Sie waren mit Jordan befreundet, als dieser zum größten Sportstar der Welt wurde. Hat Sie das auf Ihre zweite Karriere als Spieleragent vorbereitet?
Armstrong: Ich war vor allem fasziniert vom globalen Wachstum des Spiels. Das hat dazu geführt, dass wir uns jetzt 35 Jahre später über Zoom unterhalten, und ich bekam einen sehr frühen Punkt davon mit. Natürlich wusste ich nicht, wo es enden würde, aber ich sah, wie sehr das Interesse weltweit gewachsen ist, da Michael die zentrale Figur dieser Popularität war. Dazu habe ich gegen deutsche Importe wie Detlef Schrempf oder Dirk Nowitzki, aber auch Spieler aus etlichen anderen Nationen gespielt. Das hat mich begeistert, sowohl am Spiel selbst als auch am Geschäft.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Eindruck von Dirk erinnern?
Armstrong: Vor allem der Wurf stach ins Auge. Da er fundamental so gut ausgebildet war, erinnerte er mich an eine jüngere, größere Version von Larry Bird. Und ich erinnere mich noch an Schrempf, bei dem mir die Fundamentals ebenfalls aufgefallen sind. Er war groß, aber auch er konnte gut werfen, dribbeln, passen, das ganze Paket. Zurück zu Dirk: Es war offensichtlich, dass er großes Talent hatte, auch wenn man nicht vom ersten Moment an wissen konnte, dass er einer der besten Spieler in der Geschichte des Spiels werden würde.
Nowitzki hat oft betont, dass er zu Beginn seine Probleme vor allem mit der Physis hatte und dass seine US-amerikanischen Gegenspieler ihn und andere Europäer oft für "soft" hielten.
Armstrong: Ich habe schon früh ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich habe gegen Arvydas Sabonis gespielt, mit und gegen Toni Kukoc, das waren großartige Spieler, genau wie Vlade Divac, Sarunas Marciulionis oder der leider verstorbene Drazen Petrovic. Sie haben einen Stil mitgebracht, der sich sehr vom hiesigen unterschieden hat. Soft war das nicht ... es gab hier keine Spieler, die so groß und so variabel waren. Das Skillpaket von Kukoc bei seiner Größe war unerhört, genau wie das von Sabonis vor seinen Verletzungen. Heutzutage spielen viele große Jungs so, aber damals haben die Europäer das traditionelle Bild der Bigs verändert. Sie waren ihrer Zeit einfach voraus. Bei Kukoc, Divac und Sabonis sah man das schon ansatzweise und Dirk hat es auf eine neue Stufe gebracht. Die Liga war bereit, mitzuwachsen.
Zurück zu Ihrem Agentendasein: Die Free Agency liegt gerade hinter uns. Wie gehen Sie mit Spielern um, deren Erwartungen in Form von bestimmen Angeboten im Lauf dieser Zeit nicht erfüllt werden?
Armstrong: Ich habe immer versucht, von Anfang an ehrlich zu den Spielern zu sein. Es geht darum, die Situation richtig zu analysieren. Erwartungen und Ziele sind gut, aber sie müssen realistisch sein. Deswegen muss ein Agent auch in der Lage sein, zwischen losen Gerüchten und echten Parametern zu differenzieren und so etwas klar an einen Spieler zu kommunizieren, damit dieser keine falschen Vorstellungen entwickelt.
Wie helfen Ihnen dabei Ihre eigenen Erfahrungen als Spieler?
Armstrong: Die NBA ist heute eine andere Liga. Trotzdem kann ich nachvollziehen, was die Spieler im Alltag erleben, was ihre Bedürfnisse sind. Ich kann sie darin unterstützen, sich für die Zeit nach der Karriere vorzubereiten. Allerdings hat mir noch nie ein General Manager deswegen einen Vorteil bei Verhandlungen gegeben. (lacht) Ich denke, das ist auch kein genereller Vorteil, sonst würden mehr frühere Spieler diesen Job machen. Mir macht es trotzdem großen Spaß, vor allem zu sehen, wie die jungen Spieler sich im Lauf ihrer Karriere entwickeln und zu echten Vorbildern werden.
Was sind im Alltag die größten Unterschiede von Ihrer Zeit zur heutigen?
Armstrong: Das ganze Drumherum hat sich verbessert und professionalisiert. Es wird anders trainiert, anders geschlafen, anders gegessen, die Sneaker sind besser. Allgemein ist die Vorbereitung effizienter und so haben sich auch die physischen Bedingungen sehr verändert. In den Playoffs läuft immer noch alles nach dem gleichen Prinzip ab, aber der Weg dorthin ist ein anderer. Das sieht man auch an den Bewegungen der Spieler. Das Spiel ist athletischer und geschmeidiger geworden.
Eine neue Herausforderung ist dafür Social Media. Sind Sie froh darüber, dass es in Ihrer Ära noch kein Twitter etc. gab?
Armstrong: (lacht) Jede Generation hat da ihr Päckchen zu tragen, glaube ich. Es war schon immer wichtig, sich im entscheidenden Moment fokussieren zu können, lange vor Social Media. Der Athlet, der die Disziplin besitzt, so etwas abzuschalten, hat einen großen Vorteil. Deswegen sehe ich es auch heute nicht als großes Problem an. Aber gebraucht hätte ich es nicht.
Denken Sie, dass Jordans fast beispiellose Popularität in einer Social Medial-Ära gewachsen, gefallen oder gleichgeblieben wäre?
Armstrong: Das kann ich nicht sagen. Für mich ist die Leistung ausschlaggebend für die Popularität. Das ist auch klar: Jordan hat das Spiel nicht für Popularität gespielt. Leistungen waren immer wichtiger für ihn und für die anderen Spieler meiner Ära. Vielleicht ist das mittlerweile aber auch nicht mehr so üblich. Uns kam es nicht in den Sinn, zu spielen, um beliebt zu sein.