NBA

Blamage für Titelverteidiger Dallas

Von Haruka Gruber / Florian Regelmann
Die Dallas Mavericks verloren die Finals-Neuauflage gegen die Miami Heat deutlich
© Getty

Die Dallas Mavericks haben zum Auftakt der NBA-Saison eine heftige Klatsche kassiert. Der amtierende Meister verlor ausgerechnet gegen Final-Gegner Miami Heat in einer peinlichen Art und Weise mit 94:105. Der Rückstand klingt nur deswegen überschaubar, weil Miami vier Minuten vor dem Ende des dritten Viertels bereits mit 35 Punkten in Führung lag (78:43) und entsprechend in der Gargabe Time nachlassen konnte.

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Beim Wiedertreffen von Dirk Nowitzki und LeBron James gewann Letzterer auch den individuellen Vergleich deutlich. Während James die Partie mit 37 Punkten und 10 Rebounds, beendete, mühte sich Nowitzki mit seinem nicht fallenden Wurf und der fehlenden Unterstützung der Mitspieler: 21 Punkte (6/15), 5 Rebounds, 3 Assists.

Dabei war Nowitzki gemeinsam mit Jason Terry (23 Punkte) in einem desolaten Team noch der Beste.

Die Niederlage ist umso schmerzvoller, weil im American Airlines Center direkt vor dem Tipoff der Championship Banner gehisst wurde. Entsprechend euphorisch gingen die Mavs-Fans ins Spiel - der Jubel ebbte jedoch schnell ab.

Die Möglichkeit zur Wiedergutmachung besteht bereits 24 Stunden später in der Nacht auf Dienstag, wenn Dallas die Denver Nuggets empfängt. Mit dabei sein wird auch Shawn Marion, obwohl er sich seinen kleinen linken Finger brach. "Es schmerz wie Hölle, aber ich bin ein Krieger", sagte Marion.

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Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Wir müssen unsere Plays und die Defense konsequenter spielen. Wir müssen schneller unsere Spielzüge ansagen und schneller reagieren. Wir haben Arbeit vor uns."

Vince Carter (Dallas Mavericks): "Wir kamen nicht ins Spiel. Wir hatten eine Menge Turnover und trafen die offenen Würfe nicht. Wenn das passiert, wird es besonders hart gegen ein Team wie die Heat, die sehr gut in der Transition sind. Wir sind eine Gruppe aus neuen Leuten, daher wird es Zeit brauchen. Aber das Team besteht aus Veteranen, die sehr fähig sind. Das Beste wird erst kommen."

Rick Carlisle (Coach Dallas Mavericks): "Wir müssen uns eine Identität für das Team schmieden. Wir werden schuften müssen, wir werden ehrlich zu uns sein müssen und es wird nicht einfach."

LeBron James (Miami Heat): "Wir waren sehr fokussiert nach unserem großartigen Trainings Camp. Wir wollten unsere Geschwindigkeit und unsere mentale Fokussierung ausspielen. Ich habe mich so gut gefühlt wie seit einer langen Zeit nicht mehr. Letztes Jahr ging eine Menge vor sich, aber das letzte Jahr will ich hinter mir lassen."

Dwyane Wade (Miami Heat): "LeBron hat sich keine Gedanken darüber gemacht, was die anderen gesagt haben. So wird er auch das ganze Jahr sein. LeBron ist einer der am meisten kritisch beäugten Spieler der Basketball-Geschichte. Es ist sein Job, sich keine Sorgen deswegen zu machen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dallas mit der erwarteten Starting Five, heißt: Mit Brendan Haywood als Chandler-Ersatz auf der Center-Position und Vince Carter für DeShawn Stevenson.

Miamis erste Fünf mit keiner einzigen Änderung im Vergleich zu Spiel 6 der Final-Serie: Chalmers, Wade, James, Bosh, Anthony.

10.: Was ist denn hier los? Dallas wirkt nicht richtig wach, Miami hingegen schon. Der auffällige Rookie-Spielmacher Cole erhöht per Layup und holt auch noch einen Freiwurf raus. Heat mit einem 13:0-Lauf! 24:11 Miami.

18.: Terry bringt Dallas von Downtown auf 10 ran, aber dann schläft die Mavs-Defense erneut und lässt zweimal James Jones an der Dreierlinie offen abdrücken. Jones mit zwei Dreiern innerhalb von 20 Sekunden, schon ist Miami wieder auf 16 weg. 42:26 Miami.

19.: AUTSCH! Nowitzki wird von Wade geblockt, wieder der schnelle Fast Break der Heat, der diesmal durch Bosh abgeschlossen wird. 46:27 Miami.

