nicht offen ist.
- Spielt teilweise ungeduldig in der Pocket.
- Armstärke ist problematisch. Dadurch auch bei engen Fenstern etwa zwischen zwei Zones sehr inkonstant. Hat teilweise schlicht nicht die Power, um Bälle in diese Fenster zu bekommen.
- Antizipation gegen Zone Coverage insgesamt könnte noch besser sein.
- Läuft mehrmals pro Spiel schlicht in den Verteidiger rein, in der Pocket oder auch bei Option-Plays als Runner.
SPOX-Empfehlung: 3. Runde
6. Anthony Gordon, Washington State
In einem Satz: Eine präzise Ballverteilungsmaschine mit einem blitzartigen Release und schnellen Reads, doch werden NFL-Teams seine Armstärke und sein Verhalten gegen Pressure genau wie seine schlechten Auftritte in den beiden Spielen gegen die guten Defenses von Utah und Washington hinterfragen.
Stärken:
- Extrem schneller Release. Sobald Gordon sein Ziel identifiziert hat, ist der Ball blitzartig raus.
- Der Release funktioniert zusammen mit sehr guter Körperkontrolle. Gordon geht regelmäßig durch seine Reads, ist dabei schnell in Wurfposition und dann ist der Ball eben auch schnell raus. Man hat schlicht oft das Gefühl, dass er genau weiß, wo er mit dem Ball hingehen muss. Gordon hat das, was man als ein "gutes Gefühl für das Spiel" bezeichnen würde.
- Antizipation und Accuracy sind bereits auf einem guten Level. Insbesondere auf das Intermediate-Level (etwa 10 bis 20 Yards Downfield) punktete Gordon. Noch besser und effizienter ist er aber im Kurzpassspiel, hier war er primär zuhause. 264 seiner (absurden) 692 Pässe in der vergangenen Saison hat er hierhin geworfen.
Schwächen:
- Mechanics sind noch sehr unkonstant. Im Gegensatz zu Gardner Minshew im Vorjahr in der gleichen Offense hat Gordon noch mehr mit der Beinarbeit zu kämpfen, seine Füße werden teilweise in der Pocket faul und gegen Pressure brachen seine Mechanics regelmäßig komplett ein.
- Hat immer wieder Verteidiger Underneath übersehen, so kamen auch viele seiner Interceptions zustande.
- Armstärke ist nicht gut. Wird insbesondere im vertikalen Passspiel deutlich, aber eben auch bei engeren Fenstern.
- Mein Eindruck: Gelegentlich verliert sich Gordon in einem Play. Dann klebt er an einem Read und wirft den Ball ohne erkennbaren Sinn in die Coverage. Sobald er außerhalb der Struktur agieren muss, hatte er regelmäßig Aussetzer.
- Generell: Washington States Air Raid Offense hat seine Zahlen enorm aufgebläht. Gordon beendete die Saison mit 493/692, 5.563 Yards und 48 Touchdowns, bei 16 Interceptions. 738 (!) dieser 5.563 Yards kamen laut PFF bei Screens, der Höchstwert in der vergangenen Saison. Seine durchschnittliche Target-Tiefe von 7,2 Yards ist dementsprechend extrem gering, Gordon lebte von simpleren, kurzen Pässen.
SPOX-Empfehlung: 3. Runde
5. Jordan Love, Utah State
In einem Satz: Der "Tools"-Kandidat dieser Klasse: Love hat einen fantastischen Release und einen Arm, der Lust auf mehr macht - aber in nahezu allen anderen Aspekten, die Quarterback-Play in der NFL definieren, ist er noch ein enormes Projekt und wirkt zu häufig eher wie ein Athlet, der die Quarterback-Position spielt.
Stärken:
- Der Release ist fantastisch. Love kann den Ball irre schnell werfen, sobald er sein Ziel identifiziert hat.
- Dieser schnelle Release arbeitet hervorragend mit Loves Armstärke zusammen. Trifft so auch enge Fenster, bringt Bälle aus schwieriger Plattform an und ist ein exzellenter On-the-Run-Passer.
- Touch ist regelmäßig sichtbar, insbesondere Downfield.
- Gute Athletik.
- Zeigt zumindest vereinzelt die Fähigkeit, Verteidiger mit seinen Augen zu manipulieren.
- Kann Offense kreieren und aus der Improvisation heraus glänzen.
Schwächen:
- Reads sind ein riesiges Fragezeichen. Love scheint überhaupt kein feststellbares (konstantes) Gefühl für Coverages, seine Progessions und seine Routes dagegen zu haben und das führt zu extrem üblen Interceptions. Love selbst hat bei der Combine gesagt, dass er teilweise zu viel wollte und so auch einige der Turnover zustande kamen, und das Tape bestätigt das mit Interceptions spät im Down. Doch war das nur ein Teil des Gesamtbildes.
- Zu der Tatsache, dass Love immense Probleme mit seinen Reads und Progressions hatte, kommt auch noch der Fakt, dass viel seiner Produktion über Screens und Run Pass Options kam, wo er nur sehr bedingt etwas lesen musste.
- Viele Big Plays und viele Turnover-Risiken, das ist Loves Spiel. Und zu häufig hat man den Eindruck, dass Love ein Athlet ist, der die Quarterback-Position spielt.
- Accuracy ist noch extrem unkonstant. So gut sein Release und sein Arm auch zusammen funktionieren, auf jedem Tape gibt es Momente, in denen er offene Receiver verfehlt oder seine Receiver zu enormen Adjustments zwingt statt sie mit einem gut platzierten Pass für Yards nach dem Catch auf die Reise zu schicken.
- Oftmals zu spät oder zu unentschlossen mit seinen Entscheidungen, deutliche Turnover-Gefahr etwa bei Out-Routes.
- Stats 2019 (294/474, 3.402 YDS, 20 TD, 17 INT) lesen sich übel und Love hat auch definitiv schlechter gespielt als 2018 - zunächst einmal eine Red Flag wenn es an das Bewerten von College-Prospects geht. Die finale Saison vor dem Draft ist zumeist die aussagekräftigste. Allerdings sei bei Love erwähnt, dass für ihn die Umstände schlechter kaum hätten sein können: Ein neuer Coach, zahlreiche Starter in der Offense weg und dann noch eine verletzungsgeplagte Offensive Line - das soll Loves 2019er Saison nicht komplett entschuldigen, aber es hilft zumindest, die Statistiken zu verstehen.
SPOX-Empfehlung: 2. Runde