Die Saints erhielten zwar ihre Starting-Defensive-Backs Marshon Lattimore und Marcus Williams nach Verletzungspause zurück, auch Mark Ingram wurde rechtzeitig fit. Andrus Peat dagegen konnte nicht mitwirken und Lattimore brauchte regelmäßig Pausen - den ersten Schock gab es zudem gleich nach ein paar Minuten: Infolge eines Hits von Deion Jones musste New Orleans' Rookie-Sensation Alvin Kamara mit einer Gehirnerschütterung raus. New Orleans hatte in der Folge weiteres Verletzungspech (Hendrickson, Onyemata, Kelemete, Klein, Vaccaro), Kamara aber überstrahlte sie alle was die Bedeutung für das Spiel anging.
So konnten zunächst beide Defenses einige Drives schnell beenden, insbesondere aufseiten der Saints war der Pass-Rush früh zur Stelle. Der erste lange Drive gehörte dann dennoch Atlanta, abgeschlossen durch einen Touchdown-Run von Devonta Freeman. New Orleans antwortete seinerseits mit einem Touchdown durch Tommylee Lewis, als die Falcons-Defense in der Zone-Coverage eine riesige Lücke offen gelassen hatte. Kurz vor der Halbzeitpause hatte Atlanta dann gar noch Glück: Eine unschöne Interception von Matt Ryan (15/27, 221 YDS, TD, 3 INT) zu Lattimore endete nur deshalb nicht im Saints-Field-Goal, weil eine Strafe gegen New Orleans beim Kick die Hälfte beendete.
Doch für Ryan wurde es nicht besser: Nach einer zweiten Interception zum Start des dritten Viertels marschierten die Saints schnell zum Touchdown (Michael Thomas) das Feld runter, ehe Atlanta seinerseits an die Endzone anklopfte - wo Ryan dann seine dritte, dieses Mal komplett desolate Interception warf. Es dauerte eine Weile, Atlanta aber konnte zu Beginn des Schlussviertels abermals mit einem langen Drive das Feld überbrücken. Und dieses Mal belohnten sich die Falcons: Der Touchdown-Pass zu Sanu bedeutete den Ausgleich. Nach und nach schien es so, als würde das Spiel in Richtung der Falcons kippen. Atlanta dominierte über weite Strecken, die Turnover machten lange den Unterschied aus.
Defensiv wurde der Pass-Rush deutlich besser, durch ein 52-Yard-Field-Goal gingen die Falcons schließlich in Führung. Und dann wurde es dramatisch: New Orleans blieb das Verletzungspech auch beim Schlussdrive treu, Thomas, Ginn und Ingram mussten je kurzzeitig angeschlagen raus. Doch nachdem die Saints in Field-Goal-Reichweite die Ängstlichkeit der Falcons, die eine Strafe bei Third Down nicht akzeptierten, ein kurzes Fourth Down erfolgreich ausspielten, war der Auswärtssieg zum Greifen nah! Die Saints hatten noch 1:30 Minuten mit zwei Timeouts und standen an der 9-Yard-Line - als Deion Jones mit einer spektakulären Interception in der Endzone alle Saints-Träume beendete!
Die wichtigsten Statistiken
Atlanta Falcons (8-5) - New Orleans Saints (9-4) 20:17 (3:3, 7:7, 0:7, 10:0) BOXSCORE
- Drew Brees hatte ein effizientes Spiel: 26/35, 271 YDS, 2 TD, INT. Die Saints verzeichneten mehrere Big Plays im Passing Game, die späte Interception aber war der entscheidende Fehler, nachdem New Orleans zuvor mehrfach von Ryans Fehlwürfen profitiert hatte.
- Denn, und das war ein maßgeblicher Faktor: Die Saints hatten massive Probleme im Run Game. Mark Ingram (12 ATT, 49 YDS) war abgesehen von einem 14-Yard-Run mehrfach abgemeldet, und so konnte New Orleans das Spiel trotz eigener Führung und trotz der Turnover durch Ryan nie kontrollieren.
- Atlanta sah hier besser aus: Devonta Freeman (24 ATT, 91 YDS, TD) und Tevin Coleman (9 ATT, 32 YDS) produzierten konstant Raumgewinne.
- Kuriose Statistik zum Touchdown der Saints im zweiten Viertel: Der Touchdown-Pass erfolgte gegen ganz normale Cover-2-Zone - eine Coverage, welche die Falcons in der laufenden Saison bei nur zwei Prozent aller Passing-Plays gespielt haben! Dabei gab es einen sichtlichen Fehler zwischen dem Cornerback und dem Safety, was den Catch ermöglichte.
- In den vergangenen vier Jahren (Saints - Falcons - Saints - Falcons) gelangen Atlanta und New Orleans abwechselnd Sweeps über den jeweils anderen. Die beiden Division-Rivalen spielen in Week 16 erneut gegeneinander. Dann möglicherweise in einem Endspiel um die NFC South.
Die Stimmen zum Spiel
Matt Ryan (Quarterback Falcons, über seine Endzonen-Interception): "In meinen Augen war das ein gutes, aggressives Play. Aber es war ein schlechter Wurf. Der Ball muss da höher hin kommen, damit ich ihm eine Chance gebe."
