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Third and Long: Die neuen alten Seahawks und der Jaguars-Weckruf

Die Offense der Seahawks um Russell Wilson wird dieses Jahr wohl merklich anders aussehen.
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Wer steigt, wer fällt? Was machen die Pats? Vikings-Sorgen? Eure Fragen

Henning Dierks: Mit der Week 3 abgeschlossen: Bei welchen Teams würdest du positiv wie negativ die größte Abweichung zu letzter Saison in Sachen Win/Loss-Verhältnis sehen? Quarterback-Verletzungen letztes Jahr einmal außen vor gelassen.

Die einfachste Antwort sind hier sicher die Browns, weil sie den meisten - sagen wir mal Spielraum haben, um sich zu verbessern. Kompetentes, solides Quarterback-Play hätte Cleveland letztes Jahr unter dem Strich vermutlich schon drei, vier Siege beschert, und genau das bringt Tyrod Taylor mit. Das Run Game wird besser sein, die Defense ist besser gerüstet, um Gregg Williams' (pseudo-)aggressiven Stil umzusetzen. Ich sehe die Browns bei etwa fünf Siegen, vielleicht sechs - in der NFL schon ein beachtlicher Sprung.

Ansonsten? Die Bills werden nach neun Siegen letztes Jahr runter gehen, vielleicht auf etwa fünf. Wir haben die Line-Probleme diese Woche wieder gesehen, und die Quarterback-Position ist weiterhin ein einziges Fragezeichen. Die guten Szenen von Josh Allen in der Preseason können hier schnell trügerisch sein, ich gehe davon aus, dass das anders aussieht und auch seine Fehler härter bestraft werden, wenn Defenses in der Regular Season gezielte Game Plans entwickeln.

Ich sehe auch bei Kansas City einen Rückschritt, von zehn vielleicht auf etwa sechs Siege. Diese Defense würde mir als Chiefs-Fan kräftige Bauchschmerzen bereiten, und so gespannt ich auch auf Mahomes in Andy Reids Offense mit diesen Waffen bin - er wird mehr als ein Mal einen wilden Shootout gewinnen müssen.

Gleiche Division: Vergesst die Broncos nicht. Case Keenum ist eine der ultimativen Wildcards in dieser Saison, ist er aber ein durchschnittlicher Quarterback, könnte Denver nach fünf Siegen 2017 im Dezember dieser Saison noch im Playoff-Rennen sein.

xellmann: Was hältst du von den Patriots, besonders im Hinblick auf die Receiver-Position?

Vor nicht allzu langer Zeit gingen wir davon aus, dass Spieler wie Jordan Matthews und Kenny Britt sowie später dann Eric Decker in Week 1 mit der Starting-Offense der Patriots auf dem Feld stehen könnten. Keiner der drei ist noch im Team, und abgesehen von Chris Hogan gibt es angesichts der Sperre von Julian Edelman sowie der Abgänge von Brandin Cooks und Danny Amendola viele offene Fragen im Wide-Receiver-Corps der Pats. Soweit so unklar.

Ich sehe weder Dorsett noch Cordarrelle Patterson als auch nur ansatzweise typische Patriots-Receiver gerade was Route-Running und Spielverständnis angeht. Zumindest einer der beiden wird aber Anfang September wohl Starter-Snaps sammeln, sollte nicht ein Spieler wie Riley McCarron oder Braxton Berrios überraschen.

Ansonsten erwarte ich bei den Pats, dass wir zum Saisonstart schlicht mehr Flexibilität sehen: Mehr 2-TE- und 2-RB-Sets, gerade James White kann hier als Matchup-Waffe überall aufgestellt werden. Schon letzte Saison spielte nur Chicago mehr 12- und 21-Personnel-Sets als New England, das sich mit zusammengerechnet 41 Prozent 12- und 21-Personnel deutlich über dem Liga-Schnitt (26 Prozent) bewegte.

New England vertraut jede Woche darauf, dass die Konzepte im Passspiel nahezu unabhängig vom Personal auf dem Feld funktionieren, und das werden wir in den ersten Wochen der Saison sehen. Deshalb rechne ich hier auch eher nicht mit einer Last-Minute-Verpflichtung beispielsweise von Dez Bryant.

Patrick: Welcher Quarterback wird in deinen Augen das spannendste und interessanteste Receiving-Corps haben?

Ich bin froh, dass du die Frage so formuliert hast, und wir mal weg gehen vom "besten Receiving-Corps". Das spannendste Receiving-Corps vor dem Start der neuen Saison haben für mich die Chicago Bears.

Warum? Weil sie in Allen Robinson einen Nummer-1-Receiver haben, der einst einer der besten Play-Action-Receiver der NFL war - und im neuen Bears-Scheme in diese Rolle wieder schlüpfen könnte. Taylor Gabriel ist einer der spannendsten Screen-Receiver, was in Chicagos neuer Offense ebenfalls besser zur Geltung kommen wird, genau wie Trey Burton als echter Matchup-Tight-End.

