NBA Mailbag: Abrissbirne oder Retooling bei den Pacers?
SPOX-User StrengthInNumbers: Soft oder Hard Rebuild bei den Pacers?
Bei den Wizards habe ich es schon durchklingen lassen, bei den Entscheidungen des Front Office reden ganz oft die Teambesitzer kräftig mit. Das führt nicht immer zu den langfristig gesehen besten Entscheidungen. In Person von Herb Simon hat in Indiana ein Teambesitzer die finalen Zügel in der Hand, der bislang dafür bekannt war, einen kompletten Rebuild unbedingt vermeiden zu wollen.
"Wir sind keine Franchise, die alles verschleudert, um einen besseren Pick zu bekommen", sagte Simon noch im Dezember, als Gerüchte über einen Rebuild bereits zirkulierten. "Wir haben unsere Teams immer so aufgebaut, ohne vorher alles einzureißen. Wir haben sie nach und nach verbessert. Das können wir wieder tun."
Diese Aussagen bestätigen die Gerüchte, dass die Pacers wohl nur einen aus dem Frontcourt-Duo Domantas Sabonis und Myles Turner gehen lassen möchten. Vieles deutete auf Turner als Kandidat Nummer eins hin, auch wenn dessen Fußverletzung seinem Trade-Wert einen Schlag versetzt hat. Es bräuchte aber wohl schon ein enormes Paket, um stattdessen Sabonis loszueisen.
Die Pacers sehen trotz der anhaltenden Trade-Spekulationen im Litauer offenbar einen wichtigen Baustein der eigenen Zukunft, um den das Team behutsam aufgebaut werden soll. Also scheint es auf einen soften Rebuild oder ein Retooling, wie es heutzutage so schön heißt, hinauszulaufen als auf die Abrissbirne.
Mit Chris Duarte und Isaiah Jackson hätte der zweimalige All-Star bereits vielversprechende junge Talente an seiner Seite. Durch den Trade von Caris LeVert, wahrscheinlich der erste von mehreren Deals, haben die Pacers immerhin einen späten Erstrundenpick aus Cleveland sowie einen hohen Zweitrundenpick aus Houston eingesackt und gleichzeitig Geld eingespart.
Allerdings wird Turner keinen Gegenwert abwerfen, der das Team in naher Zukunft auf ein ganz neues Level hievt. Selbst wenn Malcolm Brogdon - er kann wegen seiner Verlängerung nicht getradet werden - kommende Saison gesund bleibt, steht dieser Kader mit Detailverbesserungen um Sabonis für relativ teures Mittelmaß.
In den vergangenen sechs Jahren schaffte es Indiana fünfmal in die Playoffs, fünfmal war in der ersten Runde Schluss. Das ist durchaus als Erfolg zu bewerten, vor allem für einen kleinen Markt wie Indianapolis, viele Teams schaffen solch eine Konstanz nicht ... hust, Kings, hust. Doch viel mehr wird mit einem soften Rebuild auch in Zukunft nicht drin sein. Es wäre an der Zeit, dass sich Simon doch zu einem kompletten Neuaufbau durchringt.
NBA Mailbag: Ben Simmons bei den Wolves oder Hawks?
SPOX-User StrengthInNumbers: Sollten die Wolves oder Hawks für Ben Simmons traden? Würde er den Need von den beiden Teams erfüllen?
Der Need bei beiden Teams ist eigentlich klar: mehr Stabilität in der Defense. Simmons kann genau das bringen. Beginnen wir bei den Hawks, die laut Cleaning the Glass die viertschlechteste Defense der Liga stellen. Der Australier könnte dem jeweils besten gegnerischen Spieler das Leben zur Hölle machen, auf der anderen Seite des Courts klingt der Fit mit Trae Young ebenfalls vielversprechend.
Atlanta hätte mit einem Schlag zwei hervorragende Playmaker in seinen Reihen, Young würde mit seinem Shooting auch Off-Ball funktionieren, nur Clint Capela als strikter Zonen-Center wäre da nicht ideal. Der Schweizer ist aufgrund enttäuschender Auftritte und des Potenzials von Onyeka Okongwu, der allerdings ebenfalls an seinem Wurf arbeiten muss, ohnehin entbehrlicher denn je.
