Das NBA Primetime Spiel zwischen Houston Rockets und New York Knicks (23 Uhr) kann mit DAZN und natürlich dem NBA League Pass live verfolgt werden.
Herr Theis, Sie sind seit August bei den Rockets: Wie fällt Ihr erstes Fazit nach gut drei Monaten aus?
Daniel Theis: Es ist definitiv eine Umstellung für mich, vor allem im Vergleich mit meiner Zeit bei den Celtics. Wir haben ein extrem junges Team mit Jungs, die gerade erst 19 sind, und befinden uns im Rebuild. Wir versuchen immer noch Wege zu finden, wie wir als Team gut zusammenspielen können. In Boston ging es darum, um die Playoffs und die Meisterschaft zu spielen, hier sieht das ein bisschen anders aus. Es handelt sich um eine Findungsphase.
Das kann aber auch Chancen bieten ...
Theis: Auf jeden Fall. Ich kann hier eine Rolle als Veteran übernehmen und den Youngstern dabei helfen, sich in der Liga zu etablieren und in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln.
Nach dem Ende der Vorsaison war Ihre Zukunft als Unrestricted Free Agent unklar. Wie haben Sie die Zeit erlebt? Kommt da innere Unruhe auf?
Theis: Meine Saison war früh vorbei, es war das erste Mal in Deutschland oder der NBA, dass ich keine Playoffs gespielt habe. Für den Körper war es gut, einfach mal Pause zu machen. Aber es war definitiv eine lange Zeit, bis die Free Agency im August losging. Ich habe mir nicht allzu viele Gedanken gemacht, weil ich es einfach nicht kontrollieren konnte. Es hätte nichts gebracht, die Termine sind, wie sie sind. Ich bin einfach entspannt geblieben und habe die Monate bestmöglich genutzt - auch wenn es eine neue Situation für mich war, Free Agent zu sein.
Daniel Theis erklärt seine Entscheidung pro Houston
Wie sah der Entscheidungsprozess letztlich aus?
Theis: Es gab ein paar Angebote, aber das von Houston hat mich am meisten angesprochen, insbesondere die Rolle, die ich hier einnehmen soll als Routinier. Dass es nicht einfach wird, war mir klar, es ist ein komplett neues Team. Aber es ist eine große Herausforderung und auf lange Sicht wird es auf jeden Fall auch erfolgreich sein.
Erstmals haben Sie bei einem Team einen langfristigen Vertrag über vier Jahre (Teamoption im letzten Jahr) unterschrieben, der zudem mit 35,6 Millionen US-Dollar deutlich höher dotiert ist, als Sie es bisher gewohnt waren. Wie groß waren diese Aspekte bei der Entscheidung?
Theis: Langfristige Planungssicherheit war mir sehr wichtig. Meine Familie - meine Frau und meine zwei Kinder - ist bei mir. Aber jeder, der die NBA kennt, weiß natürlich auch, dass das Business sich schnell verändern kann. Den Vertrag und das Geld hat man sicher, aber niemand kann dir sagen, wie lange du schlussendlich an einem Ort bist. Klar, der Vertrag ist finanziell super für mich, das war definitiv ein Thema. Es ist schließlich mit 29 Jahren mein erster großer Vertrag.
In der Vorsaison kamen die Rockets auf eine Bilanz von 17-55, nun stehen sie bei 1-14. Wie schwer fällt Ihnen diese Tatsache, nachdem Sie mit den Celtics jahrelang in anderen Sphären unterwegs waren?
Theis: Es gibt Tage, an denen es schwerer ist als an anderen. Da ist man auch mal sehr frustriert. Wir sind gerade in einer sehr schlechten Phase mit all den Niederlagen. Aber wie bereits gesagt: Es ist eine Findungsphase mit Spielern, die ganz neu in der Liga sind. Das Gute in der NBA ist, dass meistens alle zwei Tage ein Spiel ansteht, in dem man es besser machen kann. Wir müssen hart arbeiten und dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken, dann werde wir aus diesem Loch auch wieder rauskommen - für die richtige Einstellung sind vor allem Leute wie ich da.
