Zwar begann das Spiel für die Eagles denkbar schlecht. Drops, Unkonzentriertheiten offensiv und im Special Team sowie ein gravierender Coverage-Bust, welcher einen Touchdown-Pass von Case Keenum (28/48, 271 YDS, TD, 2 INT) auf Kyle Rudolph ermöglichte - die Hausherren wirkten in den ersten Minuten der Partie überaus nervös. Doch änderte sich das schlagartig, die Defense hatte den Weckruf parat: Ein Pick Six durch Patrick Robinson, als Keenum unter Druck in Coverage warf, markierte den frühen Wendepunkt.
Anschließend war Minnesotas Offense wie auf Eis gelegt. Die Vikings hangelten sich von Punt zu Punt, die Offensive Line konnte gegen Philadelphias Front schlicht nicht standhalten. Die Eagles-Offense auf der anderen Seite fand dagegen jetzt ihren Rhythmus. Nick Foles (26/33, 352 YDS, 3 TD) fühlte sich konstant wohler, LeGarrette Blount beendete einen 12-Play-Drive mit dem kurzen Touchdown-Run. Als Stefon Diggs die Vikings-Offense dann endlich wieder tief in die Eagles-Hälfte getragen hatte, sorgte ein Strip-Sack durch Derek Barnett für den nächsten Turnover.
Den konnten die Eagles prompt erneut in Punkte ummünzen, Jeffery erwischte Newman mit dem Double-Move und war komplett frei zum 53-Yard-Touchdown. Der Field-Goal-Drive Sekunden vor der Halbzeitpause war die Krone auf einer dominanten ersten Hälfte. Und es ging genau so weiter: Die Vikings, die phasenweise ohne Xavier Rhodes und ab der zweiten Hälfte ohne Andrew Sendejo auskommen mussten, hatten defensiv keine Antworten für Philadelphias glänzendes Passing-Design und mit dem 41-Yard-Flea-Flicker-Touchdown zu Torrey Smith gleich beim ersten Drive des dritten Viertels sorgten die Eagles schon für eine Vorentscheidung.
Zwar kam Minnesota - das dann auch noch Center Pat Elflein verletzungsbedingt verlor - durch einige gute Plays von McKinnon nochmals in Position, bei 4th&Goal konnte Thielen einen potentiell spektakulären Catch in der Endzone aber nicht kontrollieren. Und so geriet das Spiel endgültig außer Reichweite. Foles dirigierte einen weiteren eindrucksvollen Drive, bei 3rd&Goal fand er Jeffery zum Touchdown. Die Eagles stehen im Super Bowl, wo die New England Patriots warten.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia Eagles - Minnesota Vikings 38:7 (7:7, 17:0, 7:0, 7:0) BOXSCORE
- Zach Ertz war der Motor im Passspiel (8 REC, 93 YDS) - eindrucksvoll aber war, wie Philadelphia im Run Game konstant den Ball bewegen konnte: 18 Runs für 73 Yards durch Jay Ajayi, dazu 20 Yards für Clement und 21 Yards für Blount.
- Im Passing Game war aufseiten der Vikes Adam Thielen (3 REC, 28 YDS) komplett abgemeldet - dagegen hatten Philadelphias Outside Receiver Torrey Smith (5 REC, 69 YDS, TD) und Alshon Jeffery (5 REC, 85 YDS, 2 TD) einen unerwartet starken Tag.
- Die 24 Punkte in der ersten Hälfte waren ein Höchstwert für die Vikings-Defense in dieser Saison, zusätzlich war Jefferys 53-Yard-Pass der längste Touchdown, den Minnesota in dieser Saison zugelassen hat. Außerdem kassierten die Vikings ihren ersten Defensiv-Touchdown und leisteten sich offensiv den ersten Red-Zone-Turnover für diese Spielzeit.
- Eine weitere Statistik, die den unerwarteten Einbruch der Vikings-Defense untermauert: Minnesota hatte in dieser Saison eine historisch gute defensive Third-Down-Conversion-Rate (25,2 Prozent). Die Eagles führten diese Zahl mit zehn Conversions bei 14 Third Downs ad absurdum. Für Philly auf der anderen Seite war es der höchste Playoff-Sieg (31 Punkte Vorsprung) der Franchise-Geschichte. Der bislang deutlichste Triumph war der Sieg über Tampa Bay in der Wildcard-Runde 2001 (22 Punkte).
Die Stimmen zum Spiel
Mike Zimmer (Head Coach Vikings): "Ich liebe dieses Football-Team. Es sind großartige Jungs, großartige Wettkämpfer. Wir haben es einfach nicht geschafft heute."