27.: Jetzt wird's brutal: Marion mit seinem 3. Turnover, dann geht es schon wieder viel zu schnell für die Mavs. Wade ist auf und davon und schließt per Driving-Layup ab! 71:43 Miami

31.: Odom rennt in LeBron rein und bekommt das Offensiv-Foul. Und kurze Zeit später ist Odom bei seinem Mavs-Debüt nach zwei Technicals ejectet! 85:54 Miami.

36.: James mit dem Alley-oop-Pass auf Anthony, James mit dem nächsten schwierigen Sprungwurf, der sitzt. James, James, James. 33 Punkte, 8 Rebounds, 6 Assists, 2 Steals, 2 Blocks für LeBron. Nach dem 3. Viertel wohlgemerkt. 97:65 Miami.

40.: Zwei Cardinal-Freiwürfe, dann fällt ein Terry-Wurf glücklich rein, 11:0-Run der Mavs zum Start des letzten Viertels. Garbage-Time eben. 97:76 Heat.

48.: Das war's! Die Mavs halten die Niederlage fast sogar im einstelligen Bereich, dabei waren sie gefühlt 40 Punkte schlechter. Miami gewinnt 105:94.

Der Star des Spiels: LeBron James. Kein Sportler erlebte einen derart rasanten Absturz von einem Fan-Liebling zum Hass-Objekt von Millionen. Daher bezeichnet er die neue Saison als einen Neuanfang: Er sei in sich gegangen und wolle mehr Demut zeigen. Der Start war vielversprechend. Zwar wurde er in Dallas anfangs bei jedem Ballkontakt ausgebuht, doch LeBron verzichtete auf Scherereien, sondern erledigte seinen Job - pflichtbewusst und bis zum Ende konzentriert: 37 Punkte, 11/19 Würfe, 10 Rebounds, 6 Assists, 2 Steals, 2 Blocks - und das bei nur 3 Turnover.

Der Flop des Spiels: Lamar Odom. Es sollen jedoch auch Vince Carter und Delonte West genannt werden. Die drei wichtigsten Neuzugänge der Mavs feierten einen Einstand des Grauens. Zusammengerechnet trafen sie lediglich 6/19 der Würfe und begingen 7 Turnover. Bezeichnend, dass Odom Mitte des dritten Viertels nach seinem 2. Technischen des Spielfelds verwiesen wurde. Dass Chandler nicht Eins-zu-eins ersetzt werden kann, war jedem klar. Stattdessen sollten Odom, Carter und West die Mavs unberechenbarer machen. In Spiel 1 resultierte dieser Plan in einem Desaster.

Die Analyse: Welchen Bedarf nach einer Analyse gibt es, wenn sich der Meister derart abschlachten lässt wie die Mavericks - und das vor eigenem Publikum an dem Tag, als der erste Championship Banner der Franchise-Geschichte aufgehängt wird?

Die Liste an Defiziten ist so lang wie die Unterlegenheit gegen Miami offensichtlich. Während die Heat nach einer hektischen Anfangsphase immer mehr zu ihrem Spiel fanden, verlor Dallas sogar die wenige Intensität, das es zumindest phasenweise im ersten Viertel gezeigt hatte.

Besonders auffällig, dass es nach dem Chandler-Weggang an einem Center von Format mangelt. Haywood ist wie befürchtet nur ein Abklatsch, auch Backup Ian Mahinmi zeigte sich hoffnungslos überfordert. In seinen ersten 5 Einsatz-Minuten erzielten die Heat 13 Punkte mehr als Dallas. Miami hatte am Ende ein Übergewicht von 51:31-Rebounds und 6:0-Blocks. Alleine Haslem (14) grifft sich fast so viele Rebounds ab wie alle Center und Power Forwards der Mavs zusammen (19).

Hinzukamen jedoch weitere Nachlässigkeiten in der Defense. Vor allem nach Ballverlusten trabten die Mavs nur nach hinten, so dass die wesentlich engagierteren, athletischeren und schnelleren Heat zu etlichen leichten Körben in der Transition kamen (31:10 Fast-Break-Points).

Der fehlende Team-Basketball der Mavs war offensiv an den halbherzig gelaufenen Setplays ersichtlich - und defensiv daran, wie Heat-Scharfschütze Jones im zweiten Viertel zu drei erfolgreichen Dreiern eingeladen wurde. Erschreckend die Ungefährlichkeit: In der ersten Halbzeit traf Dallas mehr Freiwürfe (14) denn Feldwürfe (11). Bei den Wurfquote sah es selbst nach der unendlichen lang wirkenden Garbage-Time, die nur das Resultat erträglicher machte, nicht viel besser aus (47,8 Prozent zu 37,8 Prozent).

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass in Dallas vor allem auf den großen Positionen Verstärkung vonnöten ist. Ob jedoch ausgerechnet Kyrylo Fesenko, an dem Dallas interessiert sein soll, eine Lösung darstellt, darf bezweifelt werden. Die Karriere-Statistik des Ukrainers: 2,3 Punkte und 2,0 Rebounds.

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