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Baltimore vs. New England: Darum kann die Ravens-Offense den Patriots gefährlich werden

Von Jan Dafeld
John Harbaugh und Lamar Jackson treffen auf die New England Patriots.
© getty

Mit den Baltimore Ravens und den New England Patriots treffen zwei der besten Teams der NFL im direkten Duell aufeinander. Die Defense der Gäste spielt bislang eine dominante Saison und liegt auf historischem Kurs. Doch die Ravens-Offense rund um Quarterback Lamar Jackson könnte New England vor echte Probleme stellen. Zu sehen gibt es das Spiel in der Nacht zum Montag (ab 2.20 Uhr) live auf DAZN.

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Die Defense der Patriots im Jahr 2019 ist die beste der NFL. Punkt. Vielleicht ist sie sogar eine der besten Defensiv-Units aller Zeiten. New Englands Defense ließ in drei von acht Spielen keinen einzigen Punkt der Offense zu, sie hat mit weitem Abstand die meisten Takeaways der Liga auf dem Konto, verzeichnet die meisten Quarterback Hits, weist die beste Third-Down-Percentage auf, und, und, und.

Doch nun steht ein besonderes Matchup für die herausragende Verteidigung auf dem Plan: Das Duell mit den Ravens.

Baltimore bringt seinerseits nicht nur eine der effizientesten Offenses der Liga mit, vor allem zeichnet sich das Team von Head Coach John Harbaugh durch eine außergewöhnliche Offensive, die rund um die Stärken von Quarterback Lamar Jackson aufgebaut wurde, und in dieser Art und Weise von keinem anderen Team in der Liga gespielt wird, aus. Können die bislang so bewährten Stärken der Patriots auch in diesem Spiel dominieren? Was muss sich verändern? Was können wir erwarten? Werfen wir einen Blick voraus!

New England Patriots: Eine extrem aggressive Defense

Der herausragende Erfolg der Patriots-Defense über die ersten acht Spiele der Saison fußt zum Großteil auf ihrer herausragenden Pass-Verteidigung. New England verlässt sich dabei stark auf die Klasse seiner Secondary und setzt daher stärker auf Man Coverage als irgendein anderes Team in der Liga.

Gleichzeitig agieren Head Coach Bill Belichick und sein Trainerstab extrem aggressiv und risikofreudig. Die Patriots callen immer wieder Cover-0, also einen Blitz ohne Safety-Hilfe, oft auch mehrfach hintereinander. Diese Taktik wurde aufgrund seiner "Geister"-Aussage gegen Sam Darnold und die New York Jets besonders deutlich, war allerdings auch schon in den Spielen zuvor ein elementarer Bestandteil der Defense. Ein Beleg dafür: Die drei Spieler mit den meisten QB-Pressures sind laut The Athletic die Linebacker Kyle van Noy (23), Jamie Collins (17,5) und Dont'a Hightower (16) - allesamt keine klassischen Pass-Rusher.

Eine Auffälligkeit, die beim Studieren der Patriots-Spiele ins Auge springt, ist zudem: New Englands Linebacker blitzen immer wieder, um einen numerischen Vorteil für den Pass-Rush zu kreieren, sobald sie jedoch von einem Blocker aufgenommen werden, lassen sie sich meist wieder zurückfallen. Die Taktik baut also darauf auf, durch die Überzahl der Defense einem Pass-Rusher einen freien Weg zum Quarterback zu ermöglichen und diesen so zu einem schnellen Wurf zu zwingen. Die geblockten Blitzer lassen sich allerdings wieder einige Schritte zurückfallen, um diesen schnellen Pass über die Mitte zu behindern.

New England Patriots dominieren die Quarterback-Klasse von 2018

Gleichzeitig erschwert New Englands Secondary dem gegnerischen Quarterback konstant das Lesen der Defense. Die Patriots geben durch ihre Aufstellung vor dem Snap häufig keine oder sogar irreführende Hinweise auf ihre Coverage.

