Seien wir ehrlich: Nicht wenige von uns - die wir doch alle irgendwie auf der Seite von Dirk Nowitzki stehen, Mavericks-Fan oder nicht, sind im Sommer und Herbst durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen.
Erst brach die ohnehin schon wenig grandiose Truppe komplett auseinander, was auf totalen Rebuild hindeutete, dann wurden jede Menge Leute mit Einjahresverträgen gelockt, was im Hinblick auf ihre Identifikation mit dem Team Übles befürchten ließ.
Und doch konnte man sich nicht verwehren, den Mavs mit Kaman, Brand, Mayo, Collison und Co. einiges zuzutrauen. Bis eben Dirk Nowitzki ausfiel.
Dann kam der Saisonstart und der Sieg gegen die Lakers, ohne Dirk wohlgemerkt. Alles sah gut aus, doch dann brachen die Mavs eben doch ein. Jetzt wo Nowitzki langsam in die Gänge kommt (und er kommt wirklich langsam in die Gänge), ist der Zug Richtung Playoffs fast schon abgefahren.
Gute Namen, viele Probleme
Zumindest müssen die Mavs ordentlich hinterher rennen, um ihn vielleicht doch noch zu erwischen. Der Sieg über die Grizzlies war bestimmt ein gutes Zeichen, aber Memphis nach deren Spiel gegen San Antonio am Tag zuvor zu schlagen, ist auch keine Meisterleistung.
Es bleiben gehörige Zweifel, ob es mit diesem Personal noch etwas wird. Von den Namen her ist die Truppe okay. Darren Collison und Chris Kaman zum Beispiel klingen gut. Allerdings machen beide in der Offense teils vogelwilde Sachen, in der Defense ist Kaman unter den Körben keine Bereicherung, weil einfach zu fußlahm, um mit Superstar Nowitzki ein effektives Gespann bilden zu können.
Die Mavs haben kapitale Probleme in punkto Teamchemie - wobei damit nicht die Laune abseits des Platzes gemeint ist. Die Abstände zwischen den Spielern in der Defense stimmen sehr oft überhaupt nicht, im Angriff werden Spieler häufig durch schlechte Pässe in Bedrängnis gebracht bzw. dort angespielt, wo sie mit dem Spalding nichts anfangen können.
Nowitzki kommt für einen Trade nicht in Frage
Das Spiel gegen Sacramento war so eine Partie, in der Nowitzki völlig außen vor war und nur Fahrkarten warf, weil er in seinen "Sweet Spots" einfach nicht gefunden wurde. Stattdessen gut gedeckt an der Dreierlinie oder irgendwo in der Ecke mit ablaufender Shot Clock.
In dieser Hinsicht wird es schwer, noch Großes zu bewegen. Einzige Möglichkeit ist also ein Trade, um das individuelle Talent der Truppe zu stärken. Ein klassischer Point Guard mit Übersicht, Ruhe am Ball und sicherem Passspiel sowie ein dynamischer Center sind auf den ersten Blick die größten Baustellen.
Mark Cuban stellte bereits klar, dass Nowitzki nirgendwo hin gehe: "Ich habe Dirk gesagt, dass wir ihn nicht traden werden. Er war sehr glücklich - glaube ich", so Cuban. Aufgrund seiner No-Trade-Klausel müsste der Deutsche einem Tauschgeschäft ohnehin zustimmen.
Aber es gibt andere Kandidaten. Aus dem Grund hat SPOX die Trade Machine zur Hand genommen und einige Szenarien durchgespielt. Hier die Ergebnisse:
1. Rudy Gay (MEM) für Shawn Marion und Chris Kaman
Gay ist der vielleicht größte Star, der derzeit offen auf dem Markt angeboten wird. Nur deshalb wurde dieser Trade mal durchgespielt. Ansonsten macht er für beide Teams nicht übermäßig viel Sinn. Die Mavs verlieren zwei dicke Spezis von Nowitzki und bekommen einen Spieler, der zwar scoren kann, aber die eigentlichen Baustellen nicht schließt.
Memphis wird aufgrund der kürzeren Vertragslaufzeiten finanziell flexibler, verliert aber Qualität. Unter den Körben ist man mit Randolph, Gasol, Speights und Arthur eigentlich gut besetzt, es fehlt eher ein Shooter. Offenbar spielen die Grizzlies ohnehin stark mit dem Gedanken, die Saison abzuwarten, bevor sie Gay endgültig loswerden.
2. Jose Calderon (TOR) für Chris Kaman und Rodrigue Beaubois
Die Raptors sind seit dem Sommer daran interessiert, Calderon per Trade loszuwerden. In den letzten Wochen spielt der Spanier für die Raptors groß auf, dennoch soll eher Kyle Lowry die langfristige Lösung sein. Um klare Hierarchien zu schaffen, könnte ein Calderon-Trade also folgen.
Doch was haben die Mavericks, dass die Raptors gebrauchen könnten? Wenig bis nichts. Kaman ist unter Umständen interessant, weil Toronto unter den Körben nach den Verletzungen von Bargnani und Valanciunas dünn besetzt ist und keinen Spieler mit Low-Post-Moves hat.
Beaubois ließe sich mit im Deal verpacken, um die Gehälter passend zu machen. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Kanadier Calderon in einem Deal mit dem Italiener Bargnani verschiffen wollen, um sich einen wirklich dicken Fisch zu angeln. Rudy Gay zum Beispiel, an dem großes Interesse signalisiert worden sein soll.