Daniel Theis: Seine Statistiken in der NBA
Saison | Team | MIN | PTS | FG% | 3P% | REB | BLK |
2017/18 | Celtics | 14,9 | 5,3 | 54,1 | 31,0 | 4,3 | 0,8 |
2018/19 | Celtics | 13,8 | 5,7 | 54,9 | 38,8 | 3,4 | 0,6 |
2019/20 | Celtics | 24,1 | 9,2 | 56,6 | 33,3 | 6,6 | 1,3 |
2020/21 | Celtics/Bulls | 24,6 | 9,6 | 54,1 | 32,2 | 5,5 | 0,9 |
2021/22 | Rockets | 23,5 | 9,2 | 52,3 | 35,9 | 4,6 | 0,5 |
Wie sieht Ihre konkrete Rolle auf dem Feld aus? Auffällig ist bei einem Blick auf die Zahlen, dass Sie nie in ihrer Karriere mehr Dreier genommen haben (3,0 pro Spiel) und diesen auch so gut wie fast nie zuvor treffen (35,9 Prozent). Zufall?
Theis: Ich habe im Sommer viel am Wurf gearbeitet, damit dieser stabiler wird. Wir spiele größtenteils Five-Out, da ist es enorm wichtig, dass ich als Fünfer für Spacing sorgen kann. Ich muss die Dreier nehmen und treffen, damit wir nicht zu ausrechenbar sind. Wir haben mit Christian Wood einen Spieler, der ebenfalls Pick'n'Roll und Pick'n'Pop spielen kann. Es soll einfach variabel sein. Der Coach vertraut jedem, Dreier zu werfen, wenn er offen ist. Wenn es zehn offene Würfe pro Spiel sind, soll ich eben zehn nehmen. In dieser Rolle fühle ich mich wohl, auch wenn es eine Umstellung ist. Aber ich habe das nötige Selbstvertrauen und letztlich ist es wichtig, den richtigen Mix zu finden.
Welche Ansatzpunkte sehen Sie, wie sich auch ein solch junges Team zeitnah verbessern kann?
Theis: Wir müssen in erster Linie weiter an das System glauben, hart spielen und gewinnen wollen. Wir können nicht in die Halle kommen und denken, dass es gegen irgendein Team einen leichten Sieg gibt. Wir haben keinen Superstar in der Mannschaft, der dir einfach mal so ein Spiel gewinnt. Wir müssen als Team funktionieren und vor allem defensiv anziehen. Wenn wir Stopps generieren, können wir unsere Schnelligkeit und Athletik ausspielen.
Daniel Theis über die Youngster der Houston Rockets
Mit Kevin Porter Jr., Jalen Green oder auch Alperen Sengün stehen einige vielversprechende Youngster im Kader. Wie sieht Ihr Austausch mit diesen aus?
Theis: Ich versuche vor allem Alperen, der aus der Türkei kam und auf meiner Position spielt, zu helfen. Ich hatte das Glück, dass ich in Boston Al Horford und Aron Baynes an meiner Seite hatte, die in meinem ersten Jahr unfassbar wichtig für mich waren. Auch für Jalen versuche ich das Spiel einfacher zu machen. Ich bin mit Jayson Tatum in die Liga gekommen, ihn konnte ich über die Jahre in Pick'n'Roll-Situationen unterstützen. So versuche ich es auch mit Jalen zu machen, damit er offene Würfe bekommt und nicht nur Isolationen spielen und schwere Stepbacks nehmen muss.
Gibt es einen jungen Spieler im Team, auf den Sie besonders große Stücke halten?
Theis: Definitiv Jalen Green! Seine Athletik ist beeindruckend, sein Wurf ist gut. Er muss noch lernen, stabile Leistungen zu zeigen und ein paar Kilos zulegen, aber er ist auf jeden Fall sehr talentiert und kann in den kommenden Jahren den nächsten Schritt machen. Er kann zu einem der Stars in der Liga werden.
Am Samstag geht es nun am späten Abend deutscher Zeit zu den Knicks, aufgrund der Uhrzeit und der Übertragung auf DAZN (ab 23 Uhr im Livestream und außerdem im NBA League Pass) werden in der Heimat ein paar mehr Fans als gewohnt dabei sein. Spielt das für Sie eine Rolle und motiviert Sie nochmal extra?
Theis: Allein schon im Madison Square Garden zu spielen, ist immer etwas ganz Besonderes. Hinzu kommt, dass Familie und Freunde in Deutschland das Spiel live verfolgen können und nicht erst am nächsten Morgen. Außerdem ist es cool, in New York wieder auf Kemba Walker zu treffen, den ich noch aus gemeinsamen Celtics-Zeiten kenne. Die frühe Anfangszeit ist für mich auch kein Problem, ich mag nur die ganz späten Tip-Offs nicht, die es ab und an gibt.