Wie groß ist der Leistungsunterschied zwischen College, GFL und NFL für Sie persönlich gewesen?
Johnson: Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen Profi- und, sagen wir mal, Halb-Profi-Sport, wie in Deutschland. Aber am Ende des Tages ist Football einfach Football. Hier in der NFL wird er natürlich auf einem höheren Niveau und viel schneller gespielt, aber ich bin mir sicher, dass es in der GFL einige Jungs gibt, die den Sprung in die USA schaffen könnten.
Die US-Kommentatoren haben beim letzten Spiel der Patriots sogar ihr ehemaliges Team, die Stuttgart Scorpions, erwähnt. Haben sich deswegen einige Kollegen bei Ihnen gemeldet?
Johnson: Natürlich. Ich habe immer noch gute Beziehungen zu den Scorpions, die werden für immer mein Heimatteam sein. Ich habe in der Jugend dort gespielt, zu einer Zeit, wo es mir nicht immer so gut ging und hatte da eine Gruppe, die immer an mich geglaubt hat. Meine besten Freunde spielen jetzt noch bei den Scorpions in der GFL und haben es dieses Jahr auch endlich mal wieder in die Playoffs geschafft. Wahrscheinlich war ich vorher das Problem. (lacht)
Denken Sie, dass ihr Erfolg in den USA nochmals für einen kleinen Hype in Deutschland sorgen kann?
Johnson: Mit Hype ist es immer so eine Sache. Mich würde es freuen, wenn sich mehr Leute für Football begeisterten, die GFL und NFL in Deutschland mehr Zuschauer bekämen und sich mehr Jungs dafür entscheiden würden, Football zu spielen. Persönlich brauche ich aber keinen Hype um mich.
Mitte Oktober startet das Pathway Program Tryout auch erstmals in Deutschland. Sie haben es damals selbst in London absolviert. Haben Sie Tipps für Spieler, die es versuchen wollen?
Johnson: Erstens: Solange das Event noch ein Stückchen vor einem liegt, sollte man sich speziell darauf vorbereiten. Ich habe damals vor dem Tryout in London einen eigenen Coach in Stuttgart engagiert und nach seinem Plan zwei Mal am Tag trainiert. Zu dieser Zeit habe ich auch nicht gearbeitet und mich einzig und allein darauf fokussiert. Und zweitens: Wenn der Tag dann da ist und du weißt, dass du in der Vorbereitung alles gegeben hast, dann bleib einfach locker und vertraue auf dein Training. Alles, was du kontrollieren kannst, ist deine Vorbereitung. Wenn die gut war, dann kommt die Leistung an dem Tag von ganz alleine. Und wenn alles vorbei ist, dann sollte man einfach entspannen und auf das Ergebnis warten.
Gibt es etwas, was Ihnen zu dieser Jahreszeit in den USA besonders fehlt? In Stuttgart beginnt ja beispielsweise der Cannstatter Wasen ...
Johnson: Als Profisportler habe ich für Alkohol nicht mehr so viel übrig. Aber gutes deutsches Essen, zum Beispiel Würstchen mit Kartoffelsalat, Käsespätzle oder Maultaschen - das hier zu haben, dafür würde ich schon einiges geben.
Und wie sehr fehlt Ihnen der VfB Stuttgart?
Johnson: Lustigerweise gibt es bei uns im Trainingsraum einige Athletik-Trainer, die total fußballbegeistert sind und sich auch sehr für die Bundesliga interessieren. Bei uns wird täglich diskutiert, was bei Dortmund und Bayern passiert. Und ich muss mir dann auch immer wieder Witze darüber anhören, dass der VfB ja abgestiegen ist. Aber: Er kommt zurück! (lacht) Meistens reicht es bei mir zwar nur dazu, die Ergebnisse zu checken und die Tabelle anzugucken, aber irgendwann schaue ich mir auch mal wieder ein Spiel an.
Während des Training Camps haben Sie noch im Hotel gewohnt. Hat sich ihre Wohn-Situation mittlerweile geändert?
Johnson: Ja, ich hab mittlerweile eine feste Wohnung, nahe beim Stadion, meine Freundin ist jetzt auch hierher nachgezogen. Aber Leute, die glauben, dass ich jetzt in einer großen Villa lebe, die verstehen nicht ganz, wie NFL-Verträge funktionieren.
Haben Sie sich denn schon irgendetwas von ihrem Gehalt gegönnt?
Johnson: Nach wirklich langer Diskussion konnte sich meine schwäbische Seite tatsächlich dazu durchringen, eine teure Pfanne und einen teuren, ganz tollen Topf für die neue Wohnung zu kaufen. Aber das war's auch. Und bis ich einen neuen Vetrag bekomme oder mich in dieser Liga etablieren konnte, wird das glaube ich auch so bleiben.