NFL

Die Legende von Matty Ice

Von Jan-Hendrik Böhmer / Florian Regelmann
Führt Matt Ryan die Atlanta Falcons in den Super Bowl?
© Getty

Noch fünf Spieltage bis zu den NFL-Playoffs. Höchste Zeit für die SPOX-Redaktion, eine erste Prognose abzugeben. Wer kommt in die Playoffs? Wer holt den Super Bowl? Und warum darf die NFC West überhaupt noch mitspielen? Die NFL-Experten von SPOX fordern Regeländerungen. Sofort. Und sie sind sich wenigstens bei einem der Super-Bowl-Teilnehmer einig. Das war es dann aber auch schon mit der Einigkeit.

Cookie-Einstellungen

Noch fünf Wochen sind in der Regular Season zu spielen - höchste Zeit für die nächste Diskussionsrunde. In "4th Down and 2 - der Football-Kolumne" beziehen die SPOX-Experten Jan-Hendrik Böhmer und Florian Regelmann regelmäßig Stellung zu den heißesten Themen rund um die NFL. Heute: wer holt eigentlich den Super Bowl?

Jan-Hendrik Böhmer: Matty Ice. So wird Matt Ryan seit der High School genannt. Mittlerweile sprechen die Menschen in Atlanta sogar von der Legende des Matty Ice - dabei ist der 25-Jährige seit nicht einmal drei Jahren in der NFL. Wie Matthew Thomas Ryan überhaupt zu seinem Spitznamen kam, darum ranken sich diverse Geschichten. Die meisten handeln von einer bei Studenten besonders beliebten amerikanischen Biersorte und deren übermäßigem Genuss - und sind alle völlig frei erfunden.

Es geht hier nämlich nicht um Eis im Bier, sondern um Eis in den Venen: Ryans ruhige Spielweise in entscheidenden Situationen. Rückstand? Nur noch Sekunden zu spielen? Who you gonna call? Matt Ryan. "Er ist einfach eiskalt", sagt Teamkollege Roddy White.

Und warum erzähle ich Euch das? Ganz einfach: Weil Matt Ryan den Super Bowl gewinnt. Die Falcons sind das beste Team der NFL. Sie haben nicht nur Ryan, sondern mit White (1066 YDS, 7 TD) auch den zweitbesten Receiver der Liga und mit Michael Turner (974 YDS, 7 TD) einen absoluten Top-Running-Back. Und genau das ist es, was sie zum Beispiel den Saints oder Packers voraus haben. Green Bay bringt derzeit weniger Yards auf den Boden als die Carolina Panthers. Die Panthers! Besonders in den Playoffs wird sie das treffen.

Deshalb: Die Falcons holen den Titel. Punkt.

Was allerdings noch fehlt, ist ein würdiger Super-Bowl-Gegner. Und welches Team wäre da besser geeignet als die zweitbeste Franchise in meinem persönlichen Power-Ranking: die Patriots. Tom Brady und Co. spielen in den letzten Wochen den verdammt noch mal besten Football, den ich von ihnen in einer langen Zeit gesehen habe. Die zweite Hälfte gegen Detroit? Eine Machtdemonstration! Ich bezweifle stark, dass New England in dieser Saison auch nur noch eine Partie verliert.

Mark Sanchez und die Jets werden schlichtweg zerstört. Den New Yorkern kaufe ich ihre Mitfavoritenrolle einfach immer noch nicht ab. Die Chargers werden niedergerungen - trotz Philip Rivers, der als Quarterback eine unglaubliche Saison spielt und unabhängig der Team-Leistung für mich zum MVP-Kandidatenkreis gehört.

Bis dahin marschiert San Diego dank Rivers (3362 YDS, 23 TD, 9 INT) allerdings zum Sieg in der AFC West. Sorry, Kansas City. Aber die Chargers sind einfach besser. Und deshalb werfen sie auch gleich noch die Steelers raus (in beiden Fällen: sorry, Regelmann).

Ganz nebenbei möchte ich an dieser Stelle den Vorschlag vom NFL-Experten Jon Gruden unterstützen, die NFC West einfach komplett von den Playoffs auszuschließen. So sehr ich die Rams auch mag, deren Umbruch und damit verbundenen Aufschwung befürworte und der Franchise die Playoffs vom ganzen Herzen gönne: Sportlich braucht das niemand. Ich wiederhole: niemand! Denn am Ende bleibt eines von vier wirklich guten Teams (Packers, Bears, Eagles, Giants) auf der Strecke, weil ein Team vielleicht sogar mit einem negativen Record in die Playoffs kommt. Bäh! Und gegen die Saints ist dann ja ohnehin Schluss.

