Teddy Bridgewater, Marcus Mariota, Johnny Manziel - die Quarterback-Prospects für den kommenden Draft sind vielversprechend. Gleich mehrere Teams dürften bereits von den Signal-Callern von morgen träumen, betrachtet man die Leistung einiger Quarterbacks in der laufenden Saison. Manche Coaches wechselten bereits mehrfach durch, andere wurden zum Tausch gezwungen.
Während die Jacksonville Jaguars im kommenden Draft nahezu sicher mit ihrem Erstrunden-Pick einen Quarterback wählen werden, könnten Houston und Arizona auf vorhandene Kräfte bauen. Minnesotas QB-Suche entwickelt sich immer mehr zum Chaos und auch Cleveland probiert munter durch, dazu kommen Verletzungssorgen.
Die offensichtliche Misere mancher Teams geht so weit, dass sich Vince Young bereits öffentlich anbot: "Jeden Tag habe ich ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf und stehe morgens auf, mit dem Wissen, dass ich spielen sollte." Dass die St. Louis Rams bei Brett Favre angefragt haben sollen, entpuppte sich indes zwar als Scherz - dennoch zeigt das Gerücht, wie ernst es um einige Teams bestellt scheint.
Jacksonville Jaguars
Nach acht Spielen sind die Jaguars eines von zwei noch sieglosen Teams und damit ein heftiger Anwärter für den No.-1-Pick im kommenden Jahr. Das nur auf den Quarterback zu schieben, wäre sicherlich falsch, immerhin lässt keine Defense mehr Touchdowns zu als die der Jags (29). Umgekehrt bleibt aber auch festzuhalten, dass Jacksonville trotz zweier guter Receiver (Cecil Shorts III, Justin Blackmon) mit vier Pass-TDs die ligaweit wenigsten aufweist.
Die Jags starteten mit Blaine Gabbert in die Saison, der sich nach schwachem Start (1 TD, 7 INT) verletzte und so den Weg für Chad Henne frei machte. Dessen Werte lesen sich nur bedingt besser (3 TD, 5 INT), dennoch durfte Henne am Sonntag gegen die 49ers spielen, obwohl Gabbert wieder fit war. "Wir haben ein gutes Gefühl hinsichtlich Chads Leistungen der vergangenen Wochen. Wir wollen darauf aufbauen und sehen, wo es uns hinführt", lautet das wenig ermutigende Bekenntnis von Head Coach Gus Bradley zu seinem Quarterback.
Offensive Coordinator Jedd Fisch fand eine Woche zuvor deutlichere Worte: "Ich denke nicht, dass Henne uns die beste Chance gibt, zu gewinnen. Wir bewerten das von Woche zu Woche. Leider hat keiner der beiden uns bisher einen Sieg geholt." Zweifellos hat auch die O-Line mit 28 zugelassenen Sacks ihren Anteil an der Misere, doch keiner der beiden QBs rangiert in Completion Percentage, Yards oder Touchdowns in der Top-18 der Liga von Quarterbacks mit mindestens 80 Passing-Attempts. Angesichts des mutmaßlich hohen Draft Picks der Jags ist es wahrscheinlich, dass im Mai ein neuer Franchise-QB gedraftet wird.
Minnesota Vikings
Christian Ponder, Matt Cassel, Josh Freeman und am vergangenen Sonntag wieder Ponder. Die Vikings tauschen in dieser Saison im Schnitt knapp jedes zweite Spiel den Quarterback, daran änderte auch Freemans Verpflichtung Mitte Oktober nichts: In seinem bislang einzigen Spiel für Minnesota lieferte Freeman gegen die Giants 190 Yards, keinen Touchdown und einen Pick - nach dessen Gehirnerschütterung durfte sich Ponder noch mal beweisen, seine 145 Yards gegen die Packers überzeugen aber auch nicht gerade.
"Ich habe die Erwartungen nicht erfüllt", gab Ponder anschließend zu und auf die Frage, ob Minnesota jetzt eine QB-Competition habe, antwortete der 25-Jährige vielsagend: "Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht." Dass Ponder, was Completion-Percentage angeht, von allen Quarterbacks mit mindestens 100 Pass-Attempts einen unrühmlichen 20. Platz belegt (60,3 Prozent), dürfte ihm auf den ersten Blick nicht helfen - Konkurrent Freeman allerdings bildet mit 37,7 Prozent das Schlusslicht der Liga.
