Kann Dallas erneut von draußen dominieren?
Sowohl gegen Utah als auch gegen Phoenix schlugen die Mavs ihre Gegner mit simpler Mathematik. "Wir werfen viele Dreier und lassen auf der anderen Seite keine zu" - so lässt sich das Konzept der Mavs vereinfacht herunterbrechen. Die Mavs nahmen gegen Utah im Schnitt 12 Dreier mehr als der Gegner, gegen Phoenix war die Differenz sehr ähnlich.
Kein Team ballerte im Schnitt häufiger von draußen auf den Korb als die Mavs (40,3 Versuche, das sind rund die Hälfte aller Würfe), keines der vier verbliebenen Teams im Wettbewerb trifft besser als Dallas (38,5 Prozent). So spielten die Mavs in Rudy Gobert und Deandre Ayton gleich zwei gute Center vom Feld, John Hollinger (The Athletic) nennt es inzwischen "Space Ball".
Denn "Small Ball" würde diesen Mavs nicht gerecht werden, schließlich spielt Jason Kidd mit Maxi Kleber oft einen echten Big Man, der eben vor allem seine Stärken am Perimeter hat. Die Warriors auf der Gegenseite sind das beste Beispiel für "Small Ball", darauf fußte ihre Dynastie, auch wenn sie zwischen 2016 und 2019 in Kevin Durant den ultimativen Cheatcode für diese Spielweise hatten.
Ohne KD sind die Dubs deutlich kleiner und könnten nun das erste Team sein, das sich nicht von Mathematik-Professor Kidd schlagen lässt. Einerseits, weil Golden State Doncic eher Eins-gegen-Eins verteidigen wird, andererseits, weil die Kalifornier selbst 37 Triples pro Spiel nehmen und mit Curry, Thompson sowie Poole über die "Splash Brothers" verfügt. Das muss aber auch nicht viel heißen, schließlich verfolgen die Mavs in der Defense ein anderes Konzept als Denver oder Memphis zuvor.
Dallas ist inzwischen ein eingespieltes Team in der Defense, die Rotationen und Closeouts passen, sodass selten offene Dreier für den Gegner herausspringen. Allerdings ist das Spiel der Warriors sehr eigen und komplett anders zum Stil der vorherigen Mavs-Gegner. Sie können zwar das Pick'n'Roll mit Curry jederzeit laufen, tun dies aber recht selten und bringen Defenses durch Handoffs und kluge Cuts in Rotation. Auch so lassen sich offene Dreier generieren.
Bekommen die Warriors ihre Turnover in den Griff?
17,6 Turnover pro Partie leisteten sich die Warriors in der Memphis-Serie, selbst die Houston Rockets produzierten in der Regular Season nicht so viele Ballverluste wie die Dubs. Das wird gegen Dallas nicht gut gehen, das weiß auch Green: "Das müssen wir unbedingt korrigieren", sagte der Forward in seinem Podcast und merkte an, dass Dallas dies besser bestrafen werde, als es noch Memphis tat.
Viele dieser Turnover mündeten zwar nicht in einem Steal, letztlich sind das jedoch leere Ballbesitze. Für ein erfahrenes Team wie die Dubs bleibt es weiter unverständlich, wie viele unnötige Turnover produziert werden. Das lässt sich auch gar nicht auf einen Spieler herunterbrechen (bei Green sind es knapp 3 im Schnitt), stattdessen machen gleich acht Spieler pro Partie mindestens einen Ballverlust
Zum Vergleich, bei Dallas trifft das nur auf drei Spieler zu. Die Mavs sind ohnehin eines der besten Teams, wenn es um den eigenen Ballbesitz geht. Dabei hilft es natürlich, dass Doncic den Ball so oft in den Händen hält und entsprechend weniger Pässe gespielt werden. Gleichzeitig war Dallas während der Saison nur bedingt dafür bekannt, Turnover zu forcieren, gegen Phoenix setzten sie Chris Paul und Devin Booker aber so sehr unter Druck, dass auch diese Guards, die allgemein sehr ordentlich auf den Ball aufpassen, ihn ungewöhnlich häufig wegwarfen
Auf der anderen Seite sind die Mavs kein Team, das den Fastbreak läuft. Vor allem wenn Doncic auf dem Feld steht, spielt keine Mannschaft langsamer als Dallas. Diese Fastbreak-Punkte wurden bisher nicht benötigt, weil die Mavs auch im Halbfeld nicht zu stoppen waren (Offensiv-Rating: 116,4), bei den Warriors sieht es ähnlich aus (115,1).
Warriors vs. Mavs. Der Pick
Wie auch Miami hat Golden State den Heimvorteil und auch deutlich mehr Pause als der Gegner, das ist in dieser Phase der Playoffs nicht zu unterschätzen. Die andere Frage ist, ob Maxi Kleber (49,2 Prozent) oder Finney-Smith (42,2 Prozent) weiter so gut aus der Distanz werfen wie bisher. Mit ihrem Switching werden es die Warriors Dallas deutlich schwieriger machen, als es noch Phoenix tat.
Gleichzeitig schmerzen die Ausfälle von Iguodala, Payton und potenziell Porter Jr., vor allem defensiv ist da nicht mehr viel, was man den drei Guards der Mavs vor die Füße werfen könnte. So oder so wird Doncic viel scoren, das haben wir von ihm in vier Playoff-Serien gelernt.
Wie so oft dürfte diese Serie an der Dreierlinie entschieden werden. Beide Teams haben gewisse Matchup-Probleme und dürften Schwierigkeiten bekommen, den anderen zu stoppen, sodass das Wurfglück eine große Rolle spiele dürfte. Sollten die Mavs weiter so viel werfen können (und auch so viel treffen), spricht einiges dafür, dass Dallas auch in diesem Matchup als Underdog weiterkommen wird. Die Warriors haben ebenfalls einige Wildcards, unter anderem warten wir weiter auf die eine Curry-Explosion. Noch gab es sie nicht.
Der Pick lautet: Mavericks in 7.