Sean Payton (Head Coach Saints, über die Verletzungen): "Defensiv haben wir heute sehr gut gespielt, wir haben gekämpft. Aber es war eines dieser Spiele - ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich habe so ein Spiel noch nie erlebt. Es ist frustrierend, aber unsere Jungs werden zurückkommen."
... über die Szene kurz vor Schluss, als er aufs Feld stürmte und die darauf folgende 15-Yard-Strafe alle Chancen darauf, den Ball mit ein paar Sekunden auf der Uhr zurück zu bekommen, zunichte machte: "Ich habe eine Timeout genommen. Dann hat er (der Schiedsrichter) mich gefragt, und ich habe ihm gesagt, dass ich bereits eine Timeout angesagt hatte. Vermutlich habe ich das etwas deutlicher gesagt, als ich das sollte. Aber ich hatte genug. Ich muss da schlauer sein."
Der Knackpunkt: Die Verletzung von Alvin Kamara
Der erste Drive machte schnell klar, welch zentrale Rolle Kamara auch diese Woche im Game Plan der Saints einnehmen sollte. Runs, Pässe, Screens - der elektrisierende Rookie war sofort überall auf dem Platz. Bis die Saints tief in die Falcons-Hälfte kamen - und Kamara einen harten Hit von Deion Jones einsteckte. Es war ein enorm empfindlicher Tiefschlag für New Orleans, Kamara ist nicht nur der X-Faktor und Matchup-Spieler in der Saints-Offense, seine Fähigkeiten nach dem Catch und Qualitäten darin, Tacklern auszuweichen, fehlten New Orleans enorm. Ohne Kamara hatten die Saints ihre Saison-Tiefstwerte für Punkte (17), Total Yards (306) und Rushing-Yards (50).
Das entscheidende Duell: Die Falcons-Front gegen die Saints-Line
New Orleans hatte regelmäßig einen schweren Stand im Run-Blocking, und im Laufe des Spiels wachte auch Atlantas Pass-Rush auf. Mehr noch: Die schnellen Linebacker konnten mehrfach das Screen-Game der Saints empfindlich stören. Hier schaffte es New Orleans nicht, Kamara zu ersetzen.
Der Star des Spiels: Deion Jones
Nicht nur aufgrund der spektakulären Interception, welche die Partie entschied: Jones' Geschwindigkeit war mehrfach das einzige Element, das zwischen den Saints und einem weiteren langen Screen-Pass oder Underneath-Pass stand. Führte zudem beide Teams mit 13 Tackles an. Ebenfalls hervorzuheben: Michael Thomas (10 REC, 117 YDS, TD). Immer wieder offen, fand Lücken in der Zone Coverage, schlug seine Gegenspieler in Man Coverage und war häufig der einzig konstante Motor der Offense.
Der Flop des Spiels: Matt Ryan
Ryans zweite Interception direkt nach der Halbzeitpause geht voll auf Austin Hoopers Drop. Ansonsten aber? Der Pick direkt vor der Halbzeitpause in Cover-2, als Lattimore die Route von Julio Jones perfekt las, wurde nur nicht mit Punkten bestraft, weil sich die Saints beim Field Goal eine Strafe einhandelten. Teurer war die Interception in der Endzone im dritten Viertel, als Ryan schlicht exakt in Coverage warf und Atlanta so vermeintlich sichere Punkte kostete. Atlantas Quarterback hätte noch weitere Interceptions haben können, Ryan wirkte teilweise fast panisch in der Pocket und ließ im Schlussviertel einen sicheren Touchdown auf Coleman einfach liegen. Es war sein mit Abstand schlechtestes Saisonspiel.
Die Taktik-Tafel
- Beide Teams hatten einige ähnliche Konzepte, um das Lauf- und das Passspiel zu kombinieren. Das funktionierte nicht selten mit einem Fullback als Blocker und der I-Formation. Hieraus gab es von beiden Teams Inside-Runs, aber auch Play-Action-Spielzüge sowie Play-Action-Screens.
- Stichwort Screens: Kein Team ist besser, wenn es an die Screen-Designs geht, als die Saints. New Orleans wurde hier gewohnt kreativ, baute Play-Action- und Misdirection-Elemente ein und hatte so immer wieder größere Raumgewinne zu verzeichnen. Das setzte sich auch ohne Kamara fort, dann aber fehlte die Explosivität nach dem Catch.
- Atlanta baute zwar konstant Play-Action-Spielzüge ein, die man von dieser Offense so gewohnt ist - zwei Dinge aber fehlten einmal mehr: Pässe zu den Running Backs (kein einziger!) und lange Zeit auch ein Fokus auf Bunch- und Stack-Formations, um Receiver frei zu bekommen. An einem sehr schlechten Tag von Ryan hätten ihm diese Elemente mutmaßlich gut getan. Wenn sie dann mal Bunch-Formations spielten, war das häufig erfolgreich - etwa beim Touchdown von Sanu.
- Einmal mehr zweifelhaftes Play-Calling von den Falcons zudem in der Red Zone. Anstatt hier einen Fokus auf Julio Jones zu legen, ließ Offensive Coordinator Steve Sarkisian kurz vor dem ersten Touchdown der Partie gar Offensive und einen Defensive Linemen Routes laufen. Auch bei einem kritischen Third Down spät im Spiel war Jones überhaupt nicht auf dem Platz.