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Rookie Watch III: Ein Rookie als All-Star? Wie Evan Mobley selbst LeBron überflügeln könnte

Evan Mobley ist der Favorit auf den Award des Rookie of the Year.
© getty

Evan Mobley ist Stand jetzt der haushohe Favorit auf den Award des Rookie of the Year. Kein Youngster präsentierte sich bislang kompletter, der Cavs-Big ist alles andere als der typische Rookie. Wir schauen auf sein Spiel und natürlich auch auf die Top 10 mit Franz Wagner.

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Rookies im All-Star Game gibt es selten, seit 1990 gebührte gerade einmal sieben Frischlingen diese Ehre. Selbst Neuankömmlinge wie LeBron James, Luka Doncic oder Anthony Davis schafften den Sprung nicht. In diesem Jahr besteht zumindest eine kleine Chance, dass es wieder passiert, allerdings gibt es bei den Cleveland Cavaliers in Darius Garland oder Jarrett Allen auch andere gute Kandidaten für eine Nominierung.

Die Rede ist natürlich von Evan Mobley, der eine so gute All-Around-Saison spielt, wie man sie selten von einem Rookie erlebt hat. Garland mag mehr initiieren, Allen dominanter unter dem Korb auftreten, doch dass dieses eigentümliche Cavs-Team ohne echten Flügelspieler und mit drei Bigs in der Starting Five funktioniert, liegt einzig und allein an Mobley.

Erst kürzlich kam es in Sacramento zu einem drolligen Spiel, als es tonnenweise Mismatches auf beiden Seiten gab. Auf der einen Seite die kleinen Kings mit drei Guards, auf der anderen Seite die riesigen Cavs, die das Spiel letztlich auch gewannen. Mobley ist dabei so etwas wie die Allzweckwaffe für den Champion von 2016, insbesondere in der Defense.

Wie schon in der letzten Rookie Watch geschrieben, ist Mobley vermutlich der am besten verteidigende Big als Frischling seit Tim Duncan im Jahr 1997. The Big Fundamental hatte damals allerdings bereits vier Jahre College auf dem Buckel, während Mobley als "One-and-Done" Abend für Abend sein komplettes Repertoire zeigt. Der 20-Jährige besitzt eine starke Fußarbeit, die ihm in allen Facetten der Verteidigung behilflich ist.

Evan Mobley: Der defensive Alleskönner

Er ist dazu so athletisch, dass er alleine Pick'n'Rolls des Gegners in Drop Coverage beeinflussen kann. Gleichzeitig hat er aber auch die Gabe, kleine Guards vor sich zu halten oder aber im Play zu bleiben, wenn er dann doch einmal geschlagen wird. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, hier ist es Trae Young, der Mobley einfach nicht entscheidend abschütteln kann.

Aber nicht nur in Space ist Mobley defensiv stark, auch direkt unter dem Korb beeinflusst er tonnenweise Würfe, sei es gegen Bigs oder attackierende Guards. Selbst ein Highflyer wie Zach LaVine wird von Mobley in dieser Szene einfach mal gerupft. Das überrascht, schließlich zweifelten viele Experten wie "bereit" Mobley sein würde. Dass der frühere USC-Star immer noch schlaksig daher kommt, ist bislang überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Mobley ist ein heißer Anwärter auf ein All-Defense-Team, auch das gelang als Rookie letztmalig Tim Duncan.

Evan Mobley: Riesiges Offensiv-Potenzial

Ein weiteres Fragezeichen stand hinter der Offense des Cavs-Bigs. Immer wieder wurde die fehlende Aggressivität des Nr.3-Picks hervorgehoben, unter anderem blieb Mobley in einem College-Spiel mal ohne jeglichen Wurfversuch. Ein Level höher ist das anders. In 29 der 33 Spiele warf Mobley mindestens zehnmal, seit November knackte er die Marke mit einer Ausnahme immer.

Dabei sticht heraus, dass Mobley in direkter Korbnähe über 75 Prozent seiner Versuche versenkt. Der Big Man verfügt für seine Größe über einen tollen Touch, zuletzt gesehen mit diesem Korbleger, der Dr. J sicherlich stolz gemacht hat. Gleichzeitig fängt Mobley fast alles, was in seine Richtung geschmissen wird, selbst scheinbar verunglückte Alley-Oops kann er verwerten.

Die guten Hände helfen auch in Sachen Playmaking. Da Mobley so sicher im Fangen ist, kann er zum Beispiel als Roll Man bereits einen Schritt weiter und an seinen nächsten Pass denken. Nur wenige Bigs bewegen den Ball aus dem "Short Roll" so gut wie er, besonders die punktgenauen Touch-Pässe sind immer wieder Highlights in Mobleys Spiel.

Interessant bleibt auch sein Spiel vom Perimeter aus. Der Dreier wird bisher kaum respektiert und doch schafft es Mobley oft, per Drive in die Zone zu kommen. Das gelingt auch, weil die Gegner immer ein Abstoppen fürchten müssen. Mobleys beste Waffe außerhalb der Zone ist der Turnaround-Jumper im Zurückfallen, diesen trifft er teilweise traumwandlerisch sicher und ist ob des hohen Releases kaum zu verteidigen.

Es ist ein Move, der so flüssig daherkommt, dass man beinahe vergisst, dass Mobley 2,11 Meter misst. Er tut Dinge, die Bigs eigentlich nicht tun sollten, lässt es aber dennoch einfach aussehen. So kann Cleveland hier und da auch mal Mobley ein Pick'n'Roll mit einem anderen Big laufen, die Fähigkeiten dazu hat er allemal.

Evan Mobley: Die Zukunft der Cleveland Cavaliers

Letztlich folgt Mobley einem einfachen Trend. Die Linien für Positionen verschwimmen immer mehr, der Cavs-Rookie mag zwar den Körper eines Bigs haben, doch ihn als Big Man zu bezeichnen, wäre viel zu kurz gegriffen. Stattdessen ist Mobley einfach nur ein extrem guter Basketballspieler, der trotz all der oben aufgegriffenen Fähigkeiten weiterhin Luft nach oben hat.

Es ist beinahe unfair, welche körperlichen Voraussetzungen und welch hohen Basketball-IQ Mobley hat. Wie wird es aussehen, wenn der Wurf wirklich einmal besser fällt? Die Form sieht zumindest tadellos aus, dazu machen knapp 75 Prozent von der Freiwurflinie Hoffnung. Hoffnung ist auch das Stichwort für die Cavs und diese haben sie nun wieder. Noch vor wenigen Monaten sah die Franchise wie eine graue Maus aus, nun besitzen die Cavs in Garland, Mobley und Allen eins der besten und spannendsten jungen Gerüste der NBA.

Knapp vier Jahre nach dem Abgang von LeBron James ist Cleveland wieder relevant und sogar auf Playoff-Kurs. Übrigens: 1998 erreichten die Cavs letztmals ohne den King die Postseason, der letzte Seriensieg gelang 1993. Man wird ja noch träumen dürfen.