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NBA Playoffs - Milwaukee Bucks klauen Spiel 5 von den Boston Celtics: Das Herz von Nicky Santoro

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© getty

Die Boston Celtics hätten Spiel 5 gegen die Milwaukee Bucks gewinnen müssen. Haben sie aber nicht. Wie Giannis Antetokounmpo, Jrue Holiday und Co. beim 110:107-Sieg in Spiel 5 die Kontrolle über die Serie zurückgewannen - und was das alles mit Joe Pesci zu tun hat.

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Wo soll man anfangen, nach einem so dramatischen Spiel, mit so vielen Wendungen, so vielen besonderen Aktionen, an die man sich noch lange erinnern wird, manche Zuschauer gerne, manche weniger gerne? Eigentlich ist es doch klar: Man muss mit Nicky Santoro anfangen.

Nicky Santoro ist ein fiktiver Gangster, basierend auf dem echten Gangster Anthony Spilotro, verkörpert vom 1,63 m großen Joe Pesci im Film "Casino". Auf den ersten Blick hat dieser Mann nicht viel gemein mit Giannis Antetokounmpo, offiziell 2,11 m groß und sehr real, auch wenn manches, was er auf dem Court tut, doch eher fiktiv wirkt (und seine Lebensgeschichte nun von Disney verfilmt wird).

Auf den zweiten Blick jedoch? Nun, man beachte folgendes Zitat aus dem Film:

"Ganz egal wie groß so ein Bursche ist, Nicky verbeißt sich in ihn wie ein Terrier. Hat jemand einen härteren Schlag als Nicky, kommt er mit einem Knüppel wieder. Verjagt ihn der andere mit einem Messer, kommt er mit 'ner Kanone. Und sollte einer schneller ziehen als Nick, dann sollte er ihn besser umlegen, denn er würde immer und immer wieder kommen, bis einer von beiden tot ist."

Die Celtics haben schneller gezogen. Doch sie werden sich womöglich noch lange darüber ärgern, dass sie die Bucks im übertragenen Sinn nicht umgelegt haben, als sie die Chance hatten.

Die Celtics machen *fast* alles richtig

Über weite Strecken des Spiels machten die Celtics sehr viel richtig. Mehr als genug eigentlich, um den Sieg und die 3-2-Führung mitzunehmen, die in 82 Prozent der Fälle auch zum Sieg in der Serie führen wird. Sie suchten vermehrt den Drive, sie teilten den Ball, sie ließen sich weniger von der Drop Coverage aus dem Konzept bringen.

Und vor allem: Sie verteidigten abermals exzellent. Antetokounmpo konnten sie nicht stoppen, dafür aber fast alle anderen. Jrue Holiday musste für jeden seiner Abschlüsse hart arbeiten und war aus dem Zweipunkteland weitestgehend harmlos, die Bucks-Schützen waren kaum zu sehen, über drei Viertel traf Milwaukee bloß sieben Dreier und vermisste die Creation von Khris Middleton schmerzlich.

Boston war auch nicht heiß von draußen, kam dafür aber am Korb oder aus der Mitteldistanz eher zu leichten Abschlüssen, die Last wurde auf mehrere Schultern verteilt, Jayson Tatum (34 Punkte) und Jaylen Brown (26) machten beide ihr Ding. Zu Beginn des vierten Viertels war alles bereit, der TD Garden witterte Conference-Finals-Luft, die Celtics führten mit 14.

Und dann zeigte ihnen Milwaukee, warum all die Klischees über das "Herz eines Champions", das man nicht unterschätzen sollte, eben doch einen wahren Kern haben.

Bucks: Furioses Comeback im letzten Viertel

Die Bucks steckten nie auf, ließen sich nicht beirren. Pat Connaughton kehrte zurück auf den Court und versenkte zwei Dreier in zweieinhalb Minuten. Holiday traf von draußen. Wes Matthews traf von draußen. Bobby Portis erkämpfte sich Freiwürfe nach eigenem Offensiv-Rebound. Und zwischendurch, immer und überall, war da eben auch Giannis.

Der Greek Freak hatte sein Team schon im zweiten Viertel gerettet, als niemand sonst irgendetwas traf und er 15 von 19 Bucks-Punkten im Durchgang erzielte. Wieder und wieder arbeitete er sich zum Korb durch oder traf aus der Mitteldistanz. Auch er wühlte sich zu einem Putback am Ring, auch er traf 1:40 Minuten vor dem Ende einen Dreier, den fünften der Bucks im Schlussviertel. Er war unermüdlich.