Matt Cassel, der das Team zum bislang einzigen Saisonsieg über die Steelers führte, ist derweil nach zwei Picks gegen Carolina außen vor und ohnehin scheint Head Coach Leslie Frazier auf Freeman zu bauen. "Wenn ich die Entscheidung noch mal treffen müsste, würde ich nichts anders machen", beteuerte Frazier nach Freemans Viking-Debüt gegen New York. Dass der 25-Jährige, der nach katastrophalem Start zu Saisonbeginn von Tampa Bay entlassen wurde, die langfristige Lösung ist, muss er allerdings erst beweisen.
Arizona Cardinals
Nur Minnesota hat seit 2010 so viele Quarterbacks ausprobiert wie die Cardinals: Derek Anderson, John Skelton, Max Hall, Ryan Lindley, Kevin Kolb und Brian Hoyer durften in den vergangenen drei Jahren ran, Arizona testete mitunter vier Quarterbacks innerhalb einer Saison, ohne dass einer der Kandidaten überzeugen konnte.
In der vergangenen Off-Season dachten die Cardinals, endlich den Nachfolger für Kurt Warner gefunden zu haben. Der neue Head Coach Bruce Arians holte Carson Palmer aus Oakland und dieser sollte mit seinen tiefen Pässen gegnerische Defenses vor Probleme stellen. Nach acht Spielen sieht die Realität anders aus: Palmer hat bereits 14 Interceptions auf dem Konto, nur Eli Manning hat mehr (15). Außerdem haben 13 Quarterbacks mehr TD-Pässe auf dem Konto als Palmer und seine Completion Percentage reicht gerade so für die Top-20 der Liga.
"Sind der Grund für die Interceptions seine Entscheidungen? Wenn das der Fall ist, werden wir etwas verändern", kündigte Arians nach der Niederlage gegen Seattle an, stärkte Palmer vor dem Spiel am Sonntag gegen Atlanta aber demonstrativ den Rücken: "Carson ist mein Mann." Der 33-Jährige dankte es seinem Coach mit 172 Yards und zwei TD-Pässen beim Sieg über die Falcons - allerdings nicht, ohne das Spiel abermals mit einem Pick zu eröffnen. Eine Alternative hat Arians in jedem Fall in der Hinterhand: Aus Indianapolis brachte der Coach der Cardinals im Sommer Drew Stanton mit.
Cleveland Browns
Die Zeit von Brandon Weeden scheint in Cleveland endgültig vorbei. Der First-Round-Pick aus dem Vorjahr musste bereits nach zwei Spielen Platz für Brian Hoyer machen und nur die Verletzung des 28-Jährigen spülte ihn nochmals für drei Spiele in die Startformation. Nach einer schwachen Leistung in Green Bay (QBR 48,6) findet sich Weeden jetzt abermals auf der Bank wieder, Jason Campbell darf sich derzeit bei den Browns beweisen.
Campbell bot in Kansas City die beste Leistung eines Browns-QBs in dieser Saison, warf für 293 Yards und zwei Touchdowns bei keiner Interception. "Jason hat viele Plays für uns gemacht und uns zurückgebracht", lobte Head Coach Rob Chudzinski seinen Quarterback: "Wir müssen uns noch genau die Videos anschauen, aber auf den ersten Blick hat er einige wirklich gute Dinge gemacht."
Campbell nach einem guten Spiel als Dauerlösung zu sehen, wäre dennoch viel zu überhastet. Auch Weeden lieferte in Baltimore und gegen Buffalo gute Spiele ab, dazu kommt, dass die Browns im Umbruch sind. Campbells wichtigster Receiver Josh Gordon könnte noch abgegeben werden und bereits durch den Wechsel von Trent Richardson nach Indianapolis sammelte Cleveland Draft-Picks, die genutzt werden könnten, um im Mai einen der Top-QBs zu bekommen.
Houston Texans
Vier Spiele in Folge hatte sich Matt Schaub zu Saisonbeginn einen Pick Six geleistet und obwohl Texans-Headcoach Gary Kubiak offen über einen Wechsel nachdachte, musste Schaub erst am sechsten Spieltag nach einer Verletzung Platz machen. Ersatzmann T.J. Yates kam rein und führte die QB-Misere in Houston mit einem Pick Six seinerseits und einer weiteren Interception nahtlos fort, so dass Houston mittlerweile auf Rookie Case Keenum baut.
"Matt ist wieder fit", erklärte Kubiak am Montag: "Es ist eine Entscheidung, die darauf basiert, was ich von Case gesehen habe." Damit ist klar: Houston, als Superbowl-Anwärter in die Saison gestartet, will Keenum nach dessen solidem Debüt in Kansas City (271 YDS, 1 TD) testen. Sollte der 25-Jährige nicht überzeugen, dürfte sich Houston im Draft nach einer anderen Lösung umschauen.
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