Dieses Problem hätten die Wolves nicht. Karl-Anthony Towns ist einer der besten Big Man Shooter der Liga - aller Zeiten ist vielleicht doch etwas übertrieben -, das Spacing sollte an der Seite von KAT weniger ein Problem sein. In den vergangenen Jahren war die Defense auch in Minnesota eine Schwachstelle, 2021/22 haben die Wolves aber starke Fortschritte gemacht. Simmons wäre individuell trotzdem ein Upgrade zu eigentlich allen Verteidigern in Minnesota und würde perfekt neben den Offense-First-Optionen Towns und Anthony Edwards passen.
Insgesamt gefällt mir der Fit in Minnesota etwas besser, die Frage ist nur: zu welchem Preis? Der scheint bislang viel zu hoch zu sein, ansonsten hätten vor allem die Wolves, die angeblich bereit sein sollen, Tobias Harris in einem Deal aufzunehmen, schon längst zugeschlagen. Was fehlt ist aber eben ein absoluter All-Star als Gegenwert, auf den Sixers-Boss Morey pocht. Seit ein potenzieller Harden-Trade ihn anlacht, wird es sowieso noch schwerer werden für die Konkurrenz, einen Deal zu landen.
Um das beispielsweise mit Draft-Picks auszugleichen, müssten die beiden Teams gefühlt ihre komplette Zukunft auf den Tisch legen. Das ist viel zu riskant - schließlich gibt es ja auch bei Simmons selbst genügend Fragezeichen. Angefangen bei seinem Shooting bis hin zu der Frage, ob der 25-Jährige, der sich angeblich einen Trade nach Kalifornien wünscht, überhaupt Lust auf die Twin Cities oder "The A" hätte.
Das Risiko eines Simmons-Trades bei dem geforderten Preis der Sixers wäre mir zu hoch. Vielleicht sind B-Lösungen wie ein Jerami Grant oder ein Marcus Smart die besseren Optionen. Allein deshalb, weil sie günstiger zu haben sind.
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SPOX-User warrior23: Wenn Ihr wetten müsstet: Wer wird Meister?
Zum Schluss die Frage aller Fragen. Es klingt vielleicht langweilig, aber ich schätze die Chancen auf ein Rematch der letztjährigen Finals Stand jetzt als am realistischsten ein. Der amtierende Champion aus Milwaukee ist trotz eines teils holprigen Januars für mich der Favorit im Osten.
Giannis Antetokounmpo stampft mal wieder in bester MVP- und DPOY-Form durch die Liga, die restliche Big Three steht. Aus dem Vorjahr sind auch die wichtigsten Rollenspieler noch da - mit Ausnahme von P.J. Tucker und des verletzten Brook Lopez. Genau das könnte für die Bucks zum Stolperstein werden. Milwaukee sollte im Frontcourt Verstärkung an Land ziehen.
Schwachstellen muss man bei den Suns dagegen mit der Lupe suchen - und selbst dann wird es schwer. Das Gesamtpaket in Phoenix stimmt einfach mit einem überragenden Floor General in Chris Paul, einem tödlichen Scorer in Devin Booker, hervorragenden Rollenspieler wie Mikal Bridges, Jae Crowder und der soliden Bank sowie einem Center, der defensiv alles zusammenhält, in Deandre Ayton.
Das macht die Suns für mich zum aktuellen Titelfavoriten. Allerdings war die Liga selten so offen wir in dieser Saison. Gerade im Osten könnten potenzielle Trades oder der Buyout-Markt Verfolger nochmal interessant machen, schließlich sind die Bucks alles andere als der absolute Dominator der regulären Saison. Auch die Dubs bleiben für mich im Westen weit vorne in der Konversation. Wenn die Splash Brothers wieder heiß laufen und sich Green zurückmeldet, ist auch für Golden State vieles möglich.