AFC
Sonntag: Denver Broncos (4) - Pittsburgh Steelers (5) 29:23 OT (0:6, 20:0, 0:7, 3:10, 6:0)
UNFASSBAR! Tim Tebow steht mit den Broncos in Runde zwei! Es ist mit Worten kaum auszudrücken, was die Jungs aus der Mile High City gegen Pittsburgh mal wieder aufs Feld brachten. Und es war mal wieder ein echter Thriller made by Tebow, der mit 316 Yards eine neue Saison-Bestleistung aufstellte.
23:23 stand es nach der regulären Spielzeit. Das bedeutete: Verlängerung. Zum ersten Mal seit der Regeländerung, die besagt, dass es einen Sudden Death nur noch bei einem Touchdown oder einem Punktgewinn durch die Defensive gibt. Bei einem Field Goal hat das gegnerische Team also nochmals die Möglichkeit, auszugleichen.
Blog Ein Blick hinter die Tebowmania
Was eine Verlängerung bei den Broncos mittlerweile heißt, sollte allerdings auch bekannt sein: It's Tebow-Time! Und der lässt in diesen Situationen nichts anbrennen. Mit dem allerersten Spielzug (!) in der Overtime fand Tebow den überragenden Demaryius Thomas, der an der eigenen 38-Yard-Linie den Turbo einschaltete, sich mit ausgestrecktem Arm Ike Taylor vom Leib hielt und die Broncos mit seinem Touchdown in die nächste Runde schickte.
"Ich dachte nur: Lauf um dein Leben. Vertrau auf deinen Speed. Und genau das hat er gemacht", so Running Back Willis McGahee. Gerade mal elf Sekunden dauerte die Verlängerung und geht damit als kürzeste in die Geschichte der NFL ein.
Aber der Reihe nach: Vor der Partie waren sich alle Experten einig. Die Broncos brauchen schon ein mittelgroßes Wunder, um den Rekordmeister zu schlagen. Zu stark schien der Steel Curtain, zu schwach andererseits Denvers Offensive, die sich in den letzten drei Partien erschreckend schwach zeigte. Auch Tebow ließ die fast schon berühmt-berüchtigte Tebow-Magic zuletzt vermissen. Der Tiefpunkt war dabei sicherlich die Partie gegen Kansas City, als nur 27 Prozent seiner Pässe ankamen.
Die Rollen waren vor der Partie gegen Pittsburgh also klar verteilt. Und der Beginn verlief wie erwartet. Die Steelers zogen dank zweier Field Goals von Shaun Suisham schnell auf 6:0 davon, während Denver überhaupt nichts zu Stande brachte. Am Ende vom ersten Viertel stand Tebow bei mickrigen acht Yards Raumgewinn.
Aber wenn uns der umstrittene Quarterback in dieser Saison eines gezeigt hat, dann war es seine Siegermentalität. Im Gegensatz zu seinen Regular-Season-Erfolgen, als Tebow vor allem im letzten Viertel immer wieder zauberte, ließ er es diesmal bereits im zweiten Abschnitt krachen.
51-Yards-Bombe auf Demaryius Thomas? Check! 30-Yard-TD-Pass auf Eddie Royal? Check! Wie aus dem Nichts wechselte das Momentum die Seiten. Auf einmal waren es die Broncos, die den Ton angaben. Nächster Ballbesitz, nächster Touchdown. Zuerst fand Tebow erneut Thomas für 58 Yards, bevor er die Sache in die eigene Hand nahm und einen 8-Yard-Run in der Endzone beendete.
"Er hat allen gezeigt, dass er ein NFL-Quarterback ist. Basta! Erst haben sie gesagt, dass er nicht werfen kann. Dann, dass wir gegen Pittsburgh untergehen werden. Ich bin gespannt, was in der nächsten Woche kommt", so McGahee.
Spätestens als Matt Prater mit zwei Field Goals noch vor der Pause auf 20:6 erhöhte, wusste man: Denver kann hier für die große Sensation sorgen! Das lag allerdings nicht nur am Gastgeber, sondern auch an den Steelers und Ben Roethlisberger. Der Quarterback hatte immer noch mit einer Knöchelverletzung zu kämpfen, die sich nach einem Hit im zweiten Viertel sogar noch verschlimmerte.