LeGarrette Blount (Running Backs Eagles): "Egal, wie häufig man im Super Bowl ist - der nächste ist immer besser als der letzte Super Bowl! Wir waren seit dem Saisonstart Underdogs und wir haben alles gegeben, um bis zu diesen Punkt zu kommen. Wir haben jetzt die Chance, etwas zu schaffen, das diese Stadt noch nie geschafft hat!"
Der Knackpunkt: Der Pick Six und der Fumble
Was am Anfang aus Vikings-Sicht noch so gut aussah, wurde schnell zu einem Albtraum - ein maßgeblicher Grund dafür war die Art und Weise, wie Philadelphia das Spiel drehte: Der Pick Six besorgte den Ausgleich und sorgte nach wackligem Start für etwas Ruhe, der Strip-Sack verhinderte mutmaßlich sichere Vikings-Punkte und bereitete den Weg für den langen Touchdown-Pass zu Jeffery.
Das entscheidende Duell: Eagles-Line vs. Vikings-Front
Eine zentrale Frage im Vorfeld der Partie war: Welche Defensive Front würde dem gegnerischen Quarterback größere Probleme bereiten können? Die Antwort war noch im Laufe der ersten Hälfte schnell gefunden. Minnesota brachte deutlich weniger Pressure zustande und war in der Run-Defense gegen Philadelphias Power-Backs viel anfälliger, als von der Vikes-Defense gewohnt - ein Verdienst der besten Offensive Line in den Playoffs.
Der Star des Spiels: Nick Foles
Die erste Hälfte in der Vorwoche gegen Atlanta war weitestgehend desolat, im Laufe der Partie steigerte sich Foles dann - und gegen die Vikings wirkte er wie ein anderer Quarterback. Foles fand deutlich schneller seinen Rhythmus, zeigte einige beeindruckende Downfield-Pässe, spielte sicher aus der Pocket heraus und attackierte konstant die unerwarteten Lücken in der Vikings-Defense. Die Eagles werden im Super Bowl gegen New England offensiv einen weiteren Sahnetag brauchen, auch und insbesondere was das Scheme angeht - das Championship Game gibt Eagles-Fans Hoffnung, dass das auch mit dem Backup-Quarterback klappen kann.
Der Flop des Spiels: Minnesotas Defensive Backs
Immer wieder erwischten die Eagles-Receiver Minnesotas Cornerbacks und Safeties mit Double Moves, das ebnete auch den Weg zu Touchdowns. Gleichzeitig waren die Safeties - inklusive Harrison Smith - längst nicht so dominant in der Box gegen den Run, wie man das von der Vikings-Defense eigentlich kennt. Minnesotas Front hatte ihre liebe Mühe gegen die Line, die Secondary half allerdings auch wenig.
Die Taktik-Tafel
- Es war vor den Championship Games auf dem Papier das eindeutigste Matchup - und daran änderte sich auch auf dem Platz nicht. Philadelphias Defensive Line nahm Minnesotas Offense komplett aus dem Spiel und Minnesota gelang es kaum einmal, das über das Scheme zu umspielen. So war die Offense der Vikings in vielerlei Hinsicht extrem eingeschränkt.
- Die Vikings versuchten ihrerseits, Foles mit Pressure Probleme zu bereiten. Dafür deutete Minnesota Blitzer an, brachte Pressure dann aus unterschiedlichen Richtungen und dergleichen. Das aber klappte viel zu selten.
- Philadelphia antwortete mit einer sehr gut getimten Mischung aus harten Inside Runs, Screens, Run Pass Options und aber auch Pässen zu den Outside-Receivern, die sich mit Double-Moves immer wieder Platz verschafften. Die Eagles hatten die ganze Saison über ein herausragendes Offensiv-Scheme - im Championship Game mit dem Backup-Quarterback auf dem Platz gegen eine eigentlich herausragende Defense war das eindrucksvoller sichtbar als in irgendeinem anderen Spiel.
- Minnesota hatte früh im Spiel mehrere gute Plays bei Outside Runs. Den Eagles fehlte hier die Geschwindigkeit gerade auf dem Second Level, eine Schwäche, die auch Tevin Coleman für Atlanta in der Vorwoche schon unterstrichen hatte. Das sah man auch mehrfach im Screen Game, was den arbeitsintensiven Abend von Jerick McKinnon (11 REC, 86 YDS; 10 ATT, 40 YDS) erklärt.