2. Was bedeutet der Bradford-Trade für Vikes und Eagles?
Was Philadelphia in der ersten Offseason nach Chip Kelly gemacht hat, ist durchaus beeindruckend: Da wurden Kellys Star-Einkäufe in der Offense (DeMarco Murray) und der Defense (Byron Maxwell, Kiko Alonso) abgegeben, mit einem teuren Draft-Trade der erhoffte Franchise-Quarterback der Zukunft (Carson Wentz) geholt und die Defense unter dem neuen Trainerstab von einer 3-4 auf eine 4-3 umgestellt. Kurzum: Es war Aufräumarbeit angesagt.
Doch ein solcher Umbruch braucht naturgemäß Zeit, innerhalb einer Saison ist das nicht zu schaffen - und genau das drückten die Eagles dann auch mit dem Trade ihres Starting-Quarterbacks aus: Die durch die Verletzung von Teddy Bridgewater unter Zugzwang geratenen Minnesota Vikings gaben den Eagles etwas an Draft-Kapital zurück, das Philly für Wentz hatte opfern müssen, und erhielten im Gegenzug Sam Bradford.
Zwar bleiben die Eagles, die Bradford erst im Februar eine Vertragsverlängerung inklusive eines Unterschriftsbonus in Höhe von elf Millionen Dollar gegeben hatten, auf einigen Kosten sitzen - doch der Salary Cap ist in Philly nicht das große Problem, Draft-Picks dagegen ein wertvolles, rares Gut.
Insofern ist es zunächst einmal eine sehr positive Bilanz aus Eagles-Sicht, die dadurch unter anderem wieder einen Erstrunden-Draft-Pick haben, wenn der Draft im kommenden Jahr in Philadelphia stattfindet. Auf der anderen Seite aber wurde bekannt, dass die Verantwortlichen jetzt Wentz einsetzen wollen, und nicht etwa Backup Chase Daniel, den Coach Doug Pederson aus Kansas City mitgebracht hatte. Den Rookie hinter einer anfälligen O-Line und einem fragwürdigen Receiver-Corps zu früh rein zu werfen, könnte sich aus Eagles-Sicht allerdings rächen.
Minnesota: Titeltraum mit Bradford?
Die Vikings auf der anderen Seite wollten, das hatte Coach Mike Zimmer unmittelbar nach der schweren Verletzung von Bridgewater eindeutig verlauten lassen, die Saison nicht einfach abschreiben: Das Fenster für Running Back Adrian Peterson wird zunehmend kleiner, Zimmer hat jetzt eine junge, hungrige und bezahlbare Defense zusammen, die einen Titel gewinnen kann und die Vikings ziehen in ihr neues Stadion ein.
War es also ein Schnellschuss, der aus der Panik geboren wurde? Zumindest der hohe Preis (ein Erstrunden-Pick sowie ein weiterer, erfolgsabhängiger Draft-Pick, der sich ebenfalls als hohe Wahl entpuppen könnte) lässt darauf schließen. Allerdings hatte Bradford in Minnesota mindestens einen Fürsprecher, der ihn genauestens einschätzen kann.
Wer musste gehen, wer durfte bleiben? Die Entlassungen aller 32 Teams im Überblick
Vikings-Tight-End-Coach Pat Shurmur kennt Bradford besser, als die meisten Coaches in der NFL: Shurmur war Bradfords Offensive Coordinator, als er von den Rams gedraftet wurde, und war später auch sein Offensive Coordinator sowie Interims-Coach im Vorjahr in Philadelphia. Laut der Minneapolis Star-Tribune war Shurmur gar die treibende Kraft hinter dem Deal.
"Pat Shurmur gab uns großartige Blicke hinter die Kulissen was Sam angeht", gab auch Geschäftsführer Rick Spielman auf der Vikes-Website zu. Minnesotas Offensive Coordinator Norv Turner soll Bradford ebenfalls schon länger positiv im Blick haben. Sollte der frisch gebackene Viking das Playbook und die Offense schnell lernen können, dürfte die Offense in Minnesota zumindest genügend tun, damit die Defense Gegner in Schach hält.