3. DeAndre Jordan (LAC) zu den Mavs; Chris Kaman, Roddy Beaubois und Eric Bledsoe (LAC) nach Utah; Al Jefferson (UTA) zu den Clippers
Interessanter Trade, auf verschiedenen Ebenen. Die Clippers sind sich im Klaren darüber, dass Bledsoe früher oder später einen Starterjob anstreben wird, und sollen einen Trade in Erwägung ziehen. Utah will Al Jefferson oder Paul Millsap loswerden, um Spielzeit für Derrick Favors und Enes Kanter freizumachen, braucht nach dem langen Ausfall von Mo Williams aber dringend einen Point Guard.
Und die Mavs bekämen mit Jordan einen Athleten vor dem Herrn, der gut verteidigt, Würfe blockt und reboundet, in der Offense aber Nowitzki keine Bälle wegnimmt. Jefferson könnte für die Clippers insofern Sinn machen, als er ein guter Freiwurfschütze ist und überragende Post Moves hat.
Das wäre wichtig im Hinblick auf die Playoffs, wo Fastbreak-Punkte zur Mangelware werden und ein Duo Griffin/Jordan in der Crunchtime angesichts der Schwäche von der Linie kaum tragbar ist. Zum Knackpunkt dürfte die Vertragslaufzeit bei Bledsoe werden (2 Jahre). Die Clippers haben überhaupt keine Eile, ihren super-talentierten Guard loszuwerden. Vielleicht könnten Draft Picks den Deal schmackhafter machen.
4. Danny Granger (IND) und Ekpe Udoh (MIL) zu den Mavs; Chris Kaman und O.J. Mayo nach Indiana; Roddy Beaubois nach Milwaukee
Mehr Athletik auf der Centerposition, mehr Klasse auf der Drei aber ein großes Loch auf der Zwei. Für die Mavs macht der Deal nicht so richtig Sinn, zumal man sich im Hinblick auf den Sommer zwei Verträge reinholt, die noch zwei Jahre laufen. Indiana würde sicher ein Upgrade bekommen. Nach dem Aufstieg von Paul George ist Danny Granger entbehrlich, Mayo als Shooter guter Ersatz.
Und Chris Kaman würde die Klasse der zweiten Fünf steigern. Milwaukee könnte aufgrund der zahlreichen talentierten Big Man im Kader gut leben mit dem Abgang von Udoh, würde aber einen dringend benötigten Guard dazu bekommen. Auch wenn der wie Jennings und Ellis eher klein geraten ist. Aber noch mal: Für die anderen Teams macht der Trade mehr Sinn als für Dallas.
5. Leandro Barbosa (BOS) für Brandan Wright (erst ab dem 18. Januar möglich)
Wright hat das höchste PER (Player Efficiency Rating) im Mavs-Kader, und doch stellt Rick Carlisle ihn immer seltener auf, weil er mit dessen Reboundarbeit unzufrieden ist. Die Celtics brauchen jedoch einen großen Athleten und Shotblocker, um Garnett zu entlasten. Sullinger und Bass sind dafür zu klein.
Barbosa ist angesichts der Vielzahl an Guards in Boston entbehrlich, trotz aller Qualitäten. Der Brasilianer würde den Mavs Speed und Erfahrung im Backcourt bringen, könnte auf der Eins oder Zwei eingesetzt werden.
Ein möglicher und solider Deal, der Dallas allerdings nicht entscheidend weiterbringen würde.
6. Pablo Prigioni (NYK) für Cash/Draft Picks
Der Argentinier spielt im hohen Alter von 35 Jahren eine gute Rookie-Saison und findet sich in New York bestens zurecht. Wenn in dieser Woche Iman Shumpert zurückkehrt, wird es im Knicks-Backcourt allerdings eng. Felton (derzeit verletzt), Kidd, Shumpert, Smith und Brewer wollen allesamt spielen, Prigioni wäre unter Umständen entbehrlich.
Das Gehalt ist kein Knackpunkt, vielleicht ließe sich New York auf einen Tausch gegen Draft Picks ein. Den Knicks fehlen bis 2016 von potenziell acht Picks vier aufgrund früherer Trades. Die Mavs hätten mit Prigioni eine ordnende Hand auf der Eins, der vor allem Nowitzki weiterhelfen würde.
Nicht in Frage kommen: DeMarcus Cousins (SAC; die Kings wollen ihren Starcenter doch erstmal behalten), Andrea Bargnani (TOR; Light-Version von Nowitzki, uninteressant), J.J. Hickson (POR; verbucht im Schnitt ein Double-Double und wird Restricted Free Agent, die Mavs können aber keinen Gegenwert bieten), Pau Gasol (LAL; überteuert, für Dallas nicht zu stemmen).
Fazit: Es gibt etliche Möglichkeiten für die Mavs, an ihrem aktuellen Kader zu schrauben. Allerdings wird es schwer, den passenden Deal zu finden. Dallas hat einfach nicht die richtig attraktiven Spieler bzw. Verträge im Kader. Cuban will etwas tun, wird sich aber vermutlich auf kleinere Deals beschränken müssen. Und auf einen dicken Fisch in der Offseason hoffen.
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