Kandidat Nr. 6: Kawhi Leonard (L.A. Clippers)
Spiele | Punkte | TS% | Rebounds | Assists | Point Differential |
40 | 26,0 | 62,1 | 6,3 | 4,9 | +12,1 |
Die Calling Card: Die Clippers haben den Heimvorteil fest im Visier und ihr bester Spieler legt in Sachen Effizienz das beste Jahr seiner Karriere hin. Leonard ist seit Jahren einer der besten Two-Way-Player der NBA, beim MVP-Voting landete er bereits dreimal in der Top 5, der Award fehlt aber noch.
Narrativ-Malus: Klingt blöd, aber die Clippers haben, vor allem nach dem Kollaps in den 2020er Playoffs, absolut keine Lobby.
Die Achillesferse: Das Load Management ist es in diesem Jahr nicht zwingend, auch wenn Kawhi immerhin schon neun Spiele verpasst hat. Auch das Clutch-Problem in L.A. zählt nicht an erster Stelle. Schon eher: Die größte Stärke der Clippers in dieser Saison ist die sensationelle Dreierquote von 41,9 Prozent. Kawhi trägt dazu bei, aber er sticht individuell nicht so heraus wie viele der anderen Kandidaten.
Kandidat Nr. 7: James Harden (Brooklyn Nets)
Team | Spiele | Punkte | TS% | Rebounds | Assists | Point Differential |
Rockets | 8 | 24,8 | 61,3 | 5,1 | 10,4 | -10,8 |
Nets | 32 | 26,4 | 61,6 | 8,9 | 11,4 | +4,0 |
Die Calling Card: Alles, was Harden seit seinem Wechsel nach Brooklyn macht, schreit nach MVP: Er ist der aktuell beste Playmaker der Liga, er spielt vorbildlichen Teambasketball, er steht immer zur Verfügung, er scort effizient, er hält die Nets auch dann auf Kurs, wenn seine Co-Stars Kevin Durant (nur sieben Spiele mit Harden) und Kyrie Irving mal ausfallen.
Harden hat jetzt 32 Spiele mit den Nets absolviert und nur sieben davon verloren. Wer aufgepasst hat, richtig: Das ist bereits ein Spiel mehr, als Embiid für Philly auf dem Court stand. Wenn man Embiid als Kandidaten aufführt, kommt man an Brooklyn-Harden ergo eigentlich nicht vorbei. Eigentlich.
Narrativ-Malus/Achillesferse: Kann man in einer Saison für ein Team MVP werden, in der man für ein anderes Team LVP (Least Valuable Player) war?
Bauen wir das Ganze mal aus, weil es am Ende entscheidend sein könnte. Harden hat sich mittlerweile mehrfach dafür entschuldigt, wie seine Zeit in Houston zum Ende kam, aber reicht das? De facto steht Houston auch dank ihm vor einem Scherbenhaufen, was durch den Trade von Victor Oladipo nach Miami nicht besser geworden ist, auch wenn Rafael Stone das anders sieht.
Dass Harden sich bei den Nets wie ein Musterprofi verhält, ist nur deshalb möglich, weil er sich bei den Rockets zuvor gegenteilig verhielt und die Saison der Rockets damit von Anfang an torpediert hat. Es haben auch schon andere Stars ihre Ex-Teams in schwierige Situationen gebracht und Trades forciert, selbst wenn das in der Offseason passierte, wurden diese dann aber selten gleich in Jahr eins mit Awards überhäuft (selbst LeBron hatte 10/11 eine Pause).
Für einen erzwungenen Trade während der Saison, der dann zum MVP führte, gibt es keinen Präzedenzfall. In einem normalen Jahr wäre Harden daher für viele Wähler von Anfang an disqualifiziert, vielleicht ist er das auch in diesem alles andere als normalen Jahr. Die Verletzungen der in den Augen vieler Topfavoriten haben das Fenster jedoch zumindest geöffnet.
Sportlich gibt es keinen Zweifel daran, dass Harden für die Nets wie ein MVP agiert. Das Faszinierende und manchmal auch Frustrierende am MVP-Award ist nur, dass sportliche Kriterien bei weitem nicht die einzigen sind. Das macht das Rennen in diesem Jahr besonders spannend und jetzt, wo knapp zwei Drittel der Saison rum sind, zu einer sehr persönlichen Angelegenheit.