Man fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert: Mal wieder gibt es in der Western Conference mehr gute Teams als Playoff-Plätze. Aktuell belegen die Los Angeles Lakers und Golden State Warriors die Plätze neun und zehn, beide dürften die Regular Season mit einer deutlich positiven Bilanz abschließen. Mindestens eine Franchise würde im Play-In-Tournament aber direkt die Segel streichen müssen - und ein zweites starkes Team müsste ebenfalls noch eliminiert werden.
Im Osten dagegen gibt es nur acht positive Bilanzen, die Hawks haben trotz 29-34 beste Karten auf einen Platz im Play-In.
Deshalb werfen wir einen Blick zurück: Wie viele Teams haben bisher trotz positiver Bilanz am Ende die Playoffs verpasst? Was war das beste Team, das am Ende in die Röhre schaute - und hat es wie vermutet deutlich mehr Opfer in der Western Conference gegeben?
Playoff-Rennen im Westen: Der aktuelle Stand (10. März 2024)
Platz | Team | Bilanz | auf 82 Spiele hochgerechnet |
5 | New Orleans Pelicans | 38-25 | 49-33 |
6 | Sacramento Kings | 37-26 | 48-34 |
7 | Phoenix Suns | 37-27 | 47-35 |
8 | Dallas Mavericks | 36-28 | 46-36 |
9 | Los Angeles Lakers | 35-30 | 44-38 |
10 | Golden State Warriors | 33-30 | 43-39 |
Achtung: Wir beschränken uns in dieser Auflistung auf die letzten 40 Jahre, also seit 1984. Zu diesem Zeitpunkt nämlich wurden die NBA-Playoffs auf das heutige Format mit 16 Teams ausgebaut. Zuvor waren es deutlich weniger Playoff-Teams, dementsprechend reichten auch bessere Bilanzen nicht für die Postseason. Zudem wurden die Playoff-Plätze exklusiv nach Platzierung in der eigenen Division vergeben.
(Ein Beispiel: Die Phoenix Suns erreichten in der Spielzeit 71/72 eine hervorragende Bilanz von 49-33. Das war aber nur Platz drei in der Midwest Division, weshalb die Suns in die Röhre schauten. Dabei hatten von insgesamt acht Playoff-Teams drei eine schlechtere Bilanz.)
Das 2020 eingeführte Play-In-Tournament hat außerdem dazu geführt, dass auch Teams mit der siebt- oder achtbesten Bilanz in ihrer jeweiligen Conference am Ende leer ausgehen können.
Platz 14: Chicago Bulls 2015/16
Bilanz: 42-40
Vor der Saison feuerten die Bulls Head Coach Tom Thibodeau und setzten auf Fred Hoiberg. Zwar gelang unter diesem eine positive Bilanz, doch zum ersten Mal seit acht Jahren verpasste man die Playoffs. Im anschließenden Sommer wurde Derrick Rose zu den New York Knicks getradet, zudem kam Dwyane Wade.
Platz 14: Cleveland Cavaliers 1996/97
Bilanz: 42-40
Im Draft 1996 hatten die Cavs Center Zydrunas Ilgauskas an 12. Stelle ausgewählt, doch der verpasste die komplette Saison mit einem gebrochenen Fuß. Angeführt von Terrell Brandon (19,5 Punkte pro Spiel) stand das Team zwischenzeitlich bei 21-10, doch in der zweiten Saisonhälfte ging den Cavs dann die Puste aus.
Platz 14: Cleveland Cavaliers 2004/05
Bilanz: 42-40
Es war die zweite Saison von LeBron James, dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Zwar wurde LeBron erstmals ins All-Star Game berufen, aber so richtig rund lief es selten. Im März wurde Coach Paul Silas gefeuert und durch Brendan Malone ersetzt. Am Ende verlor man den Tiebreaker um Platz acht im Osten gegen die New Jersey Nets.
Platz 14: Houston Rockets 1991/92
Bilanz: 42-40
Die Rockets machten in der Saison Schlagzeilen durch eine Suspendierung von Center Hakeem Olajuwon: Der fehlte im Saisonendspurt aufgrund von Oberschenkelproblemen, doch das Team kaufte ihm die Verletzung nicht ab, da sich beide Seiten in Vertragsstreitigkeiten befanden. Im Februar war bereits Head Coach Don Chaney gefeuert wurden. Nachfolger wurde Rudy Tomjanovich, der mit den Rockets 1994 und 1995 den Titel gewinnen sollte.