Und sonst? Mit Anthony Miller haben die Bears einen meiner Pre-Draft-Favoriten, dem ich zutraue, einer der besten Receiver dieser Draft-Klasse zu werden und der mit seiner Explosivität, seiner Vielseitigkeit und seinen schon sehr guten, scharfen Routes und Cuts Defenses bereits in der Preseason Probleme bereitet. Außerdem wäre da natürlich Kevin White als die ultimative Wildcard. Für mich gibt es 2018 kein spannenderes Receiving-Corps.

Julian Semper: Welche Rookies haben in der Preseason bisher am meisten überzeugt?

Sam Darnold ist weiter als ich erwartet hatte, auch wenn er glaube ich noch nicht ganz so weit ist, wie es teilweise wirkt. Josh Rosen und Baker Mayfield zeigen genau die Ansätze vor allem in der Pocket und bei ihren Reads, die sie für mich zu den Quarterbacks eins und zwei gemacht haben. Jaire Alexander in Green Bay könnte schnell einer der Top-Playmaking-Cornerbacks der Liga werden, Minkah Fitzpatrick sah zuletzt auch schon ziemlich gut aus.

In Tennessee hat für mich bisher Harold Landry meinen Eindruck bestätigt: Er könnte der beste reine Edge-Rusher dieser Klasse sein. Mike Gesicki ist im Blocking viel weiter als vermutet, und Courtland Sutton wird genauso früher auf Snaps drängen wie Christian Kirk und Anthony Miller, während Suttons Teamkollege Royce Freeman der Starting-Job wohl bereits gehört. Tre'Quan Smith wird bei den Saints früh Snaps sehen und Orlando Brown könnte in Baltimore überraschen.

Ansonsten noch drei D-Liner: Rasheem Green bei den Seahawks hat genauso mehrere positive Notes bei mir wie die Raiders-Rookies Maurice Hurst und P.J. Hall.

Kevin Ronzheimer: Sind die Bengals in der schwachen AFC ein Playoff-Team?

Mit dieser Defensive Line, einem (potenziellen) Nummer-1-Cornerback in William Jackson, der verbesserten O-Line und der Hoffnung auf John Ross und Tyler Eifert sind die Bengals in der AFC ein Wildcard-Kandidat, ja. Die AFC South ist eine komplette Wundertüte und in der AFC West gibt es auch mehrere Teams, bei denen das Pendel stark in beide Richtungen ausschlagen kann. Cincinnati hat da definitiv eine realistische Chance.

Jakob Eschler: Muss man sich Sorgen um die Falcons machen, oder schiebt man die Ergebnisse auf die Preseason?

Die wichtigste Regel ist und bleibt: Preseason-Ergebnisse nicht überbewerten. Am besten gar nicht bewerten. Was die Falcons angeht, so ist natürlich auch der Auftritt der Starter in der laufenden Preseason zumindest ein bisschen alarmierend: 0/5 bei Third Down, unter 100 Yards in der ersten Hälfte gegen Jacksonville - nicht ideal, auch ohne Jones und Freeman nicht.

Dabei hatte die O-Line auch einige Probleme mit Jacksonvilles starker Front, und das wird in der Regular Season vielen Teams so gehen. Trotzdem müssen die Falcons hier besser sein. Gleichzeitig aber konnte man gerade gegen die Jags einige Elemente sehen, die ich mir von Atlanta wieder mehr erhoffe. Pässe bei 1st&10, Tight Ends und Running Backs intensiv ins Passspiel eingebunden und mehrere gute Szenen im Zone-Blocking.

Ich mache mir um die Falcons keine Sorgen.

German Sooner und Maurice: Wie stark wird sich die Verletzungsmisere der Vikings-O-Line deiner Meinung nach auf die Titelchancen der Vikings auswirken?

Saisonaus für Nick Easton, Pat Elflein wartet nach wie vor auf die Trainingsfreigabe - Minnesotas Line war schon letztes Jahr und im Jahr davor die größte Schwachstelle. Die gute Nachricht: Minnesotas Line hat nach den ersten drei Preseason-Spielen (was auch immer man darauf geben will) die höchste Pass-Blocking-Efficiency von Pro Football Focus, bei 129 Pass-Blocking-Snaps ließ Minnesota nur 17 Pressures (2 Sacks, 2 Hits, 13 Hurries) zu.

Die Kadertiefe ist ein Problem, wie bei so vielen Teams. Hier ist Brett Jones ein gutes Sicherheitsnetz, auch weil Elflein in der vergangenen Saison gerade in Pass-Protection viel zu viel zuließ. Die gute Nachricht: Kirk Cousins ist es gerade aus der vergangenen Saison infolge mehrerer Verletzungen gewohnt, hinter einer löchrigen Line zu spielen: Washington ließ prozentual die achtmeisten QB-Pressures zu, Cousins musste häufig damit auskommen.

Und auch wenn der neue Offensive Coordinator John DeFilippo in Philadelphia gerade eine der besten Lines in der gesamten Liga hatte: Sein Scheme, oder zumindest das, was wir davon erwarten können, sollte auch Line-Defizite zu einem Grad ausgleichen können; mit schnellen Pässen, gut getimter Play Action und Run Pass Option, unter anderem. Die Line ist das größte Fragezeichen in Minnesota, Durchschnitt ist aber drin. Und das könnte schon reichen.

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