1. Wie kam die Entscheidung zustande?
Spätestens als Stan Kroenke im Januar 2014 für über 100 Millionen Dollar ein großes Landstück in Inglewood beim Hollywood Park kaufte, war klar: Der milliardenschwere Rams-Eigentümer meint es ernst. Die Verhandlungen hinter den Kulissen liefen heißer, die Gerüchteküche kochte hoch. Die ebenfalls auf Los Angeles schielenden Raiders und Chargers schlossen sich kurzerhand zusammen und plötzlich gab es zwei ernsthafte Konzepte, die es zu diskutieren galt.
Diskutiert wurde in der Öffentlichkeit seither fast durchgehend, beim Treffen der Team-Eigentümer in Houston ging es dann am Dienstag konkret zur Sache - und zunächst deutete einiges auf eine erneute zähe Debatte hin. Das änderte sich, als Cowboys-Eigentümer Jerry Jones einen Alternativvorschlag machte: Die Rams und die Chargers sollten die Möglichkeit erhalten, gemeinsam nach Inglewood zu gehen. Die Raiders wären so außen vor.
Plötzlich stimmten 20 der notwendigen 24 Eigentümer (Zwei-Drittel-Mehrheit) bei der ersten Abstimmung zu, 21 waren es beim zweiten Durchgang. Vor der dritten und finalen Abstimmung änderte sich dann die Sachlage nochmals: Raiders-Eigentümer Mark Davis zog seinen Antrag zurück und von dem einstigen Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden scheinbar ebenbürtigen Vorschlägen war nicht mehr viel übrig.
Jones: "Richtige Entscheidung getroffen"
So kam, es wurde übrigens geheim und nicht öffentlich abgestimmt (laut Insidern ein wichtiger Faktor), das klare 30:2-Ergebnis für einen Rams-(plus optional ein weiteres Team)Umzug zustande und Jones strahlte: "Die Eigentümer haben die richtige Entscheidung getroffen. Es ist einfach so eine natürliche Sache, dass die Los Angeles Rams zurück in Los Angeles sind."
Tatsächlich macht die Entscheidung aus mehreren Gründen Sinn. Zum einen sucht die NFL, was kaum überraschen dürfte, so gut wie immer das Geld. Immobilien-Magnat Kroenke und seine Frau (stammt aus der WalMart-Familie) bringen zusammen geschätzte elf Milliarden Dollar auf die Waage. Entsprechend großzügig plant Kroenke das neue Stadion in Los Angeles - alles in allem soll sich das Gesamtpaket auf zwei bis drei Milliarden Dollar einpendeln, es wird ein Luxus-Tempel der weit über die traditionelle Vorstellung einer Sportarena hinaus geht.
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Dazu kommen 550 Millionen Dollar, die als Gebühr für einen Franchise-Umzug fällig werden. Kroenke könnte diese in Raten über zehn Jahre bezahlen, wird aber Berichten zufolge sofort die volle Summe überweisen. Die großen Pläne von Kroenke waren, aus Business-Sicht, zu verlockend für die anderen Eigentümer. "Wir haben gemerkt, dass das unsere Chance ist", erklärte Commissioner Roger Goodell knapp und fügte hinzu, dass das neue Stadion in L.A. "nicht nur NFL-Stadien, sondern vielmehr Sport-Komplexe weltweit" verändern werde.
Stadion für zwei Teams
So war Kroenke, der seit Jahren unbedingt nach Los Angeles und damit in den weitaus attraktiveren Markt wollte, mit seinem Stadion-Vorschlag zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Für Inglewood als Stadion-Heimat hatte es bereits vor gut 20 Jahren grünes Licht gegeben, als es um den Verbleib der Raiders ging. Eigentümer Al Davis entschied sich damals aber für Oakland, jetzt nehmen die Rams die Gelegenheit dankend wahr.
In St. Louis habe es keine Möglichkeit mehr auf einen Verbleib gegeben. Kroenke betonte, dass ein Team, das den Stadion-Vorschlag der Stadt annehmen würde, auf dem Weg zum "finanziellen Ruin" sei. Jay Nixon, seines Zeichens Gouverneur von Missouri, wehrte sich entschieden: "Es ist besorgniserregend, dass die Liga den Umzugs eines Teams erlaubt, bei dem der Heimatmarkt gut gearbeitet und eine starke sowie durchführbare Lösung präsentiert hat."
Wahr ist: Keines der Rams-Heimspiele in der gerade beendeten Saison war ausverkauft. Bis 2006 hatten die St. Louis Rams ihr Stadion bei jedem Heimspiel bis zum letzten Platz gefüllt. Wahr ist außerdem: Kroenkes neue Mega-Arena in Los Angeles wird für zwei Teams konzipiert sein. Die erste Chance darauf haben die San Diego Chargers.