Am Freitag berichteten KCTV5 und der Kansas City Star, dass die Ermittlungen im Fall um Hill, seine Verlobte Crystal Espinal und das gemeinsame Kind nicht weiter verfolgt werden. Die Staatsanwaltschaft habe nicht genügend Hinweise, um eine Schuld an der Verletzung des Kindes eindeutig nachzuweisen.
"Es gibt keine aktive Untersuchungen mehr", erklärte ein im Fall involvierter Anwalt dem Star. "Wie in jedem anderen Fall würden wir ihn reevaluieren, falls wir neues Material erhalten würden."
Hill und Espinal machen sich gegenseitig verantwortlich
Ende April veröffentlichte KCTV eine Audioaufnahme, in der Hill offenbar mit Espinal über Verletzungen des gemeinsamen dreijährigen Sohnes sprachen. Die Verlobte sagte in der Aufnahme, dass der Sohn im Hinblick auf seinen verletzten Arm angab: "Daddy war es."
Hill antwortete daraufhin: "Er sagt, dass Daddy viele Dinge tut" und stritt die Vorwürfe ab. Als sie ihm jedoch entgegnete, dass der Sohn Angst vor Hill habe, antwortete der Chiefs-Spieler erschreckend: "Du musst auch Angst vor mir haben, Schlampe!"
Beide Elternteile schoben sich die Schuld gegenseitig zu. Hill beispielsweise monierte, dass seine Lebensgefährtin den Sohn mit einem Gürtel angriff. Die beiden verloren das Sorgerecht für den Jungen temporär am 18. April.
Da aus den Aufnahmen nicht hervorgeht, wer für die Verletzungen des Kindes verantwortlich ist, werden die Aufnahmen vom Gesetz offenbar nicht als ausreichendes Beweismaterial angesehen.
Hill: Ermittlungen könnten wieder aufgenommen werden
Dass der Fall fallen gelassen wurde, bedeutet aber nicht unbedingt, dass Hill nicht mehr angeklagt werden kann. In Kansas können kriminelle Vergehen, deren Tatbestand unter anderem eine Verletzung von Kindern ist, noch bis zu fünf Jahre nach dem Tatzeitpunkt geahndet werden. Der Fall könnte Hill dementsprechend bis 2024 wieder einholen.
Dies wäre der Fall, wenn zum einen neues Beweismaterial bekannt werden würde. Zum anderen, wenn sich die Behörden sicher sind, dass sie eine Jury davon überzeugen könnten, dass eines oder beide Elternteile eindeutig schuldig ist.
Außerdem hat das Jugendamt, das den Jungen derzeit in seiner Obhut hat, eigene Ermittlungen in dem Fall aufgenommen.
Vorbild Elliott: Sperrt die NFL Hill eigenständig?
Unabhängig vom gesetzlichen Umgang mit dem Fall könnte Hill jedoch auch von der NFL gesperrt werden. Nach Artikel 46 des CBA obliegt Commissioner Roger Goodell die alleinige Macht zu entscheiden, ob ein Spieler für eine Tat verantwortlich und zur Rechenschaft zu ziehen ist oder nicht. Die NFL nimmt also eigenständig Untersuchungen vor. So beispielsweise geschehen im Jahr 2017, als Ezekiel Elliott von den Dallas Cowboys für sechs Spiele gesperrt worden ist.
Elliott stand unter dem Verdacht, seine Freundin verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellte die Untersuchungen mangels Beweisen jedoch ein. Hierauf machte die NFL von Artikel 46 Gebrauch - und Goodell kam zu dem Schluiss, dass Elliott gegen die Richtlinien der NFL verstoßen hatte. Selbst als der Spieler in Berufung ging, gelang es ihm lediglich, die Sperre auf einen späteren Zeitpunkt in der Saison hinauszögern.
Hill ist nach dem CBA dazu verpflichtet, mit der NFL im Hinblick auf die Untersuchungen zusammenarbeiten. Tut er dies nicht, könnte er auch hierfür gesperrt werden. Derartige Untersuchungen kann die Liga jedoch nur beim Spieler und nicht bei dessen Verlobten unternehmen.
Chiefs: Hill kehrt wohl schon bald zum Team zurück
Schlussendlich bleibt noch abzuwarten, wie die Kansas City Chiefs mit dem Fall umgehen. Die Franchise ließ Hill während den Untersuchungen an keinen Team-Aktivitäten teilnehmen. Nach einem Bericht von Tom Pelissero von NFL Networks jedoch wird erwartet, dass Hill noch vor dem Training Camp wieder zum Team stoßen wird.
Die Chiefs werden die Entwicklungen der Untersuchungen seitens der NFL selbstverständlich genau beobachten. Eine Suspendierung ihres Star-Receivers würde die Pläne des Teams selbstredend massiv beeinflussen.