Platz 14: Houston Rockets 2009/10
Bilanz: 42-40
Center Yao Ming verpasste die komplette Saison nach einer Fuß-OP. Zudem wurde Tracy McGrady im Februar 2010 zu den New York Knicks getradet. Auch ohne die beiden Stars kämpfte das Team wacker, aber im bärenstarken Westen brauchte es in dieser Saison stolze 50 Siege für einen Playoff-Platz.
Platz 14: Los Angeles Clippers 2017/18
Bilanz: 42-40
Ohne den nach Houston getradeten Chris Paul taten sich die Clippers schwer, im Januar 2018 wurde dann auch noch Blake Griffin nach Detroit abgegeben. So wurden es zum ersten Mal seit 2012/13 weniger als 50 Siege in der Regular Season.
Platz 14: Los Angeles Clippers 2021/22
Bilanz: 42-40
Kawhi Leonard verpasste die komplette Saison nach einem Kreuzbandriss. Die Clippers ergatterten zwar Platz acht im Westen, verloren im Play-In aber zunächst auswärts bei den Minnesota Timberwolves und anschließend daheim gegen die New Orleans Pelicans.
Platz 14: New Orleans Pelicans 2022/23
Bilanz: 42-40
Im zweiten Jahr in Folge schafften es die Pelicans ins Play-In-Tournament. Im Jahr zuvor hatte man sich so für die Playoffs qualifiziert, doch diesmal gab es als neuntbestes Team im Westen direkt die Heimniederlage gegen die Oklahoma City Thunder.
Platz 14: Utah Jazz 2003/04
Bilanz: 42-40
John Stockton hatte im in der Offseason seine Karriere beendet, Karl Malone war zu den Lakers weitergezogen. Dementsprechend wenig wurde von den Jazz erwartet, doch Andrei Kirilenko und Co. schlugen sich tapfer. Es wurde die 19. Saison in Folge mit positiver Bilanz, doch zum ersten Mal seit 21 Jahren reichte es nicht für die Playoffs.
Platz 14: Washington Wizards 1997/98
Bilanz: 42-40
Vor der Saison hatten sich die Washington Bullets in Wizards umbenannt - der alte Spitzname erinnerte zu sehr an die grassierende Schusswaffengewalt. Chris Webber und Rod Strickland führten das Team an, am Ende fehlte ein Sieg zum Playoff-Platz. Webber wurde im Anschluss zu den Sacramento Kings getradet.
Platz 14: Charlotte Hornets 1998/99*
Bilanz: 26-24
Aufgrund des Lockouts wurden nur 50 Saisonspiele ausgetragen, erst am 5. Februar 1999 ging es los. Die Hornets hatten mit Verletzungen zu kämpfen und kamen langsam aus den Startlöchern, nach einem 4-11-Start warf Head Coach Dave Cowens hin und wurde durch Paul Silas ersetzt. Nach einem Trade für Eddie Jones legte das Team einen Zahn zu, es fehlte aber ein Sieg für die Playoffs.
Platz 10: Utah Jazz 2012/13
Bilanz: 43-39
Al Jefferson, Paul Millsap, Gordon Hayward: Der Kader hatte Talent, aber keinen Superstar. 43 Siege hätten im Osten übrigens zu Platz 7 gereicht. Im Westen hätten es schon 45 sein müssen.
Platz 10: Houston Rockets 2010/11
Bilanz: 43-39
In der letzten Saison seiner Karriere brachte es Center Yao Ming aufgrund von Verletzungen nur auf fünf Einsätze (er wurde trotzdem von den Fans ins All-Star Game gewählt). Wieder mal war der Westen extrem stark, Platz 8 belegten die Grizzlies mit einer Bilanz von 46-36.
Platz 10: Houston Rockets 2002/03
Bilanz: 43-39
Die Rookie-Saison von Yao Ming, der direkt im All-Star Game startete - den chinesischen Fans sei Dank. Auch Steve Francis zockte in dieser Saison groß auf, ein Sieg fehlte aber für die Postseason. Nach der Saison gab Head Coach Rudy Tomjanovic seinen Abschied bekannt.
Platz 10: Charlotte Hornets 2021/22
Bilanz: 43-39
Ausnahmsweise war auch der Osten extrem tief. So belegten die Hornets nur Rang zehn und mussten im Play-In-Tournament zu den Atlanta Hawks reisen. Dort gab es eine 103:132-Klatsche. Anschließend musste Head Coach James Borrego gehen. Seit 2016 warten die Hornets mittlerweile auf eine Playoff-Teilnahme.
