Atlanta Hawks: Ein Rückfall in alte Zeiten
Aber nicht nur Capela hat nachgelassen, es zieht sich eher wie ein roter Faden durch das Team. Seien es Bogdan Bogdanovic, Kevin Huerter, John Collins oder die ohnehin defensiv fragwürdigen Danilo Gallinari und Lou Williams - Atlanta generiert im Team-Verbund keine Stops und kann so individuelle Mängel wie in der Vorsaison nicht mehr kaschieren.
Vielmehr ähneln die Hawks inzwischen wieder der Version unter Ex-Coach Lloyd Pierce, der recht schnell das Vertrauen von Young und der kompletten Mannschaft verlor. Dazu scheint es im Team erneut nicht zu stimmen. Dass aus Collins und Young nicht mehr beste Freunde werden, wurde bereits im vergangenen Januar berichtet. Keine zwölf Monate später gibt es ähnliche Berichte über die Unzufriedenheit des Power Forwards mit seiner schwindenden Rolle.
In der Honeymoon-Phase mit McMillan war das anders, einstige Streitigkeiten schienen beiseite gelegt, der Blick auf das große Ganze gerichtet. "Vielleicht war es nicht die beste Idee, dieses Team so zurückzubringen", rätselte auch Schlenk. In der jetzigen Form wird Atlanta maximal um das Play-In-Turnier spielen, zu stark präsentiert sich die Eastern Conference in dieser Spielzeit.
Die kommenden Spiele und Wochen könnten nun das Schicksal dieses Teams bestimmen. Das Programm bis zur Trade Deadline ist knüppelhart, zehn der kommenden 14 Gegner haben eine positive Bilanz (unter anderem dreimal gegen Miami). Hinzu kommen Duelle gegen direkte Konkurrenten wie New York oder Boston, dafür sind zehn dieser Partien in der heimischen State Farm Arena.
Atlanta Hawks: Beste Voraussetzungen für einen Trade
Ob Atlanta aber all diese Spiele mit dem bekannten Roster absolvieren wird, ist ungewisser denn je. "Wir werden uns jetzt genau anschauen, ob die Gruppe die gleiche ist, welche wir in der vergangenen Saison in der zweiten Saisonhälfte gesehen haben", kündigte Schlenk unlängst an. "Darauf basierend werden wir dann ermitteln, ob und welche Veränderungen gemacht werden müssen."
Die Position der Hawks auf dem Trade-Markt ist gut. Es deutet schon länger einiges darauf hin, dass Atlanta früher oder später einen Trade machen wird. Mit Young, Collins, Bogdanovic und Capela haben die Hawks ab der kommenden Saison vier Großverdiener, wobei Youngs Rookie Extension mit ziemlicher Sicherheit eher 207 Millionen über fünf Jahre denn 172 Millionen Dollar schwer sein wird. Voraussetzung dafür ist, dass der Guard in eines der All-NBA-Teams gewählt wird.
Davon ist auszugehen, dazu stehen ab dem Sommer auch noch Verhandlungen mit Hunter sowie Cam Reddish an, die beide vorzeitig verlängert werden könnten. Mit beiden wird Atlanta nicht verlängern wollen, schließlich wäre so die Luxussteuer kaum zu vermeiden.
Die Alternative ist die Jagd nach einem echten Co-Star für Young - Collins in allen Ehren. Mit Hunter oder Reddish, dem Vertrag von beispielsweise Gallinari (nur 5 der 21,5 Mio. für 22/23 sind garantiert) oder eben Collins sowie eigenen Picks ließe sich ein gutes Paket schnüren. Selbst andere Youngster wie Backup-Center Onyeka Okongwu sollten Interesse wecken.
Atlanta Hawks ein Team für Ben Simmons?
Ein fast schon logischer Kandidat wäre Ben Simmons, der viele defensive Probleme mildern, wenn nicht gar lösen könnte. Aber auch kleinere Alternativen wie Detroits Jerami Grant oder Sacramentos Harrison Barnes könnten dem Team kurz- und mittelfristig helfen.
Ob das dann genug ist, um ernsthaft um einen Titel mitzuspielen, ist die andere Frage. Für den Moment geht es aber darum, eine bisher verkorkste Saison noch irgendwie zu retten. "Meine Aufgabe ist es, ein Team aufs Feld zu stellen, das so viele Spiele wie möglich gewinnen kann", betonte Schlenk. "Im Moment zweifele ich aber daran, ob ich das wirklich geschafft habe."
Auf dem Papier hat er das, nur passen die Teile eben nicht so zusammen wie noch im Vorjahr. Atlanta wird im kommenden Monat zur Deadline ein Player sein, es bleibt die Frage, wie groß die Veränderungen dann wirklich sein werden. Dass welche kommen, steht für den Moment außer Frage.