NFL

QB-Steals und der Vater des Sacks

Bo Jackson, Richard Sherman, Bart Starr und Tom Brady gehören zu besten Value-Draft-Picks
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Bo Jackson (Running Back, 183. Pick 1987)

Zugegeben: Diese Geschichte ist etwas anders. Bo Jackson war ursprünglich keineswegs ein Siebtrunden-Draft-Pick, vielmehr wurde er 1986 von den Tampa Bay Buccaneers an Nummer 1 Overall gedraftet. Schon im College war er ein absoluter Superstar, Heisman-Trophy-Gewinner und Multi-Sport-Talent. Letzteres verhinderte am Ende seine Karriere in Tampa: Die Bucs wollten ihn dazu zwingen, mit dem Baseball aufzuhören und versuchten ihn dabei gar reinzulegen.

Bo Jackson: Larger than Life

Jackson war - folgerichtig - stocksauer und kündigte an, dass er niemals für Tampa Bay spielen würde. Trotzdem wählten ihn die Bucs mit dem ersten Pick, Jackson machte seine Drohung wahr und unterschrieb nie einen Vertrag. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf seine Baseball-Karriere, bis er im Frühjahr 1987 während der Saisonvorbereitung auf die kommende MLB-Saison darüber informiert wurde, dass ihn die Los Angeles Raiders in der siebten Runde gedraftet hatten. Al Davis überzeugte ihn vom Football und erlaubte es ihm zusätzlich, Baseball zu spielen. Jackson wurde zum Superstar und zu einem unglaublich elektrisierenden Runner. Eine Verletzung beendete seine NFL-Karriere allerdings bereits nach vier Jahren.

Terrell Davis (Running Back, 196. Pick 1995)

Nein, viel hatten Broncos-Fans 1995 von Terrell Davis nicht erwartet - so sie ihn denn überhaupt kannten. Ein Sechstrunden-Running-Back, der in keiner seiner vier College-Spielzeiten mehr als 830 Rushing-Yards erlaufen hatte und mit ernsthaften Sorgen um das Knie kam? Davis ging als sechster (!) Running Back in der Broncos-RB-Hackordnung in die Saison. Doch die Fortschritte im Training Camp und der Preseason waren beeindruckend, über das Special Team gewann Davis die Coaches endgültig für sich. Im ersten Regular-Season-Spiel war er der Starting-Back.

Ultimativ sollten ihn die medizinischen Fragezeichen einholen, Davis' Körper hielt nur vier Jahre stand, zwischen 1999 und 2002 absolvierte er lediglich noch 17 Spiele. Doch in seinen ersten vier Jahren eroberte er die NFL im Running-Scheme der Broncos im Sturm: Davis erlief von 1995 bis 1998 im Schnitt pro Saison 1603 Yards und verzeichnete durchschnittlich 15 Touchdowns. In der Postseason explodierte er regelmäßig komplett, 142,5 Rushing-Yards und 1,5 Touchdowns pro Spiel verzeichnete Davis in den Playoffs und gewann mit Denver zwei Super Bowls.

Johnny Unitas (Quarterback, 102. Pick 1955)

Zu klein, nicht clever genug, zu wenig Spielverständnis: Experten räumten Johnny Unitas wenige Chancen in der NFL ein. Folgerichtig dauerte es bis in die 9. Runde (der Draft hatte 1955 noch 30 Runden), ehe die Steelers dem Leichtgewicht aus Pittsburgh eine Chance gaben. Diese Chance allerdings war nicht von Dauer: Unitas wurde schon vor dem Saisonstart aus dem Kader gestrichen, im Viererkampf um drei QB-Plätze hatte er den Kürzeren gezogen.

Johnny Unitas: Aus dem Sandkasten nach Canton

Anfang 1956 unterschrieb er schließlich für 7000 Dollar bei den Baltimore Colts - der Rest ist Geschichte. Unitas wurde zum Inbegriff für Toughness, war einer der ersten landesweit bekannten Quarterback-Superstars außerhalb vom College und führte die Colts bei zehn Pro-Bowl-Teilnahmen, vier MVP-Titeln und mit 40.239 Passing-Yards zu vier Titeln (darunter Super Bowl V 1971, ein 16:13 gegen die Dallas Cowboys). Unitas, ein herausragender Leader, wurde 1979 in die Hall of Fame gewählt.

Richard Sherman (Cornerback, 154. Pick 2011)

"Backup-Corner", "keine natürlichen Coverage-Fähigkeiten", "hüftsteif" und "Probleme mit Open-Field-Tackles" - all das stand 2011 im Draft-Profil von Richard Sherman. Seitdem hat der inzwischen 28-Jährige, der im College auch als Receiver eingesetzt wurde, seine Kritiker fast pausenlos Lügen gestraft: 26 Interceptions, 79 Pässe verteidigt und fünf Forced Fumbles: Sherman ist ohne Zweifel einer der besten Cornerbacks der Liga und hatte mit der sensationellen Legion of Boom entscheidenden Anteil am Super-Bowl-Triumph der Seahawks vor zwei Jahren.

Deacon Jones (Defensive End, 186. Pick 1961)

Er wurde ein Hall of Famer, er kam acht Mal in den Pro Bowl, wurde zwei Mal der Defensive Player des Jahres und gehört ins All-Decade-Team der 1960er - zunächst aber fiel er bis in die 14. Runde des Drafts. Jones belohnte die Los Angeles Rams mit jahrelanger Dominanz, war Teil der "Fearsome Foursome"-D-Line und wurde eine Sack-Maschine. Das ging so weit, dass Jones gemeinhin als Schöpfer des Ausdrucks "Sacking the Quarterback" gilt, als er einer Zeitung sagte: "You take all the offensive linemen and put them in a bag, and then you take a baseball bat and beat on the bag. You're sacking them, you're bagging them."

Antonio Brown (Wide Receiver, 195. Pick 2010)

Klar: Genau wie bei Sherman hat Brown noch einen ordentlichen Teil seiner Karriere vor sich und niemand kann sagen, wie wir Browns Karriere in fünf oder zehn Jahren bewerten. Doch eines lässt sich schon jetzt festhalten: Der Receiver der Steelers hat Pittsburghs Offense bereits maßgeblich geprägt und dafür gesorgt, dass Wide Receiver insgesamt anders bewertet werden.

Dank Brown haben die zwar kleineren, dafür aber wendigen, explosiven Receiver inzwischen ein ganz anderes Standing und werden längst nicht mehr primär auf Slot-Receiver-Rollen beschränkt: John Brown, Odell Beckham, Golden Tate, Brandin Cooks wären nur einige, die hierbei einfallen. Zuvor aber wurde Brown etwas belächelt, trotz aller Produktivität im College wurde seine Größe und seine Physis stark gegen ihn gehalten, auch sein Route Running wurde kritisiert. Inzwischen ist er ein Route-Meister geworden. Die Steelers bekamen den inzwischen besten Receiver der NFL in der sechsten Runde.

Honorable Mention: Jared Allen (Defensive End, 126. Pick 2004), Jason Kelce (Center, 191. Pick 2011), Wilbert Montgomery (Running Back, 154. Pick 1977), Robert Mathis (Defensive End, 138. Pick 2003), Rodney Harrison (Defensive Back, 145. Pick 1994)

Die Draft-Reihenfolge im Überblick

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