Illegale Hundekämpfe? "Die meisten waren verrückt"
In der Saison 2004/05 geriet Woods erneut ins Visier der Polizei. Tierquälerei lautete die Anklage, nachdem einer seiner Pitbulls mit Bisswunden gefunden wurde und Nachforschungen ergaben, dass er an illegalen Hundekämpfen teilnahm. Woods bekannte sich schuldig, wurde zu 80 Sozialstunden verdonnert und von den Blazers entlassen.
Die Kriminalakte mancher Spieler und deren mittlerweile zweifelhafter Ruf stellte das eigentliche Talent im Kader schnell in den Schatten. Die Entscheidungen des Front Office befeuerten dies jedoch auch. Schnell wurde Kritik an General Manager Bob Whitsitt laut, der große Namen ohne Rücksicht auf den Fit oder die Teamchemie verpflichtete. Dessen Replik: "Ich habe nie Chemie studiert."
So avancierten die Blazers zu einem Team, das entgegen des Sprichworts eher weniger als die Summer seiner Einzelteile zu bieten hatte. Die Fans waren mit dieser Herangehensweise alles andere als glücklich, vor allem als Whitsitt 2001 Ruben Patterson angekarrt hatte. Ein registrierter Sexualstraftäter, der nur wenige Monate zuvor zusätzlich wegen Körperverletzung verklagt wurde.
Nicht nur die Fans hatten Probleme mit Patterson. Angeblich genervt von ständigen Mobbing-Attacken des Flügelspielers auf die jüngeren Teamkollegen, schlug Randolph bei einer Trainingseinheit 2003 Patterson zu Boden. Er brach ihm die Augenhöhle, anschließend soll er sich mehrere Tage bei Teamkollege Dale Davis versteckt haben, aus Angst Patterson könnte ihn umbringen.
Dem jungen Randolph, der erst später in Memphis richtig aufblühen sollte, tat der Umgang mit den unreifen Veteranen alles andere als gut. Selbst Veteran Schrempf, von 1999 bis 2001 in Portland in den finalen Zügen seiner aktiven Laufbahn, hatte keine Lust mehr auf die Blazers, "weil die meisten - gelinde formuliert - ein bisschen verrückt waren", wie er Jahre später im SPOX-Interview verriet.
Portland "Jail Blazers": Der Feind der eigenen Fans
Ähnlich ging es offenbar zahlreichen Fans, die in Scharen dem eigenen Team den Rücken kehrten. "Mehrere tausend" Dauerkarteninhaber habe man in den vergangenen Jahren vergrault, klagte Teampräsident Steve Patterson im Dezember 2003 in der New York Times.
Das Team mit einer der höchsten Gehaltslisten der Liga sammelte ab 2001 trotz regelmäßig 50 Siegen in der regulären Saison nur noch Erstrunden-Pleiten in der Postseason, Technische Fouls in Person von Wallace - der 2003 auch noch für sieben Spiele suspendiert wurde, nachdem er Referee Tim Donaghy im Anschluss an eine Partie bedroht haben soll - und Skandale abseits des Courts.
Das knappe Aus in den Playoffs 2003 gegen die Mavericks, als Portland nach 0-3-Rückstand erst in Spiel 7 verlor, geriet nur noch zur Randnotiz. Genau wie die starken Serien von Randolph, ein Jahr später zum Most Improved Player gewählt, oder Wells, der mit 45 Punkten einen Franchise-Playoff-Rekord aufstellte. Erst elf Jahre später brach LaMarcus Aldridge diesen Bestwert, den heute Damian Lillard (55) hält.
Doch gerade Wells war bei den Blazers-Fans zu diesem Zeitpunkt bereits eine Persona non grata. "Wir scheren uns nicht darum, was zur Hölle die Fans denken. Sie bedeuten uns nichts", hatte Wels zwei Jahre zuvor gegenüber Sports Illustrated klargestellt und damit das Tischtuch zerrissen. "Sie können uns ruhig jeden Tag ausbuhen, aber sie werden uns immer noch nach Autogrammen fragen, wenn sie uns auf der Straße sehen. Deshalb sind sie Fans und wir NBA-Spieler."
NBA: Die Bilanz der "Jail Blazers" von 1998 bis 2006
Saison | Bilanz Regular Season | Playoffs |
1998/99 | 35-15 (Platz 2 im Westen)* | West-Finals (0-4 vs. Spurs) |
1999/2000 | 59-23 (Platz 3 im Westen) | West-Finals (3-4 vs. Lakers) |
2000/01 | 50-32 (Platz 7 im Westen) | Erste Runde (0-3 vs. Lakers) |
2001/02 | 49-33 (Platz 6 im Westen) | Erste Runde (0-3 vs. Lakers) |
2002/03 | 50-32 (Platz 6 im Westen) | Erste Runde (3-4 vs. Mavs) |
2003/04 | 41-41 (Platz 10 im Westen) | - |
2004/05 | 27-55 (Platz 13 im Westen) | - |
2005/06 | 21-61 (Platz 15 im Westen) | - |
*Lockout-verkürzte Saison
Portland: Eine neue Ära nach den "Jail Blazers"
Später zeigte er einem Fan den Mittelfinger, legte sich verbal mit Coach Cheeks an - damit war er nicht der einzige Blazers-Akteur -, wurde vom Team suspendiert und mit Geldstrafen belegt. Wenige Monate nach den Playoff-Heldentaten wurde er in einem Trade mit den Memphis Grizzlies aus der Stadt gejagt, kurz darauf musste auch Wallace die Franchise in Richtung Atlanta und dann Detroit verlassen.
Es war der fast schon verzweifelte Versuch der Blazers, das Image aufzupolieren. Damit einher ging allerdings auch der sportliche Niedergang. Innerhalb von drei Jahren stürzte Portland in den Tabellenkeller ab, 2005/06 stellte die Franchise das schlechteste Team der Association.
Das war gleichzeitig die Chance zum Neuanfang. Im Draft 2006 schnappte sich Portland dank mehrerer Trades sowohl Aldridge (Nr.2-Pick) als auch Brandon Roy (Nr.6-Pick), das Duo sollte die kommenden Jahre in Oregon prägen - nach dem Wunsch der Verantwortlichen sogar die Ära der berüchtigten "Jail Blazers" vergessen machen.
Dieses Kapitel wird allerdings für immer in den Annalen der NBA als das dunkelste der Franchise-Geschichte verewigt sein. Die potenzielle Dynastie um LMA, Roy und den späteren Top-Pick Greg Oden sollte niemals sein, auch mit Lillard wartet Portland immer noch auf die erste Championship seit 1977. Was die neuen Gesichter der Blazers aber zweifelsfrei geschafft haben: Die Beziehung mit den Fans ist wiederhergestellt. Das sah vor 20 Jahren noch ganz anders aus.