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NBA Above the Break: Wie die Los Angeles Lakers im Schongang die Liga dominieren

LeBron James und die Los Angeles Lakers haben ihre Bestform bisher noch nicht zeigen müssen.
© getty
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Die große Schwäche des Greek Freaks

Eines der Teams, die den Lakers den Titel streitig machen wollen, sind die Milwaukee Bucks - das Team, das vor dem direkten Duell beider Teams in der Nacht auf Freitag (1.30 Uhr auf DAZN) das beste Offensiv-Rating der NBA-Geschichte (117,7) sein Eigen nennt. Auch bei den Bucks läuft die Neu-Integration einiger Spieler noch, trotzdem sieht es gerade offensiv teilweise schon prächtig aus.

Hier gibt es dennoch ein Problem, das beispielsweise über die Abstimmung mit Jrue Holiday hinausgeht. Es ist - keine Überraschung - der Wurf von Giannis Antetokounmpo, allerdings nicht primär von der Dreierlinie. Der Grieche trifft hier mittlerweile 30,8 Prozent bei 5 Versuchen pro Spiel, was definitiv nicht gut ist, aber für ihn trotzdem einen Bestwert seit seinem Rookie-Jahr darstellt.

Besorgniserregend ist momentan eine andere Entwicklung, die durch eine rätselhafte 1/10-Stinkbombe gegen die Mavericks noch einmal besonders stark zum Vorschein kam. Giannis wird mittlerweile seit 2016/17 Jahr für Jahr ein schlechterer Freiwurfschütze.

Die Freiwürfe von Giannis Antetokounmpo

SaisonFreiwürfe/SpielQuote
2016/177,777%
2017/188,576%
2018/199,572,9%
2019/201063,3%
2020/219,858,6%

Was ist hier passiert? In den sozialen Medien wird bereits diskutiert, ob die Conference Finals 2019 der Wendepunkt für Antetokounmpo waren, der noch 2017 ein absolut ordentlicher Freiwurfschütze war. Damals kostete sein wackliges Händchen von der Freiwurflinie Milwaukee womöglich den Sieg über Toronto, der den Einzug in die Finals bedeutet hätte.

Die Entwicklung setzte allerdings schon etwas früher ein, wie die Tabelle zeigt. Und es ist langsam an der Zeit, sie zu korrigieren. Giannis wird seit Jahren aufgrund seiner Dominanz am Korb als moderner Shaquille O'Neal bezeichnet, die Freiwurfschwäche hatten Beobachter dabei aber wohl nicht im Sinn.

Shaq wollte am Ende von Spielen nicht gefoult werden, deswegen brauchte der dominanteste Spieler seiner Ära in der Crunchtime jemanden wie Kobe Bryant (oder Penny Hardaway oder Dwyane Wade), um die Spiele nach Hause zu bringen. Giannis hat Khris Middleton - einen exzellenten Spieler (aktuell mit 53-44-93-Quoten!), der jedoch nicht dauerhaft prädestiniert für diese Nr.1-Rolle ist.

Antetokounmpo selbst muss der Schlüssel sein, will Milwaukee den nächsten Schritt machen. Das bezieht sich teilweise auf die Defense (gegen Brooklyn etwa sollte Giannis auch mal Kevin Durant verteidigen dürfen), aber vor allem auch auf seine Offense, insbesondere am Ende von Spielen.

Der Dreier muss nicht der nächste Schritt sein. Es werden ohnehin noch Jahre ins Land ziehen, bis gegnerische Verteidigungen nicht mehr von Giannis absinken - er ist am Korb so stark, dass auch eine Dreierquote von 35 Prozent vorerst die bessere Alternative wäre. Die Freiwürfe sind der Bereich, um den er sich als Nächstes kümmern muss, wenn die Bucks das Level der Lakers erreichen wollen.

Die Zahl der Woche: 44,1 Prozent

Schließen wir mit einem anderen Verfolger der Lakers - dem Stadtrivalen, der seit dem Sieg über San Antonio in Sachen Bilanz mit den Lakers gleichgezogen hat (11-4). Die Clippers sind dabei beim Offensiv-Rating nur knapp hinter Milwaukee ebenfalls auf einem historischen Kurs (117,1) und die Suche nach der Ursache dafür dauert nicht sonderlich lange.

In den vergangenen Jahren legte das beste Shooting-Team der Liga immer etwa 38 oder 39 Prozent von der Dreierlinie auf, einzig die Golden State Warriors in Stephen Currys Supernova-Saison 2015/16 toppten mal die 40 mit genau 41,6 Prozent. Die Clippers stehen derzeit - man ahnt es - bei 44,1 Prozent. Damit stehen sie fast vier Prozent vor den zweitplatzierten Bucks!

Die versimplifizierte Shotchart der Clippers in dieser Saison ist nahezu grotesk.

clippers-shotchart
© nba.com/stats

Stolze sieben Rotationsspieler treffen derzeit mindestens 40 Prozent ihrer Dreier, wobei der eindeutige König in Sachen Volumen Paul George ist - auf seinem persönlichen Rachefeldzug trifft PG-13 unheimliche 50,5 Prozent bei 7,8 Versuchen pro Spiel. Wenige Spieler lassen das Spiel so einfach aussehen, wenn sie heiß sind. Dann ist es auch egal, ob ein Verteidiger vor ihm steht.

pg-dreier
© nba.com/stats

Auch bei George und bei den Clippers stellt sich die Frage nach der Haltbarkeit, bedenkt man, dass sie quotentechnisch so weit vor allen anderen Teams stehen. Bei den offenen Dreiern fällt das ganz besonders auf: L.A. trifft hier 45,9 Prozent, Platz 2 (Charlotte) steht bei 38,4. Die Clippers haben tolle Schützen, aber so toll?

Wie dem auch sei: Tyronn Lue hat für den Moment eine Offense, die zumeist wesentlich flüssiger aussieht als in der Vorsaison. Vor allem die Catch-and-Shoot-Frequenz ist gestiegen, auch am Korb verzeichnen die Clippers prozentual etwas mehr Abschlüsse. Defensiv muss noch einiges optimiert werden (momentan nur Platz 16), aber auch das zweite Team in Los Angeles befindet sich auf einem guten Weg.

Natürlich können die Clippers - und allen voran George - erst in den Playoffs beweisen, dass sich im Vergleich zur Vorsaison wirklich etwas geändert hat.

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