Noch im ersten Viertel sah alles nach einer knappen Angelegenheit aus, doch danach spielten fast nur noch die Celtics und machten nach der Pause endgültig alles klar. Das dritte Viertel wurde mit 33:10 gewonnen, wobei Jayson Tatum hier alleine 17 seiner 51 Punkte (17/28 FG) verbuchte.
Diese 51 Punkte bedeuten einen neuen NBA-Rekord für ein Spiel 7, die Bestmarke von Stephen Curry hielt damit genau zwei Wochen. Tatum scorte auch gegen Joel Embiid nach Belieben und ließ den frisch gekürten MVP mehrfach schlecht aussehen.
Embiid war auch offensiv kaum ein Faktor und beendete das Spiel mit mageren 15 Punkten (5/18) sowie 6 Rebounds. Fast noch schlimmer war die Performance von James Harden, der mal wieder in einem wichtigen Playoff-Spiel abtauchte. 9 Punkte (3/11), 7 Assists und 5 Turnover in 41 Minuten waren viel zu wenig. Bester Scorer der Gäste war noch Tobias Harris (19, 7/13).
Bei den Celtics bekam Tatum Unterstützung von Jaylen Brown (25, 9/19), der im zweiten Viertel mit einigen starken Minuten für den Umschwung sorgte. Überragend defensiv war dazu Al Horford (6, 10 Rebounds, 3 Blocks), der Embiid keine leichten Punkte schenkte. Die Celtics treffen nun zum dritten Mal in vier Jahren in den Conference Finals auf die Miami Heat. Die Serie startet in der Nacht auf Donnerstag um 2.30 Uhr deutscher Zeit.
Jayson Tatum lässt Joel Embiid alt aussehen
Seit Spiel 3 hatte Tatum im ersten Viertel kein Field Goal mehr erzielt, das änderte sich diesmal schnell. Der Forward sammelte in den ersten zwölf Minuten 11 Zähler und matchte damit P.J. Tucker. Der Ex-Bamberger versenkte tatsächlich drei Dreier und kaschierte so den schwachen Start von Harden und Embiid. Der Kameruner übernahm dann mehr Ballhandling-Aufgaben und scorte leicht. Philly legte einen 14:4-Run hin und führte mit 29:23, nachdem der erste Ansturm überstanden war.
Der Vorsprung wuchs auf +9 an, doch die Partie kippte, nachdem Harden ein Flagrant Foul für einen Ellenbogenschlag gegen Brown kassierte. Philly blieb über drei Minuten ohne Punkte, stattdessen brachte Horford die Gastgeber von Downtown in Front. Und auch Tatum legte mit einigen schönen Drives nach, während für die Sixers Embiid auftaute, auch weil Boston nun Smart gegen ihn stellte. Die Show gehörte dennoch Tatum (schon 25 Zähler), der mit einem Stepback-Dreier dafür sorgte, dass Boston eine 55:52-Führung in die Pause mitnahm.
Und Tatum machte auch so weiter. Dabei ließ er Embiid nach Switches einige Mal sehr schlecht aussehen und erzielte 10 Zähler beim 12:6-Run der Gastgeber. Es waren schlimme Minuten von Embiid, der auch von Horford abgeräumt wurde, während Tatum einen weiteren Dreier durch die Reuse schweißte. Von den Gästen kam dagegen nichts mehr. Harden kam überhaupt nicht zum Zug, Turnover kamen auch hinzu. Philly blieb 6:23 Minuten ohne Punkt, Boston machte in diesem Zeitraum 18. Das Viertel ging mit 33:10 an die Celtics, es stand auf einmal 88:62.
Die Sache war gelaufen, dennoch ließen beide Teams ihre Starter auf dem Feld. So konnte Tatum sein Punktekonto weiter aufpolstern und den Rekord für ein Spiel 7 knacken, den Stephen Curry erst vor zwei Wochen aufgestellt hatte. Vier Minuten vor Schluss hatte dann auch Sixers-Coach Doc Rivers ein Einsehen und holte seine Stars vom Feld.
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics (E2) - Philadelphia 76ers (E3) 112:88 (BOXSCORE), Serie: 4-3
- Man kann es sich schon denken, dieses dritte Viertel der Sixers war historisch schlecht. Gerade einmal 10 Zähler bedeuten laut ESPN Stats and Info die Einstellung eines Negativrekords für die Playoffs. Philly schoss 3/21 aus dem Feld, 2/13 aus der Distanz und garnierte dies mit 5 Ballverlusten. Die Celtics trafen dagegen 11/19, Tatum alleine erzielte 17 Punkte in diesen zwölf Minuten.