Aber Big Ben wäre nicht Big Ben, wenn er solche Schmerzen nicht ausblenden könnte. Während Denvers Offensive nach den überragenden zweiten 15 Minuten (20:0!) wieder in den Tiefschlaf fiel, begannen die Steelers ihre Aufholjagd. Roethlisberger führte sein Team über das komplette Feld bis an die Goallinie, bevor Mike Wallace mit einem Run das letzte Yard besorgte.
Nachdem Pittsburgh im letzten Viertel nach einem 31-Yard-TD-Pass auf Jerricho Cotchery sogar ausgleichen konnte, waren alle Augen wieder auf seinen Gegenüber gerichtet. Knappe vier Minten noch zu spielen, das heißt: Tebow-Time! Doch die Broncos wurden an der eigenen 35-Yard-Linie gestoppt und mussten punten.
Big Ben hatte also seinerseits die Chance, zum Helden zu werden. Und Pittsburgh war bereits an Denvers 45-Yard-Linie, bevor Roethlisberger einen von insgesamt fünf Sacks einstecken musste und damit wichtige Yards verlor.
Der Rest ist Geschichte. Mit dem ersten Spielzug in der Verlängerung schockte Tebow die Steelers, fand Demaryius Thomas mit einem 80-Yard-Pass und sorgte für die Entscheidung. In der nächsten Runde geht es für Denver somit gegen die Patriots, mit denen die Broncos nach der 23:41-Pleite Mitte Dezember ja noch eine Rechnung offen haben.
QB: Tim Tebow (10/21, 316 YDS, 50 Rush-YDS, 2 TD, Rush-TD) - Ben Roethlisberger (22/40, 289 YDS, 15 Rush-YDS, TD, INT)
RB: Willis McGahee (19 CAR, 61 YDS, FUM) - Isaac Redman (17 CAR, 121 YDS)
WR: Demaryius Thomas (4 REC, 204 YDS, TD) - Emmanuel Sanders (6 REC, 81 YDS)
Samstag: Houston Texans (3) - Cincinnati Bengals (6) 31:10 (7:7, 10:3, 7:0, 7:0)
Nach dem Spiel fiel Houston-Receiver Andre Johnson seinem Coach Gary Kubiak um den Hals. "Das hier ist nicht nur für mich etwas besonderes, sondern für die komplette Franchise. Es ist ein ganz besonderes Gefühl. So ausgiebig habe ich vermutlich seit langer Zeit nicht mehr gelächelt."
Anlass für den Euphorieschub war ein 40-Yards-Pass von Quarterback T.J. Yates auf das Texans-Aushängeschild 1:08 Minuten vor Ende des dritten Viertels. Der daraus resultierende Touchdown brachte die Vorentscheidung zum 24:10 im Wild Card Game, die Bengals erholten sich anschließend nicht mehr. Damit war der erste Playoff-Sieg der vor zehn Jahren gegründeten texanischen Franchise perfekt.
Entscheidenden Anteil an dem Erfolg hatte neben Johnson auch Rookie-Defensive End J.J. Watt, der sich beim Spielstand von 10:10 eine Interception schnappte und nach einem 29-Yards-Lauf in die Endzone brachte. Running Back Arian Foster erlief zwei weitere Touchdowns sowie 153 Yards.
"Ich bin sehr stolz auf die Jungs und den guten Job, den sie gemacht haben. Hoffentlich machen sie so weiter", lobte Kubiak anschließend. Die nächste Herausforderung folgt kommende Woche Sonntag: Dann trifft Houston auf die Nummer eins der AFC North, die Baltimore Ravens.
Bei Cincinnati, das zwar dreimal in den letzten sieben Saisons den Sprung in die Playoffs schaffte, dort aber zuletzt 1990 gegen die Houston Oilers (die heutigen Tennessee Titans) einen Sieg einfahren konnte, erlebte Rookie-Quarterback Andy Dalton den wohl bittersten Tag seiner bisherigen NFL-Karriere. Er holte zwar knapp 100 Yards mehr raus als Gegenüber Yates (257/159), warf dabei aber bittere 3 Interceptions.
Trotzdem gab er sich anschließend optimistisch: "Wir haben das Gefühl, eine große Zukunft vor uns zu haben. Aber natürlich war es sehr unglücklich, wie die Partie geendet ist." Die hochgelobte Texans-Defensive setzte ihn vom Kickoff an unter Druck und zwar den jungen Dalton zu Fehlern.