Star-Cornerback Stephon Gilmore beispielsweise spielt ab und an Snaps, in denen er sich stärker nach außen orientiert und seinem Gegenspieler so die Mitte des Feldes anbietet, so als würde das Team Zone Coverage spielen. Das kann in Completions über die Mitte resultieren, gleichzeitig ist es jedoch auch ein Mittel, um den gegnerischen Quarterback zu verwirren, wie beispielsweise bei Darnolds Interception gegen Devin McCourty vor zwei Wochen geschehen.

Gegen die Quarterbacks aus dem Draft 2018 führte diese Defense zu desaströsen Ergebnissen für die gegnerischen Offensivreihen. In fünf Spielen warfen Mayfield, Darnold und Co. zehn Interceptions und nur einen Touchdown-Pass. New England ließ in diesen Begegnungen gerade mal 126 Passing Yards pro Spiel zu. Wird Jackson nun also der nächste Spieler dieses Jahrgangs, der dieser Defense zum Opfer fällt?

Baltimore Ravens: Lamar Jackson als gefährlichste Waffe

Nicht unbedingt. Tatsächlich scheint die Offense von Ravens-Offensive-Coordinator Greg Roman beinahe wie geschaffen dafür, die bisherigen defensiven Tendenzen New Englands auf eine harte Probe zu stellen. Zum einen ist Jackson bereits seit seiner College-Zeit in Louisville ein starker Passer über die Mitte des Feldes. Die Genauigkeits- und Timing-Probleme des 22-Jährigen treten vor allem bei Würfen in Richtung Seitenlinie auf. Es überrascht daher wenig, dass Jacksons ausgemachter Lieblingsempfänger seiner Pässe, Tight End Mark Andrews, vor allem über die Mitte des Feldes agiert.

Warum spielt das eine Rolle? Durch die fehlende Safety-Hilfe ist die Mitte des Feldes bei einem Cover-0-Blitz besonders anfällig. Andrews, der sich (das vergangene Spiel gegen die Seahawks mal ausgeklammert) zu einem der besten Receiving-Tight-Ends der Liga entwickelt hat, verfügt über die Kombination aus Größe, Masse und Athletik, um seinem Quarterback in diesem Bereich des Feldes erfolgsversprechende Würfe zu ermöglichen.

Darüber hinaus können die Ravens mit Marquise Brown, der nach der Bye Week aller Voraussicht nach von seiner zwei Spiele andauernden Verletzungspause zurückkehren wird, auf einen der schnellsten Spieler der Liga zurückgreifen, der gegen Cover 0 jeden Pass auf eine Slant-Route theoretisch bis in die End Zone tragen kann. Diese Gefahr wird zusätzlich verstärkt, wenn die gegnerischen Linebacker durch einen angetäuschten Run-Fake zunächst in der Nähe der Line of Scrimmage gehalten werden können - so wie bereits in Woche eins gegen die Miami Dolphins geschehen.

Die gefährlichste Waffe der Ravens gegen diese Taktik der Patriots sind allerdings (wenig überraschend) Jacksons Fähigkeiten als Runner. Durch die Fixierung auf die direkten Gegenspieler statt auf den Quarterback sind Teams in Man Coverage deutlich anfälliger gegen Quarterback Scrambles als Teams in Zone Coverage. Das weiß auch Jackson, der in seiner Karriere gegen Man Coverage häufiger zum Runner wurde (13,6 Prozent) als gegen Zone Coverage (8,1 Prozent). Der Erfolg kann sich sehen lassen: Gegen Man Coverage erläuft der 32. Pick des Drafts 2018 im Schnitt mehr als 13 Yards pro Scramble, gegen Zone Coverage sind es weniger als 8 Yards.