Florian Regelmann: Fangen wir gleich beim Schlimmsten an: National Football Conference West. Oder wie ich sie seit letzten Montag nenne: Die Derek-Anderson-Division. Es gibt für mich überhaupt keinen Zweifel, dass irgendeines dieser lausigen Teams (ich tippe auf San Francisco) die Division mit einer negativen Bilanz gewinnen wird. Und ganz ehrlich: Dann hat dieses Team - trotz Divisionsieg - in den Playoffs absolut nichts verloren.

Es kann ja wohl nicht angehen, dass ein 10-6, ja vielleicht sogar ein 11-5-Team zuschauen muss, aber ein Luschenteam ein Playoff-HEIMSPIEL hat, nur weil sich eine Division zur Lachnummer der Liga entwickelt hat. Es ist mir auch vollkommen egal, dass man dafür die Regeln ändern müsste. Na und? Dann soll die NFL einfach hergehen und das updaten. Teams mit negativer Bilanz werden in den Playoffs nicht zugelassen. Fertig.

Ich weiß aber auch, dass das niemals passieren wird. Wäre seit langer Zeit ja das erste Mal, dass Roger Goodell irgendwas auf die Reihe bekommt. Stichwort: Hits. Stichwort: Andre Johnson, der für wildes Draufschlagen gerade mal ein Drittel von dem blechen muss, was James Harrison für einen legalen Hit abdrücken musste.

Aber genug davon: Denn hier geht es ja um eine Playoff-Prognose.

Wenn ich in der AFC anfange, komme ich auch schon gleich ins Schleudern. Das alles ist extrem schwer vorauszusagen. Ich sehe allerdings überhaupt keinen Grund, warum man in diesem Jahr an Tom Brady und den Patriots zweifeln sollte. Die machen das. Im Championship Game werden sie die Ravens schlagen. Wobei ich mir nicht zu hundert Prozent sicher bin, dass Baltimore so weit überhaupt kommt.

Nicht, weil ich an die Jets glauben würde. Die halte ich für tendenziell überschätzt, für die Steelers wird es aufgrund der O-Line-Probleme und dem Kampf mit den Refs auch schwer, aber ich rechne weiter stark mit dem SPOX-Geheimtipp Kansas City. Kaum fangen die Chargers an zu gewinnen, meinen plötzlich alle (inklusive dem Kollegen Böhmer), dass San Diego die Chiefs noch abfängt. Ich sage: einfach mal abwarten.

Kansas City bekommt noch immer nicht den Respekt, den es verdient. Das Laufspiel ist mit Jamaal Charles und Thomas Jones der absolute Hammer, Dwayne Bowe hat sich zu einem Star gemausert - und Matt Cassel ist für mich ja ein absoluter MVP-Kandidat. 22 TD, 4 INT - nicht so schlecht, oder? Da ist einiges drin, für die Pats reicht es aber nicht.

In der NFC sehe ich die Packers ganz vorne. Warum? Weil ich mich von den bisherigen vier Pleiten nicht von der Meinung abbringen lasse, dass Green Bay Super-Bowl-Material besitzt. Alle vier Niederlagen waren an Unnötigkeit kaum zu überbieten. Geht meine Rechnung auf, haben die Packers in den Playoffs nur Heimspiele. Und im Lambeau Field wird sie niemand schlagen. Aaron Rodgers kommt mir bei allen Quarterback-Debatten viel zu kurz - sehe nicht, wo der ach so gehypte Philip Rivers da besser sein soll.

Also: Die Packers schaffen es in den Super Bowl, scheitern dann aber an New England. Ich denke, die NFL würde sich freuen, wenn es so kommen sollte. New England vs. Green Bay - Brady vs. Rodgers. Lässt sich gut verkaufen. Zumindest einfacher als Pittsburgh vs. Philadelphia, Roethlisberger vs. Vick...

NFL, Week 13: Superheld Vick führt Eagles zum Sieg über Texans

Artikel und Videos zum Thema