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NBA Rookie Watch: Der Franz Wagner-Hype ist real - in Toronto weht ein Hauch von Scottie Pippen

Der neue Rookie-Jahrgang beeindruckte bereits in den ersten beiden Saisonwochen.
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Zahlreiche Rookies sorgen in den ersten Saisonwochen bereits für Furore, höchste Zeit für die erste Rookie Watch der Saison. Hat Franz Wagner trotz der starken Konkurrenz um Evan Mobley, Josh Giddey oder Scottie Barnes Chancen auf den Award des Rookie of the Year?

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Eigentlich war der Plan, mit der Rookie Watch noch ein paar Tage zu warten, doch schon nach gut zwei Wochen kommen wir nicht mehr um einen ausführlichen Blick auf diese interessante Rookie-Klasse herum. Das Erstaunliche dabei: Top-Pick Cade Cunningham stand erst 48 Minuten für die Detroit Pistons auf dem Feld - er wird in dieser Ausgabe noch nicht berücksichtigt -, der zweite Favorit auf den Titel des Rookie of the Year in Jalen Green (Houston) hat noch größere Probleme.

Und doch bekommen wir schon jetzt mühelos zehn gute Kandidaten für unsere traditionelle Rookie Watch zusammen. Fokussieren wollen wir uns zunächst aber einmal auf Franz Wagner, der bis zu seinem 28-Punkte-Spiel in Minnesota inklusive Monster-Dunk fast schon etwas unter dem Radar flog.

Franz Wagner (Orlando Magic), Forward, 8. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
93214,949,541,73,61,71,1

Magic-Coach Jamahl Mosley hört sich in diesen Tagen wie eine gesprungene Schallplatte an. Es vergeht keine PK, bei der der Coach nicht zu Wagner befragt wird und es vergeht auch keine PK, in der Mosley nicht Wagners Basketball-IQ und dessen Selbstlosigkeit betont.

Das mag langweilig klingen, trifft aber den Nagel auf den Kopf. In der Summer League und Preseason schien dem 20-Jährigen die Umstellung noch schwer zu fallen, doch seit Wagner in regulären Spielen mit einer gewissen Grundstruktur spielt, kommen seine Stärken viel besser zum Tragen.

Der Nr.8-Pick kann ein Spiel lesen, agiert eigennützig und lässt sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen. Eben jenes vierte Viertel in Minnesota ist ein gutes Beispiel dafür, als Wagner in den letzten sechs Minuten der Partie 10 Punkte verbuchte. Darunter waren gleich zwei ruhig verwandelte Dreier, welche ein Comeback der Wolves im Keim erstickten.

Auffällig dabei: Die Wurfbewegung ist deutlich flüssiger als noch auf dem College, Wagner bekommt den Ball schneller los, nur so kann er bei diesen beiden Versuchen frei auf den Korb werfen. Die Stichprobe ist noch recht klein, doch Wagner wurde vor dem Draft nicht müde zu betonen, dass er im Sommer vor allem an seinem Wurf gefeilt hat.

Der Release von Franz Wagner ist schneller geworden.
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Der Release von Franz Wagner ist schneller geworden.

Franz Wagner: Die beste deutsche Rookie-Start

"Es hilft, wenn man gut trifft", sagte Wagner nach der Partie in Minneapolis. "Es eröffnet ganz andere Möglichkeiten. Der Coach gibt mir auch die Chance, in diese Positionen zu kommen." Dies, sowie die Fähigkeit für sich selbst zu kreieren, könnten dem Berliner womöglich doch verhelfen, mehr als ein Rollenspieler in der NBA zu sein.

Es ist auffällig, dass Wagner bei seinen Drives gerne in den Körper seiner Gegenspieler geht. Wenn es nicht gerade ein Monster-Slam wird, bevorzugt der Forward einen kleinen Hakenwurf. Direkt zum Korb geht Wagner meist nur nach Cuts, noch zieht er nur wenige Freiwürfe, aber auch dies dürfte mithilfe der NBA-Muckibude besser werden.

Trotz der noch fehlenden Masse ist seine Defense fast noch besser als die beschriebenen Attribute im Angriffe. Als Beispiel kann hier eine Sequenz in Detroit dienen. Diese vereint all seine Stärken: die stete Alarmbereitschaft, eine gute Fußarbeit und damit auch die Fähigkeit, verschiedene Spielertypen vor sich zu halten. Auch Julius Randle konnte ein scheinbares Mismatch gegen den Deutschen nicht bestrafen.

Dies alles sind Zutaten für eine lange und erfolgreiche NBA-Karriere. Hält Wagner dieses Niveau, wird das die beste Rookie-Saison, die ein Deutscher jemals gespielt hat. Einen Rookie of the Year gab es aus der Bundesrepublik noch nicht. Orlando scheint mit Pick acht vieles richtig gemacht zu haben und es darf die Frage gestellt werden, warum eigentlich Golden State auf den Berliner verzichtet hat. Wäre Wagner mit seinem IQ, seiner Defense, seinem Passspiel und seinem Wurf nicht ein idealer Rollenspieler für dieses Team gewesen?

Honorable Mentions

  • Trey Murphy III (New Orleans Pelicans), Forward, 17. Pick
  • Jeremiah Robinson-Earl (Oklahoma City Thunder), Center, 32. Pick
  • Austin Reaves (Los Angeles Lakers), Guard, undrafted
  • Ayo Dosunmu (Chicago Bulls), Guard, 38. Pick
  • Dalano Banton (Toronto Raptors), Guard, 46. Pick