Für den elften Pick des letzten Drafts, Watt, war es die erste Interception in der NFL. "Ich habe einfach nur versucht, meine Hände in den Passweg zu bringen", beschrieb er die Szene anschließend. "Der Ball blieb förmlich in ihnen stecken. Ich realisierte, dass ich ihn habe und habe einfach nur versucht, mich beim Lauf in die Endzone auf den Beinen zu halten."
Er war erst der sechste Defensive Lineman, dem dieses Kunststück in den Playoffs - mit Ausnahme des Super Bowls - gelungen ist und der erste Rookie. Apropos historische Rookie-Momente: Das Duell Yates gegen Dalton war das erste Aufeinandertreffen zweier Rookie-Quarterbacks in der Postseason seit Einführung des Super Bowls.
QB: T.J. Yates (11/20, 159 YDS, TD) - Andy Dalton (27/42, 257 YDS, 3 INT)
RB: Arian Foster (24 CAR, 153 YDS, 2 TD) - Cedric Benson (7 CAR, 14 YDS, TD)
WR: Andre Johnson (5 REC, 90 YDS, TD) - A.J. Green (5 REC, 47 YDS)
NFC
Sonntag: New York Giants (4) - Atlanta Falcons (5) 24:2 (0:0, 7:2, 10:0, 7:0)
Ganze zehn Jahre mussten die Giants-Fans auf einen Playoff-Heimsieg warten. Dank einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und eines unwiderstehlichen Wide Receivers Hakeem Nicks (115 YDS, 2 TD) zog New York nun verdient über die Atlanta Falcons in die Divisional-Playoffs ein.
Dort warten allerdings am kommenden Wochenende die Green Bay Packers (15-1) auf die Giants.
Die Geschichte des Spiels gegen die Falcons ist schnell erzählt: Während New York stets eine gute Mischung aus Rushing- und Passing-Game fand, kam die Falcons-Offense nie in einen echten Rhythmus. Dazu fehlte Atlanta in den entscheidenden Momenten die nötige Reife.
Nach einem punktelosen ersten Viertel standen die Falcons zu Beginn des zweiten Nahe an der Giants-Redzone, verzichteten aber bei "4th and Inches" auf einen Fieldgoal-Versuch, der zumindest eine 3:0-Führung bedeuten hätte können. Stattdessen wurde Atlanta von der starken Giants-Defense beim vierten Versuch gestoppt.
Überhaupt bestand die erste Hälfte im eisig kalten MetLife Stadium fast nur aus schmutzigem Field-Position-Football, die Defensivreihen gaben den Ton an.
Die ersten Punkte des Spiels resultierten folgerichtig aus einem Safety: Giants-Quarterback Eli Manning bekam den Football nicht rechtzeitig los und wurde nach einem Tackle von James Sanders mit einem Intentional-Grounding-Penalty bestraft - 2:0 Atlanta.
Das wirkte jedoch wie eine Hallo-Wach-Droge auf die Giants: Nach einem 34-Yard-Run von Brandon Jacobs und einer erfolgreichen 4th-Down-Conversion an der Fünf-Yard-Linie fand Manning Wide Receiver Hakeem Nicks in der Endzone - Touchdown New York (7:2).
Ein 22-Yard-Field-Goal von Lawrence Tynes sorgte für das 10:2, ehe die Falcons Mitte des dritten Viertels erneut bei einem vierten Versuch im Territorium der Giants kläglich versagten. Im Gegenzug fand Manning erneut Nicks, der den Football über 72 Yards in die Endzone trug und damit Atlanta das Genick brach.
Während Eli Manning seinen Stiefel souverän runterspielte und insgesamt acht Receiver bediente, war Gegenüber Matt Ryan auch ohne Interception eine glatte Enttäuschung und blieb am Ende mit einem Quarterback-Rating von 71,1 weit unter seinen Möglichkeiten. Auch Running Back Michael Turner enttäuschte mit nur 41 Yards Raumgewinn.
Den Sack endgültig zu machte Mario Manningham mit einem 27-Yard-Touchdown nach einem erneut starken Manning-Pass zum 24:2-Endstand. Die Falcons warten damit weiter auf den ersten Playoff-Sieg seit 2005. 2010 verlor Atlanta als bestes Vorrundenteam der NFC klar gegen die Packers (21:48), 2008 war bei den Cardinals nichts zu holen (24:30).