- Philadelphia begann dank P.J. Tucker (11, 3/6 Dreier) heiß von draußen und stand nach zwölf Minuten bei 4/9. Danach ging aber fast nichts mehr, nur noch vier von 28 Versuchen waren Treffer. Ganz anders Boston, die zwar nur 33 Versuchen nahmen, davon aber starke 15 versenkten - vornehmlich dank Tatum (6/10).
- Jayson Tatum ist nun einer von drei Celtics-Spielern, die in einem siebten Spiel mindestens 40 Zähler verbuchten. Zuvor gelang dies Sam Jones (47 im Jahr 1963) und Paul Pierce (41 in 2008). Überhaupt haben nur zwei Spieler in der langen Geschichte der Celtics in einem Playoff-Spiel besser gescort und zwar John Havlicek (54) und Isaiah Thomas (53). Ray Allen und Sam Jones kamen wie Tatum ebenfalls auf 51 Zähler.
- Doc Rivers und Elimination Games, das ist keine gute Beziehung: Von 50 Partien gewann der Coach gerade einmal 17 und steht nun bei 6-10 in Spiel 7. Fünfmal in Folge verlor Rivers nun ein Entscheidungsspiel, zum zweiten Mal mit den Sixers. Joel Embiid steht nun ebenfalls bei 0-3 in Spiel 7. 2019 zog er gegen die Toronto Raptors den Kürzeren, 2021 gegen die Atlanta Hawks.
Celtics vs. Sixers: Die Stimmen zum Spiel
Al Horford (Celtics): "Unser Coach hat uns einen guten Plan mitgegeben, wie wir Embiid mit verschiedenen Strategien aufhalten können und das hat richtig gut funktioniert."
Joe Mazzulla (Head Coach Celtics) über Jayson Tatum: "Wenn er solch ein Spiel wie heute macht, dann hebt es unser ganzes Team auf ein anderes Level. Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass er sich nicht nur durch Scoring definiert und heute hat er auch gut verteidigt, Rebounds geholt und alles andere."
Doc Rivers (Head Coach Sixers): "Natürlich bin ich enttäuscht, wie die Saison zu Ende gegangen ist. Niemand hat an uns geglaubt, wir hingegen schon und beinahe hätten wir es auch geschafft."
Joel Embiid (Sixers): "Boston ist das beste Team der Liga. Wir haben verloren, aber erst nach sieben Spielen und ich glaube, dass wir alles gegeben haben. Am Ende hat es einfach nicht gereicht."
Der Top des Spiels: Jayson Tatum
Während die Stars der Sixers abtauchten, packte Tatum Boston auf seine Schultern. Denn: Die erste Halbzeit der Celtics war offensiv schon sehr mau und vor allem Tatum war es zu verdanken, dass Philly nicht führte. Drives, Dreier, Freiwürfe - Tatum scorte in diesem Spiel nach Belieben und war der mit Abstand beste Spieler auf dem Feld. Ein echtes Ausrufezeichen war das.
Der Flop des Spiels: James Harden und Joel Embiid
Es wäre fast schon unfair, hier einen über (bzw. unter) den anderen zu stellen. Das war schlichtweg schwach, was die beiden Stars der Sixers in diesem Do-or-Die-Spiel ablieferten. Während Harden offensiv nicht stattfand, sich mal wieder unerklärliche Turnover leistete und nichts traf, war Embiid defensiv abgesehen von zwei Blocks kein Faktor. Tatum machte Embiid fast schon lächerlich. Auch im Angriff war Embiid gegen Horford fast komplett abgemeldet. Das war eines MVPs nicht würdig.
NBA Playoffs: Die Stats-Leader bei Celtics vs. Sixers
Kategorie | Celtics | Sixers |
Punkte | Jayson Tatum (51) | Tobias Harris (19) |
Rebounds | Jayson Tatum (13) | Joel Embiid (8) |
Assists | Jayson Tatum (5) | James Harden (7) |
Steals | Tatum, Horford, Brown (je 2) | James Harden (2) |
Blocks | Al Horford (3) | Embiid, Melton (je 2) |