"Das war ein typischer Celtics-Sieg", fasste Head Coach Ime Udoka die Partie zusammen und man möchte dem Rookie-Coach zustimmen. So dominant die Celtics in den vergangenen Wochen und Monaten auch waren, wenn es eine Crunchtime gab, war keine eigene Führung sicher. So auch in diesem Spiel 7, als Boston entweder die Uhr zu sehr herunterspielte oder früh in der Shotclock unnötige Würfe nahm.
So blieben die Celtics in den letzten 4:28 Minuten ohne ein einziges Field Goal und kassierten einen 0:11-Lauf, der ihnen beinahe noch die sicher geglaubte Finals-Teilnahme kostete. Am Ende ging es gut, weil Jimmy Butler den Pullup-Dreier zur möglichen Führung 22 Sekunden vor Schluss liegen ließ.
"Das war nervenaufreibend", gestand Al Horford nach der Partie. "Ich wusste, dass alles möglich war, als er zum Wurf hochstieg." Horford war es, der immerhin noch die Hand nach oben brachte und den Versuch ein wenig verteidigte, am Ende waren sich aber alle einig, dass auch eine Portion Glück beim 100:96-Erfolg dabei war.
Boston Celtics: Aus 18-21 wird ein Finals-Team
So stehen die Celtics erstmals seit 2010 wieder in den NBA Finals - nach zahlreichen Anläufen, gespickt mit Enttäuschungen und vier verlorenen Conference Finals. Im Mittelpunkt stand vor allem Horford, der in seinem 141. Playoff-Spiel endlich die Finals erreichte. Wie auch für Jaylen Brown und Marcus Smart waren es für den Dominikaner die vierten Conference Finals, erstmals wurden diese erfolgreich bestritten. Einen Tag vor seinem 36. Geburtstag wird Horford nach 15 Jahren in der NBA sein erstes Finals-Spiel bestreiten.
Vor der Saison hätten wohl die Wenigsten daran geglaubt. Brooklyn, Milwaukee und auch Miami - sie alle wurden vor der Saison höher als das Celtics-Team eingeschätzt, das noch im Vorjahr von den Nets auseinandergenommen wurde. Nun schlug der Rekord-Champion genau diese drei Teams und greift plötzlich nach dem 18. Titel.
Noch Anfang Januar standen die Celtics bei 18-21 und in den Medien wurde fleißig debattiert, ob das Duo aus Jayson Tatum und Brown nicht doch aufgebrochen werden sollte. "Es kann nicht nur regnen. Irgendwann müssen auch gute Zeiten kommen", sagte Tatum nach dem Finals-Einzug und gab an, dass jene Niederlage bei den New York Knicks Anfang Januar, als die Celtics eine 25-Punkte-Führung verspielten und R.J. Barrett den Gamewinner über Tatum traf, einer der schwersten Momente seiner Karriere war.
Boston Celtics: Leicht geht einfach nicht
Die Celtics waren zu diesem Zeitpunkt sogar außerhalb des Play-In-Tournaments, die Saison schien wie schon die davor verloren. Selbst Mitte der Saison hatte Boston nicht einmal die Hälfte aller Spiele gewonnen, sie sind nun das erste Team seit den Houston Rockets im Jahr 1981, das trotzdem noch die Finals erreichte.
Und doch hätte es niemanden gewundert, wenn Boston in dieser Nacht verloren hätte. Zu groß war die Chance, die die Celtics in Spiel 6 daheim auf dem Tisch ließen. Stattdessen verhinderte das Udoka-Team nach Game 6 in Milwaukee zum zweiten Mal in dieser Postseason das drohende Aus in der Fremde.
"Ich habe das Gefühl, dass es für uns vorbestimmt war, dass es nicht leicht wird. Wir haben jetzt zwei Game 7s in Folge gewonnen, das sagt viel über unser Team aus. Wir haben gegen viele Widerstände ankämpfen müssen und das heutige Spiel stand dafür sinnbildlich", fasste Udoka zusammen.
Die beste Defense der NBA hielt Miami bei 0,99 Punkten pro Play, erreichte aber selbst nur ein Offensiv-Rating von 103. Das machte sich vor allem in der Crunchtime bemerkbar, als Boston keine Balance mehr im Spiel hatte und komplett die Kontrolle über dieses scheinbar gewonnene Spiel verlor. Auch Tatum, der mit 26 Punkten bester Scorer war und nach dem Spiel mit der Larry Bird Trophy als MVP der Serie ausgezeichnet wurde, konnte das Geschehen nicht mehr an sich reißen - trotz eines Kobe-Schweißbands am Arm.
Boston Celtics: Der schwerste Finals-Run seit ...?
Anders als Bryant erzwang Tatum aber nichts, in der Schlussphase wäre der eine oder andere Touch nicht verkehrt gewesen, auch wenn es schließlich gut ging: "Für mich ging es heute nur ums Gewinnen", sagte der All-Star. "Wenn wir verloren hätten, hättet ihr nicht über meine Punkte gesprochen oder wie viele Würfe ich vergeben habe. Es ging nur darum, ob wir gewinnen oder nicht."
Und das taten sie - sie gewannen zusammen, nachdem der Kern so viele Enttäuschungen erlebt hatte. Tatum scorte die meisten Punkte, Horford spulte 44 Minuten ab und hielt den Laden zusammen. Brown zeigte sich mit seinen Drives verbessert und auch Smart machte die ersten 44 Minuten ein grandioses Spiel, bevor einige seiner Plays das Team noch in die Bredouille brachten.
Diese Vier sind nun seit 2017 die Säulen der Celtics (Horford war allerdings zwei Jahre weg), sie waren diesmal die Garanten und sind nun dem großen Ziel so nah wie noch in ihrer Karriere. Kein einziger Celtics-Akteur hat Finals-Erfahrung, nun warten aber die Titelhamster aus San Francisco als letzte Herausforderung eines der schwersten Finals-Runs der vergangenen Jahre.
"Tolle Spieler und eine tolle Organisation", sagte Smart mit Blick auf die Warriors. "Niemand muss ihnen etwas beweisen. Sie wissen genau, was sie tun, weil sie schon so oft dort waren. Es wird wieder sehr schwer für uns, aber wir werden für diese Prüfung bereit sein."
Wer aber nacheinander Kevin Durant, Giannis Antetokounmpo und auch Jimmy Butler ausschaltet, für den ist auch in diesen Finals alles möglich, auch in der Sonne Kaliforniens.
NBA Finals: Warriors vs. Celtics - Die Termine im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Übertragung |
1 | 3. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
2 | 6. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
3 | 9. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
4 | 11. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
5* | 14. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
6* | 17. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
7* | 20. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |