"Wings sind Kings" - an diesem Motto hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert, auch wenn mit Stephen Curry in diesem Jahr erstmals seit Dirk Nowitzki 2011 (der damals auch eher ein Forward war) nicht ein Flügelspieler die begehrte Finals-MVP-Trophäe einheimste. Jedes Team sucht diese Spieler zwischen 2 Meter und 2,08 Metern, die auf zahlreichen Positionen einsetzbar sind und diese auch entsprechend verteidigen können.
Sind es keine Stars, dann doch bitte sogenannte "3-and-D-Spieler". Diese Terminologie kratzt jedoch nur an der Oberfläche. Im Idealfall kann jeder Spieler einigermaßen verteidigen und den Dreier treffen. Wichtiger ist es in den vergangenen Jahren geworden, dass diese Rollenspieler im Zweifel auch selbst Plays machen können.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Dallas Mavericks. Reggie Bullock und Dorian Finney-Smith sind der Inbegriff von "3-and-D", beide haben jedoch Limitationen im Kreieren eigener Möglichkeiten, wodurch Luka Doncic zu wenig entlastet wurde. Diese Limitationen kamen zwar erst in den Conference Finals zum Tragen, aber es zeigt, wie wertvoll solche Skills sein können.
Die kommende Draft-Klasse ist in dieser Hinsicht sehr interessant, auch wenn die klaren Stars fehlen. Dafür gibt es aber einige Prospects, die mit ein wenig Fantasie mehr als nur "3-and-D" anbieten können. Wir schauen uns deshalb die besten neun Kandidaten an, die uns in der NBA als Forwards für längere Zeit erhalten bleiben könnten.
NIKOLA JOVIC (MEGA MOZZART/SERBIEN)
Geburtstag: 9. Juni 2003 (19) / Größe: 2,11 Meter / Spannweite: 2,18 Meter / Gewicht: 95 Kilo
Nikola Jovic: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | STL | FG% | 3P% | FT% |
16,8 | 6,7 | 5,1 | 1,0 | 41,4 | 31,5 (46/146) | 71,8 |
Stärken:
- Jovic ist der klassische Spätzünder, der in der Jugend vornehmlich als Shooting Guard eingesetzt wurde, dann aber noch einen Wachstumsschub hatte. Inzwischen ist der Serbe fast 2,11 Meter groß und hat weiter die Anlagen eines Guards. Mit dem Ball in der Hand ist er am besten, vor allem wenn er den Rebound bekommt und dann in Transition das Spiel schnell macht.
- Darüber hinaus hat Jovic ein gutes Gefühl für das Pick'n'Roll. Mit seiner Größe ist er ein ständiges Mismatch und kann sich nach Belieben seinen eigenen Wurf kreieren. Auch für seine Mitspieler kann Jovic Plays machen, gleichzeitig kann er auch selbst als Blocksteller in Erscheinung treten. Das gepaart mit seiner Größe könnte ihm auf Dauer große Vorteile in diversen Matchups bringen.
- Mit seiner Länge ist zumindest die Upside da, ein ordentlicher Verteidiger zu sein. Als Help Defender zeigte er auf jeden Fall gute Ansätze und könnte auch ein wenig Ringschutz liefern, wenn dieser benötigt wird.
Schwächen:
- All die Dinge zu Jovic' Defense sind bisher nur Theorie. Der 19-Jährige ist nicht besonders flink und bewegt sich gerade lateral nicht wirklich gut. Die körperlichen Voraussetzungen fehlen schlichtweg, dass aus dem Serben ein guter Verteidiger wird. Dass er bisweilen damit auffiel, nur laxe Defense zu spielen, macht es nicht besser.
- Der Wurf bleibt ebenso sehr wacklig. Es ist ihm anzurechnen, dass Jovic seine Würfe mit Selbstvertrauen nimmt und nicht zögert, so wirklich fallen wollten seine Versuche aber noch nicht. Jovic wird sich erst den Respekt erarbeiten müssen, dass er seine Dreier auch wirklich versenken kann.
- Und das ist wichtig, da Jovic auch in Ringnähe nicht gut abschließt. Es fehlt die Balance im Körper, vor allem zu Beginn dürfte der Forward gegen die athletischeren NBA-Spieler große Schwierigkeiten bekommen, sowohl offensiv als auch defensiv. Jovic ist eher als Projekt anzusehen, der erst einmal ein, zwei Jahre brauchen wird, um sich zu akklimatisieren.
Erinnert an: Hedo Türkoglu
SPOX-Prognose: Zwischen 20 und 30
Best Fit: Denver Nuggets, Golden State Warriors
JAKE LARAVIA (WAKE FOREST)
Geburtstag: 3. November 2001 (21) / Größe: 2,06 Meter / Spannweite: 2,07 Meter / Gewicht: 103 Kilo
Jake LaRavia: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | STL | FG% | 3P% | FT% |
17,1 | 7,7 | 4,3 | 2,0 | 55,9 | 38,4 (28/73) | 77,7 |
Stärken:
- Ein langer Forward ist auch LaRavia, der aber im Gegensatz zu Jovic einer der besten Schützen in diesem Draft ist. Gerade aus den Ecken war der Dreier fast automatisch, mit seinem hohen Release war der Wurf außerdem kaum zu blocken, auch wenn LaRavia bei seinen Versuchen kaum nach oben springt. Shooting ist ein Premium-Skill, darum lohnt es sich, ihn als Erstrundenpick in Betracht zu ziehen.
- Dazu hat LaRavia weitere Facetten in seinem Offensiv-Spiel. Er ist ein guter Post-Spieler gegen Mismatches, greift auf zahlreiche Fakes zurück und kann so etwas seine Nachteile in Sachen Athletik ausgleichen. Aus dem Post gefiel vor allem das Passspiel, kleinere Jumper konnte er ebenso anbringen.
- Trotz körperlicher Nachteile arbeitet LaRavia auch in der Defense. 1,7 Steals und 1,0 Blocks pro Spiel sind ansehnlich, der Forward ist lang genug, um zumindest hier und da ein Play zu machen. Gerade als Help Defender erahnte LaRavia oft Pässe und leitete so die eigene Transition-Offense ein.
Schwächen:
- Den Körper hatten wir bereits angesprochen, und das könnte tatsächlich das größte Hindernis werden. Schon auf dem College hatte LaRavia große Schwierigkeiten gegen bullige Forwards und schnelle Guards, es ist zu befürchten, dass Teams ihn Abend für Abend herauspicken und attackieren werden.
- So gut der Wurf auch ist, LaRavia dürfte ein reiner Spezialist bleiben. Er kann kaum für sich selbst kreieren, ein veritabler Pullup-Wurf ist bisher nicht in seinem Spiel. Womöglich kann er zumindest Closeouts angemessen attackieren und aus der Mitteldistanz abdrücken, ein guter Driver und Vollender am Korb ist er nicht.
- Das größte Problem in der Defense ist aber sein Bewegungsablauf. Die Fußarbeit ist grundsätzlich okay, allerdings braucht er viel zu lange, um seine Füße zu sortieren und sich seitwärts zu bewegen. Man wird ihn also immer verstecken müssen und hoffen, dass gegnerische Guards nicht den Switch gegen LaRavia suchen.
Erinnert an: Georges Niang
SPOX-Prognose: Zwischen 22 und 30
Best Fit: Milwaukee Bucks, Memphis Grizzlies