NFL

Die Overtime-Regel muss geändert werden

Matt Ryan und die Atlanta Falcons mussten sich den Patriots geschlagen geben
© getty

Mit dem vielleicht besten Super Bowl aller Zeiten ist die NFL-Saison 2016 zu Ende gegangen: Die New England Patriots haben einen fantastischen Sieg errungen, Quarterback Tom Brady und Head Coach Bill Belichick haben ihren Status als Beste ihrer Zunft zementiert. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Münzwurf vor der Overtime - mal wieder - eine zu große Rolle gespielt hat. Matt Ryan und seine Offense hätten eine Chance verdient gehabt. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Stefan Petri

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Es ist praktisch unmöglich, als neutraler Beobachter nach diesem Super Bowl nicht begeistert zu sein. Die 51. Ausgabe des Saisonhöhepunkts bot fast alles: Zwei überragende Teams, die besten Quarterbacks der Liga, enorme Spannung bis über die letzte Minute hinaus, ein unglaubliches Comeback, fantastische Catches auf beiden Seiten - und am Ende einen fünften Ring für das beste Coach-Quarterback-Gespann in der Geschichte der NFL.

Was sie jedoch nicht bot, war die Chance für den amtierenden MVP Matt Ryan, sein Schicksal in der Overtime noch einmal in den eigenen Händen zu halten. Und das ist nicht richtig. Es ist höchste Zeit, die Overtime-Regel zu überarbeiten.

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2010 hatte die Liga ihre Verlängerung bereits einmal überarbeitet: Zuvor hatte das "Sudden-Death"-Prinzip dem Münzwurf eine noch größere Rolle zugestanden - ein paar First Downs und ein langes Field Goal hatten bis dahin schon gereicht, um die Partie zu beenden. Wer den Münzwurf gewann, entschied sich in aller Regel für den Ball. Und gewann in den meisten Fällen auch.

Mittlerweile gestehen die Regeln beiden Offenses mindestens einmal Ballbesitz zu - es sei denn, der erste Drive führt direkt zum Touchdown. Es war eine Regeländerung, die fast durchgängig positiv aufgenommen wurde. Warum soll das Schicksal der beiden Teams nach 60 gespielten Minuten ohne Sieger so sehr vom Zufall bestimmt werden? Diesen Weg solte die Liga nun konsequent zu Ende gehen.

Kein "level playing field"

Das soll nicht heißen, dass die Patriots nicht der verdiente Sieger von Super Bowl LI sind. Man kann vor ihrer überragenden Aufholjagd nur den Hut ziehen. Es soll auch nicht heißen, dass die Falcons ihrerseits das Spiel gewonnen hätten, hätte die Silbermünze doch nur Zahl statt Kopf gezeigt. Angesichts des Spielverlaufs und des geradezu epischen Kollapses in den letzten 20 Minuten ist das nur schwer vorstellbar.

Und wie schon gesagt: Es gehört auch immer Glück dazu. Glück bei Catches, Glück bei Ballverlusten, Glück bei Referee-Entscheidungen. Also auch Glück bei Münzwürfen.

Dennoch: Ziel der Regeln muss sein, beiden Teams ein "level playing field" zu bieten. Wenn nur einer der beiden Quarterbacks - ohne eigenes Zutun - die Möglichkeit bekommt, sein Team zum Sieg zu führen, wenn der MVP der Liga - ohne eigenes Verschulden - in der Overtime nur hilflos an der Seitenlinie sitzt, bleibt ein fader Nachgeschmack.

Sind die Falcons selbst schuld?

"Ohne eigenes Verschulden? Ryan hatte 60 Minuten, um die nötigen Punkte zu erzielen. Er bekam den Ball doch eine Minute vor Spielende und konnte damit nichts anfangen. Und wenn Atlantas Defensive keinen Touchdown verhindern kann, ist sie selbst Schuld. Es ist immer noch ein Teamspiel."

Wer so argumentiert, übersieht den entscheidenden Punkt: Die Falcons haben sich die Overtime nach 28:3-Führung selbst zuzuschreiben. Aber Matt Ryan und seine Offense haben eben auch gut genug gespielt, um diese Overtime überhaupt erst zu erreichen, über weite Strecken sogar fantastisch gespielt. Da die Patriots sich diese in den letzten 20 und nicht in den ersten 40 Minuten erarbeitet haben, fühlt es sich irgendwie "richtiger" an, dass ihre Offense den Ball bekam. Aber ist es das wirklich?

Die gleiche Punktzahl nach 60 Minuten muss in gleichen Möglichkeiten münden.

Der Super Bowl in der Analyse: Größtes Comeback der Geschichte! Pats win!

Hätte Atlanta den Coin Toss gewonnen und den Touchdown erzielt, vielleicht durch einen guten Return, zwei starke Pässe und eine Pass-Interference-Flagge, der Aufschrei wäre ungleich größer gewesen: Wie kann es sein, dass Tom Brady sein Team mit einer schier übermenschlichen Leistung nach 3:28 noch zurückkommt, das größte Comeback der Super-Bowl-Geschichte hinlegt - und danach zum Zuschauen verdammt ist?

Stattdessen berauscht sich die Fangemeinde am perfekten Saisonabschluss, bestaunt die Dynasty in New England und feiert den G.O.A.T. Wie gesagt: völlig zu Recht.

Man kann sich trotzdem nur wünschen, dass die NFL ihr Regelwerk noch einmal überarbeitet.

Damit die nächste Super-Bowl-Overtime noch epischer wird.

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