Lamar Jackson: "Ich werde nicht von Linebackern eingeholt"

Für die Patriots wird es, sofern sie nicht deutlich mehr Zone Coverage spielen wollen, somit essentiell sein, Jackson in der Pocket zu halten und den Quarterback gar nicht erst zum Runner werden zu lassen. Das Problem: Jackson ist noch schneller als andere Running Quarterbacks wie Cam Newton oder Russell Wilson. Defensive Ends, die Containment spielen sollen, oder Linebacker, die als Quarterback-Spy eingesetzt werden, können somit relativ einfach von diesem überlaufen werden.

Nach dem Sieg über die Seahawks erklärte Jackson den Wechsel seiner Schuhe im Spiel damit, dass ihn bei einem Scramble ein Linebacker erwischt hätte. Sein Kommentar dazu: "Ich werde nicht von Linebackern eingeholt."

Könnten die Patriots in der Nacht auf Montag somit doch auf eine systematisch andere Defense setzen als zuletzt? Laut Harbaugh ist das unwahrscheinlich: "Sie werden tun, was sie immer tun, egal wer auf der anderen Seite des Feldes steht", so der Ravens-Coach.

Harbaugh vs. Belichick: Alle Duelle im Überblick

DatumGastgeberGastErgebnis
4.10.2009PatriotsRavens23:20
10.1.2010PatriotsRavens14:33
17.10.2010PatriotsRavens23:20

22.1.2012

PatriotsRavens23:20
23.9.2012RavensPatriots31:30
20.1.2013PatriotsRavens13:28
22.12.2013RavensPatriots7:41
10.1.2015PatriotsRavens35:31
12.12.2016PatriotsRavens30:23

New England Patriots: Run-Defense als Schwäche?

Dass Belichick sich defensiv darauf fokussiert, die größte Stärke der gegnerischen Offense auszuschalten, ist allerdings hinlänglich bekannt. In Baltimores Fall dürfte diese Stärke schnell gefunden sein: Das Running Game rund um Lamar Jackson, Mark Ingram und mit Abstrichen Gus Edwards. Nach sieben Spielen weisen die Ravens mehr Rushing Yards auf als irgendein anderes Team der NFL (204,1 Yards pro Spiel). 5,5 Yards pro Run bedeuten zudem Rang zwei, darüber hinaus erreichen fast ein Drittel aller Rushes von Baltimore ein neues First Down - klare Ligaspitze.

Die Patriots tun sich in diesem Bereich des Spiels derweil schwer. Die Run-Defense scheint bislang die einzige Schwäche der historisch guten Unit zu sein. Gegen die Browns, die Redskins und die Bills ließ New England jeweils mehr als 100 Rushing Yards zu, alle drei Gegner kamen dabei auf mindestens 6,1 Yards pro Run.

Das zeigt: Die Patriots sind im Run-Game durchaus verwundbar. Um diese Basis der Ravens-Offense weitestgehend ausschalten zu können, dürfte daher ein starker Fokus darauf vonnöten sein. Das würde bedeuten: Viele volle Boxen, eventuell auch viel Base Personnel. Dies zu bewerkstelligen, ohne sich selbst der eigenen Stärken in der Pass-Defense zu berauben, könnte für die Gäste zu einem Drahtsteilakt werden.

Belichick, der unter der Woche selbst erklärte, Jackson sei "ein Problem" für jede Defense, dürfte allerdings nicht nur aufgrund der bisherigen Leistungen seines Teams voller Selbstvertrauen und Zuversicht in das Topspiel gehen. Der große Erfolg des 67-Jährigen gegen junge, unerfahrene Quarterbacks ist ligaweit bekannt und berüchtigt. Tatsächlich gewann Belichick seine letzten 24 Spiele gegen Quarterbacks, die 24 Jahre oder jünger waren, allesamt.

Seine letzte Niederlage gegen einen derart jungen Signal Caller liegt mittlerweile mehr als sieben Jahre zurück. Damals unterlagen die Patriots Colin Kaepernick. Ein Running Quarterback. Sein Offensive Coordinator damals? Greg Roman.