Und das galt für sein ganzes Team. Über das gesamte Spiel hatte Boston deutlich bessere Quoten aus dem Feld und zumeist bessere Abschlüsse. Aber Milwaukee war konsequenter. 17 Offensiv-Rebounds holten sich die Bucks, allein 7 davon holte Portis. Einige davon führten direkt zu Dreiern, etwa zum angesprochenen Giannis-Dreier.

Marcus Smart wird zur tragischen Figur

Bostons Defense war sehr gut, aber sie hatte diesen entscheidenden Makel. Auch dadurch bedingt, dass im vierten Viertel mehrfach Spieler nicht zurückliefen, weil sie stattdessen mit den Referees beschäftigt waren. "Wenn wir ausboxen, dann gewinnen wir das Spiel", sagte Marcus Smart, richtigerweise. Die Rebounds waren nicht das einzige Problem der Celtics im letzten Viertel - die Offense verlor sämtlichen Fokus -, aber sie brachen ihnen das Genick.

Smart selbst erlebte dabei eine schaurige Schlussphase. Über 47 Minuten hatte der Point Guard eigentlich ein herausragendes Spiel gezeigt, noch innerhalb der letzten vier Minuten hatte er einen Block gegen Holiday und nahm ein Offensivfoul von Giannis an. Doch dann drehte sich binnen einer Minute alles in die falsche Richtung.

Smart verlor die Kontrolle beim Drive, auf der Gegenseite glich Holiday per Dreier aus. Smart hatte nach Giannis' vergebenem Freiwurf die Hände am Ball, konnte ihn aber nicht festhalten - Portis brachte sein Team in Führung. Smart wollte selbst die Führung zurückholen, Holiday blockte ihn und sicherte dabei geistesgegenwärtig den Ballbesitz. Danach klaute er ihm den Ball und nahm den Celtics auch die letzte Möglichkeit, um auszugleichen.

Budenholzer: "Jrue ist ein Gewinner"

Smart war bei weitem nicht der einzige Verantwortliche für diese Niederlage, trotz der Fehler. Nüchtern betrachtet war insbesondere Holidays Block auch einfach sensationell - gerade in Anbetracht der immensen Two-Way-Last, die der 31-Jährige an diesem Tag und schon über die gesamte Serie schultern musste.

"Er ist ein Gewinner. Jrue ist ein Gewinner. Da könnt ihr jeden Spieler und jeden Coach in dieser Liga fragen", schwärmte Mike Budenholzer nach dem Spiel von Holiday und seiner Aktion. Holiday klaute den Ball, die Bucks klauten diesen Sieg in einem Spiel, das eigentlich schon verloren schien.

"Wir haben es verschenkt", ärgerte sich auf der Gegenseite Brown. "Respekt an Milwaukee. Sie spielen 48 Minuten lang hart. Wir sind am Ende von dem weggegangen, was wir gut machen." Ime Udoka stimmte zu: "Wir haben dreieinhalb Viertel besser gespielt als sie", sagte der Celtics-Coach. "Wir haben eine goldene Möglichkeit vergeben."

Jrue Holiday: "So leben und sterben wir"

Das haben sie. Es wird sich zeigen, ob sie sich davon erholen. Milwaukee ist ohne Middleton verwundbar, der Meister hat gerade auf dem Flügel derzeit wahrlich nicht die besten Optionen zur Verfügung. Es braucht trotzdem sehr viel, um sie zu schlagen.

Sie sind mental so stark, so erfahren, dass sie auch eine Zweitrundenserie mit Finals-Intensität nicht aus dem Konzept bringen wird. Und auch kein 14-Punkte-Rückstand im vierten Viertel in fremder Halle. "Wir halten zusammen. So leben und sterben wir", sagte Holiday mit einer Portion Pathos, die er sich nach seinem Block - der vielleicht besten Aktion der bisherigen Playoffs - wohl verdient hatte.

Dieses Team ist Titelverteidiger, im wahrsten Sinne des Wortes. Für die Bucks ist es erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist. Giannis und Co. haben nicht nur das Herz eines Champions - sie haben das Herz von Nicky Santoro.

Celtics vs. Bucks: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
11. Mai19 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks89:101
24. Mai1 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks109:86
37. Mai21.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics103:101
410. Mai1.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics108:116
512. Mai1 UhrBoston CelticsMilwaukee Bucks107:110
614. Mai1.30 UhrMilwaukee BucksBoston Celtics-
7*16. MaiTBDBoston CelticsMilwaukee Bucks-

*falls nötig

 

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