NFL

NFL: Dallas Cowboys 2019 - wenn die Zukunft die Gegenwart behindert

Zeke Elliott und Dak Prescott (v.l.) sind die zentralen Köpfe der Offense der Dallas Cowboys.
© getty

Die Dallas Cowboys gingen mit einem deutlichen Sparkurs in die Planungen für 2019. Das große Ziel - neben dem obligatorischen schnellen Erfolg - ist die Weichenstellung für die Zukunft. Doch behindert dies die anstehenden Aufgaben? Und was heißt das für Head Coach Jason Garrett?

Cookie-Einstellungen

Nach einer 10-6-Saison und ihrem ersten Playoff-Erfolg seit 2014 setzen die Dallas Cowboys betont auf Konstanz. Stand jetzt werden nahezu alle Starter aus dem Vorjahr auch 2019 zurückkehren. Mit zwei prominenten wie gern gesehenen Ausnahmen: Tight End Jason Witten kehrt nach einjähriger Tätigkeit als TV-Experte bei ESPN zurück ins Team. Und All-Pro-Center Travis Frederick hat sich von seiner Nervenkrankheit (Guillain-Barre-Syndrom), die ihn die komplett Saison 2018 gekostet hat, erholt.

Darüber hinaus ersetzt Randall Cobb im Slot Cole Beasley, der in der Free Agency nach Buffalo ging. Free Agency und Draft wurden ansonsten sukzessive dazu genutzt, die Kadertiefe zu verbessern. Punktuelle Verstärkungen ändern allerdings wenig am Gesamtniveau, was angesichts der hohen Ziele von "America's Team" überraschend anmutet.

Die aktuelle Sparsamkeit hat jedoch einen guten Grund: Die Cowboys haben die Zukunft im Blick. Bereits in diesem Jahr gelang eine Vertragsverlängerung mit Edge-Rusher DeMarcus Lawrence für über 100 Millionen Dollar. Zudem stehen weitere Verlängerungen an; die Verträge von Dak Prescott, Amari Cooper, La'el Collins und Jaylon Smith laufen Ende der Saison aus, 2020 folgt dann noch Zeke Elliott.

Glücklicherweise aber stehen den Cowboys voraussichtlich 61 Millionen Dollar an Cap Space für 2020 zur Verfügung. Viel Platz also für ein paar lukrative Verträge für die Stützen des Teams.

Dallas Cowboys setzen auf organisches Wachstum

Überhaupt muss man sagen, dass die Cowboys in den letzten paar Jahren einiges richtig gemacht haben. Sie haben ihr Team vor allem über den Draft aufgebaut, in der aktuellen Offense kamen lediglich drei Starter (Cooper, Tavon Austin und Jamize Olawale) via Trade, während Collins ein Undrafted Rookie Free Agent war. In der Defense kam Robert Quinn per Trade, Jeff Heath war UDFA, während Antwaun Woods ein "Street Free Agent" war, der nicht gedraftet wurde.

Die Cowboys, die in der Vergangenheit öfter über die Free Agency ihre Teams aufgebaut haben, sind zu einer Organisation geworden, die vor allem auf organisches Wachstum setzt. Und es liegt eben in der Natur der Sache, dass auch dieser Weg nach ein paar Jahren teuer wird. Prescott alleine wird voraussichtlich mit seinem nächsten Vertrag rund 30 Millionen Dollar im Jahr verdienen, während bei Cooper und Elliott ebenfalls Top-Marktpreise für die jeweiligen Positionen erwartet werden.

Diese Saison ist dennoch eine wegweisende für Dallas, denn abgesehen von den anstehenden Verhandlungen ist es auch die letzte Saison im Vertrag des langjährigen Head Coachs Jason Garrett. Auch wenn dieser öffentlich von Teameigner Jerry Jones nie infrage gestellt wurde, wird er seit jeher in den Medien angezählt. 2019 könnte seine letzte Saison sein.

Nicht nur, weil der Vertrag ausläuft, sondern auch, weil er in seiner gesamten Zeit in Dallas (seit 2010) ganze zwei Playoff-Siege auf dem Konto hat. Jones macht nicht selten deutlich, wie wichtig ihm Super-Bowl-Siege sind. Er nennt seine drei Lombardi Trophys "Babys", wie in "Big Game" von Mark Leibovich zu lesen ist. Zudem ist er bekannt dafür, mit seinen Super-Bowl-Ringen bewaffnet in Bars zu ziehen, um sie als Icebreaker für Konversationen zu nutzen - sollte er mal eine Bar finden, in der er in Texas nicht erkannt wird.

Jerry Jones: Hall of Fame größer als Siege im Super Bowl

"Ich würde Super Bowls ein bisschen hinter das Erreichen der Hall of Fame einordnen", verriet der Hall-of-Famer Leibovich mit ein paar Gläsern Johnnie Walker Blue intus. Doch die Tatsache, dass ihn und nun auch die Cowboys sein großer Rivale Robert Kraft in Super-Bowl-Siegen überholt hat, dürfte Jones durchaus wurmen und allmählich ungeduldig machen.

Da hilft es dann auch nicht, wenn die eigene - bald noch teurere - Offense der schwächere Mannschaftsteil ist. Laut Football Outsiders belegte man nur Rang 24 in Offense DVOA. Die Unit spielt eintönig und mit wenig überraschenden Momenten und ist so berechenbar. Insbesondere in der Red Zone wurde das immer und immer wieder schmerzhaft offensichtlich. Der Motor ist das Laufspiel, also Elliott. Und wenn der nicht vorankommt, dann treten die Cowboys zu häufig auf der Stelle.

So gesehen bei der Pleite in der Divisional Round im Januar gegen die Rams. Das Ergebnis (22:30) mutete dabei knapper an als es eigentlich war. Die Rams stoppten Elliott, hielten ihn bei mageren 2,35 Yards pro Carry und setzten somit Dak Prescott unter Druck, der zwar keine gravierenden Fehler machte, aber letztlich nur noch Ergebnis-Kosmetik betreiben konnte.

Die Offense wurde zwar mit der Ankunft von Cooper letztlich etwas variabler, ist aber insgesamt auf Ballbesitz ausgelegt. Bleibt dieser aus - etwa wenn der Lauf gestoppt wird -, dann wird es schwer. Und Garrett ist nicht der Typ Coach, der dann einen Plan B griffbereit hat.

Dallas Cowboys: Kellen Moore neuer Offensive Coordinator

Dass Garrett dieses Defizit nicht entgangen sind, unterstreicht nun die Tatsache, dass er mit Kellen Moore den bisherigen Quarterbacks-Coach zum Offensive Coordinator befördert hat.

in großer Schritt für den einstigen Star-QB von Boise State, denn nachdem er 2017 noch im Kader der Cowboys stand, brauchte er nur ein Jahr als Positions-Coach für diese Beförderung. Ist er bereit für die Play-Calling-Pflichten, die man Garrett schon vor Jahren von ganz oben abgenommen hat?

Abgesehen von der ungewissen Zukunft des Coaching Staffs stellt sich aber auch die Frage, wie der Kader des Teams insgesamt über 2019 hinaus aussehen wird. Klar ist, dass man die Big Names halten will. Die Frage ist aber, ob das mit den neuen Verträgen auch möglich ist.

Dallas Cowboys: Die Saisons unter Jason Garrett

JahrSiegeNiederlagenPlatzierung NFC EastPlayoffs
2010*533.-
2011883.-
2012883.-
2013882.-
2ß141241.Divisional Round
20154124.-
20161331.Divisional Round
2017972.-
20181061.Divisional Round

*) Garrett übernahm nach der Entlassung von Head Coach Wade Phillips.

Bislang hielt man den Kader konstant zusammen, aber wie schon einige andere Teams dieser Tage feststellen, wird es irgendwann eng unter der Salary Cap. Früher oder später werden die Cowboys etablierte Spieler ziehen lassen müssen. Gleichzeitig soll das Gesamtniveau gehalten werden. Und um eben diesen Spagat zu schaffen, verzichtete man auch auf große Verstärkungen in diesem Jahr.

Doch war das weise? Aktuell stehen noch 14 Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung und gerade auf der Safety-Position wäre durchaus noch Nachholbedarf. Mit Eric Berry stünde zudem ein klares Upgrade zur Verfügung. Doch Stephen Jones winkte bereits ab: "Wir haben nicht so viele Ressourcen für diese Position vorgesehen - und das ist wahrscheinlich kein Zufall."

Jason Garrett geht in sein letztes Vertragsjahr als Head Coach der Dallas Cowboys.
© getty
Jason Garrett geht in sein letztes Vertragsjahr als Head Coach der Dallas Cowboys.

Setzen Cowboys kurzfristigen Erfolg auf Spiel?

Und so bleibt es wohl dabei, dass die Cowboys zwar im Hier und Jetzt unter Druck stehen, die Zukunft aber als oberste Priorität ansehen und somit vielleicht sogar kurzfristigen Erfolg aufs Spiel setzen.

Natürlich kann man argumentieren, dass der aktuelle Kader auch so gut genug ist, wie das Vorjahr gezeigt hat. Aber da waren die Eagles auch ersatzgeschwächt und die Redskins mussten am Ende auf Josh Johnson (!) als Quarterback setzen. In diesem Jahr werden diese beiden Teams wieder vollzählig sein. Ein weiterer Division-Erfolg für Dallas ist also alles andere als eine sichere Angelegenheit.

Ob sich Jerry Jones dann noch daran erinnert, dass die Planungen für 2019 zuvorderst eine Konzession an die Zukunft waren?

Artikel und Videos zum Thema