Die Giants haben dagegen am kommenden Wochenende in den Divisional-Playoffs mit Green Bay das bislang beste Team der NFL vor der Brust und mit den Packers noch eine Rechnung offen: Im Dezember hatte es für New York eine 35:38-Niederlage gegen den amtierenden Meister gegeben. 2008 hatte man die Packers jedoch auf dem Weg zum Super Bowl 23:20 auswärts geschlagen.
QB: Eli Manning (23/32, 277 YDS, 13 Rush-YDS, 3 TD) - Matt Ryan (24/41, 199 YDS)
RB: Brandon Jacobs (14 CAR, 92 YDS) - Michael Turner (15 CAR, 41 YDS)
WR: Hakeem Nicks (6 REC, 115 YDS, 2 TD) - Julio Jones (7 REC, 64 YDS)
Samstag: New Orleans Saints (3) - Detroit Lions (6) 45:28 (0:7, 10:7, 14:7, 21:7)
Dieser Drew Brees! Der unfassbare Kerl kann es einfach nicht lassen, mit seinen Saints Rekorde zu knacken. Gegen die Lions stellte der Super Bowl-Sieger von 2009 mit insgesamt 626 Yards mal eben eine neue Postseason-Bestmarke auf. Brees' Anteil daran? Lässige 466 Yards für 3 Touchdowns, dazu brachte er 33 seiner 43 Pässe an den Mitspieler. Besser geht es kaum.
Nachdem Detroit mit einer 14:10-Führung in die Halbzeit gegangen war, wurden sie im zweiten Durchgang förmlich von New Orleans überrollt. "Wir haben alle Register gezogen. Wir haben aggressiv gespielt und werden uns dafür nicht entschuldigen. Es gibt den Jungs im Huddle eine Menge Selbstvertrauen", erklärte der Quarterback anschließend. "Wir werden die Zügel nicht locker lassen. Es gilt, Vollgas zu geben." Macht Drew so weiter, dann werden die Saints wohl mit Hochgeschwindigkeit Richtung Super Bowl rasen.
Um Stats geht es dem Team dabei nicht - zumindest, wenn man Coach Sean Payton glauben will: "Wir konzentrieren uns nur aufs Gewinnen, nicht auf Yards und Rekorde. Ich meine es Ernst." Sein Team trifft nächsten Samstag in der zweiten Runde auf das Topteam der NFC West, die San Francisco 49ers.
Für die Lions, die erstmals seit 1999 wieder in den Playoffs standen, war es ein bitterer Abend. Somit haben sie ihre letzten sieben Postseason-Spiele allesamt verloren. "Es ist ein Lernprozess für das ganze Team. Wir werden besser. Wir kommen wieder", versicherte Detroits Coach Jim Schwartz, fügte aber noch hinzu: "Momentan tut es offensichtlich sehr weh." Sein Quarterback Matthew Stafford sammelte 380 Passing Yards und bereitete 3 Touchdowns vor, leistete sich im Schlussviertel aber auch 2 Interceptions durch Jabari Greer.
Auf Seiten von Detroit stach vor allem Receiver Calvin Johnson (211 Yards, 2 Touchdowns), der sein Playoff-Debüt gab, hervor. "Wir haben es dieses Jahr in die Playoffs geschafft und das ist ein großer Erfolg", verriet der All-Pro. "Wir müssen noch an ein paar Dingen arbeiten, und das werden wir auch. Wir wissen, was wir tun müssen, um den nächsten Schritt zu machen."
Immerhin konnten sich die Lions nebenbei auch in die NFL-Geschichtsbücher eintragen: Die 1083 Yards, die beide Teams zusammen erspielten, stellen den aus dem Jahr 1995 datierenden Rekord der Partie Miami Dolphins gegen Buffalo Bills ein. Ein sonderlicher Trost dürfte ihnen das aber wohl kaum sein.
QB: Drew Brees (33/43, 466 YDS, 3 TD) - Matthew Stafford (28/43, 380 YDS, 3 TD, 2 INT)
RB: Darren Sproles (10 CAR, 51 YDS, 2 TD) - Kevin Smith (6 CAR, 21 YDS)
WR: Robert Meachem (4 REC, 111 YDS, TD) - Calvin Johnson (12 REC, 211 YDS, 2 TD)
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