Platz 7: Seattle SuperSonics 2000/01
Bilanz: 44-38
Die Sonics holten sich per Trade Center Patrick Ewing von den Knicks, doch nach einem schwachen Saisonstart musste Head Coach Paul Westphal gehen. Gary Payton war mal wieder All-Star, Desmond Mason gewann sogar den Dunk Contest. Für die Playoffs hätte es dieser Saison aber im Westen mindestens 47 Siege gebraucht.
Platz 7: Minnesota Timberwolves 2004/05
Bilanz: 44-38
Im Jahr zuvor hatten die Wolves im Westen noch die Conference Finals erreicht, doch danach ging es abwärts. Ein Rauswurf von Head Coach Flip Saunders half nicht, ein Sieg fehlte zum Playoff-Platz. Es sollte eine bittere Phase folgen: Von 2005 bis 2018 blieb das Team ohne Playoff-Teilnahme.
Platz 7: Cleveland Cavaliers 2021/22
Bilanz: 44-38
Mit dem starken Rookie-Center Evan Mobley gab es für die Cavaliers die erste Saison mit positiver Bilanz ohne LeBron James seit 1998. Platz acht im Osten versprach zwei Chancen im Play-In-Tournament, doch die wurden vergeben (Niederlagen in Brooklyn und daheim gegen Atlanta).
Platz 5: Houston Rockets 2000/01
Bilanz: 45-37
Charles Barkley hatte vor der Saison aufgehört, die neuen Stützen im Team waren Steve Francis (19,9 Punkte pro Spiel) und Cuttino Mobley (19,5). Mal wieder war die Konkurrenz im Westen einfach zu groß. Nach der Saison wurde Franchise-Ikone Hakeem Olajuwon zu den Toronto Raptors getradet.
Platz 5: Oklahoma City Thunder 2014/15
Bilanz: 45-37
Im Jahr zuvor hatte Kevin Durant den MVP-Award gewonnen, diesmal machte er aufgrund von Verletzungsproblemen nur 27 Saisonspiele. Zwar blieb das Team über die gesamte Saison in Schlagdistanz, aber zum ersten Mal seit 2009 reichte es nicht für die Playoffs. OKC verpasste die Postseason aufgrund des Tiebreakers gegen New Orleans die Postseason, entscheidend war dabei ein Buzzerbeater von Anthony Davis in einem Spiel in Oklahoma. Head Coach Scott Brooks musste anschließend gehen.
Platz 3: Phoenix Suns 2008/09
Bilanz: 46-36
Mit Steve Nash, Shaquille O'Neal und Amar'e Stoudemire wurde vom Team viel erwartet, aber das Team fand einfach nicht zusammen. Head Coach Terry Porter wurde nach dem All-Star Game durch Alvin Gentry ersetzt. Als eine Augenverletzung Stoudemires Saison im Februar beendete, war das der Anfang vom Ende. Die Suns hatten zwar das beste Offensiv-Rating der Liga, aber am Ende für die Playoffs zwei Siege zu wenig auf dem Konto.
Platz 3: Denver Nuggets 2017/18
Bilanz: 46-36
Es war das Jahr, in dem Nikola Jokic den Sprung zum Franchise Player machte (18,5 Punkte, 10,7 Rebounds, 6,1 Assists). Das brachte die erste Saison mit positiver Bilanz seit 2013, doch im letzten Spiel der Regular Season verlor man gegen die Minnesota Timberwolves. Die beendeten durch den Sieg ihre Durststrecke von 14 Jahren, Denver musste ein weiteres Jahr warten. Nicht wenige sehen in dieser Pleite den Startschuss für den Aufstieg der Jokic-Murray-Nuggets.
Platz 1: Phoenix Suns 2013/14
Bilanz: 48-34
Goran Dragic, Eric Bledsoe und Gerald Green machten richtig Betrieb bei den Suns, aber zu den achtplatzierten Dallas Mavericks fehlte ein Sieg. Im Osten hätten die Suns die geteilt drittbeste Bilanz gehabt ...
Platz 1: Golden State Warriors 2007/08
Bilanz: 48-34
Im Jahr zuvor hatten die "We believe"-Warriors als 8-Seed die Dallas Mavericks in der ersten Playoff-Runde geschockt. Dieses Mal gewann man in der Regular Season sechs Spiele mehr, aber im Westen hätte es für die Playoffs 50 Siege gebraucht. Zum Vergleich: In der Eastern Conference zogen zwei Teams mit negativer Bilanz in die Postseason ein. Auch wenn die Boston Celtics den Titel holten: Der Qualitätsunterschied zwischen beiden Conferences war vielleicht nie größer.