Die Legenden der 80er und 90er: Ein Schritt zurück
Auch die 80er sind schnell abgehandelt. Die prägenden Figuren dieser Zeit waren Magic Johnson und Larry Bird sowie (mit einem gewissen Abstand) Isiah Thomas, keiner aus diesem Trio war jedoch zum Zeitpunkt seines 36. Geburtstags noch als prägende Figur aktiv. Magic gab zwar als 36-Jähriger ein Comeback über 32 Spiele, zuvor hatte ihm die HIV-Infektion aber vier volle Jahre genommen.
Das war besonders bitter, da er sich bei seinem erzwungenen Karriereende noch mit Michael Jordan um den BPA-Titel duellierte. Bei Bird und Thomas waren es Verletzungen: Birds letzte überragende Saison war seine Age-33-Season, endgültig hörte er aufgrund etlicher Rücken- und Hüftprobleme mit 35 auf. Thomas riss sich bereits mit 32 die Achillessehne und kehrte nicht mehr davon zurück.
Im Anschluss stellte sich jedoch Besserung ein, nicht zuletzt wegen Jordan, der rigoroses Krafttraining populär machte, und wegen etlicher weiterer technischer und medizinischer Weiterentwicklungen, die den Umgang mit gewissen Verletzungen deutlich vereinfachten. Jordan selbst brachte sich zwar aus der Verlosung (seine Age-36-Season verbrachte er im zweiten von drei Ruheständen), aber aus seiner Generation finden sich etliche Spieler, die noch in die hohen 30er hinein effektiv blieben.
Besonders erwähnenswert ist hier natürlich Karl Malone: Der Mailman, der körperlich wohl von allen bisherigen NBA-Spielern am ehesten mit LeBron vergleichbar war, wurde mit 35 sogar noch MVP (der bisher älteste der Geschichte) und spielte danach ein statistisch noch deutlich stärkeres Jahr. Malone war nie Champion und wandelte nicht in den Sphären von Jordan oder auch James, langlebig waren er und auch sein kongenialer Partner John Stockton aber allemal.
Die Legenden der 00er Jahre: Langlebigkeit ist Trumpf
Die frühen 00er Jahre waren das goldene Zeitalter der Power Forwards und tatsächlich legten die drei besten von ihnen allesamt unheimlich lange Karrieren hin. Tim Duncan spielte 19 Jahre lang für die Spurs und führte selbige im zarten Alter von 38 Jahren noch zum insgesamt fünften Titel, Dirk Nowitzki und Kevin Garnett spielten sogar jeweils 21 Jahre.
Alle drei waren in ihrer Age-36-Season zwar nicht mehr in der Konversation um den besten Spieler der Liga, aber jeweils noch All-Stars; Nowitzki (als Lifetime Achievement Award) und Duncan (sportliche Gründe) schafften es beide auch noch in späteren Jahren. Dies sind ihre Zahlen im Alter von 36 (die von Malone gibt es obendrauf):
Die Age-36-Saisons von Dirk & Co.
Spieler | Punkte | FG% | Rebounds | Assists |
Karl Malone | 25,5 | 50,9 | 9,5 | 3,7 |
Tim Duncan | 17,8 | 50,2 | 9,9 | 2,7 |
Dirk Nowitzki | 17,3 | 45,9 | 5,9 | 1,9 |
Kevin Garnett | 14,8 | 49,6 | 7,8 | 2,3 |
Die letzte All-Star-Nominierung seiner Karriere erhielt auch Shaquille O'Neal im Alter von 36 Jahren, als er für Phoenix seine letzte einigermaßen fitte Saison absolvierte (17,8 Punkte, 8,4 Rebounds in 75 Spielen); sein einstiger Partner Kobe Bryant wiederum war auf der LeBron'schen Trajektorie, bevor er sich im Alter von 34 die Achillessehne riss. Danach folgten zwar noch drei Saisons mitsamt All-Star-Nominierungen, aber abgesehen vom letzten NBA-Spiel keine wirklich relevanten Momente mehr.
An drei weiteren Namen kommt man schwerlich vorbei, wenn es ums gute Altern geht: Steve Nash führte die NBA mit 37 noch bei den Assists an und hielt seine Suns nahezu im Alleingang relevant, 2010 fehlten zwei Siege für seine erste Finals-Teilnahme (mit damals 36). Jason Kidd wurde mit 38 erstmals Meister, in einer völlig anderen Rolle als bei seinen ersten Finals-Teilnahmen zehn Jahre zuvor.
Wie sieht LeBron James' nächste Inkarnation aus?
Gerade Letzteres ist ein häufig auftretendes Phänomen bei den langlebigsten NBA-Spielern. Fast alle fanden nach dem Ende ihrer athletischen Blütejahre andere Wege, um effizient zu bleiben, wobei sie dabei ein Stück weit zurücksteckten und zumeist anderen, jüngeren Stars an ihrer Seite Platz machten.
LeBron hat dies mit Anthony Davis bereits ein bisschen getan, er spielt jetzt anders als etwa zu Miami-Zeiten. Dass er aber nach wie vor der primäre Entscheidungsfinder und Initiator bei den Lakers ist, bestreitet auch niemand; den Schritt zur Seite, den so viele vor ihm gemacht haben, hat LeBron eigentlich noch vor sich. Damit ist er zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere - und seiner bereits absolvierten Minuten in Regular Season und Playoffs - schon jetzt ein Unikat.
Kareem ist bisher der Goldstandard, nicht aus Zufall hält er nach wie vor den Punktrekord der NBA mit insgesamt 38.387 Zählern sowie den Minutenrekord in der Regular Season (57.446). Beide Marken sind für LeBron allerdings durchaus in Reichweite, vor allem, wenn er auf einem vergleichbaren Kurs bleibt.
Kareems individuell produktivste Zeit war mit etwa 33-34 Jahren vorbei, auch wenn er mit 38 noch einmal Finals-MVP wurde. Der beste Spieler der Lakers war zu diesem Zeitpunkt Magic, und das auch nicht erst seit gestern. Diese Diskussion wird bei den Lakers zwischen LeBron und Davis womöglich auch bald geführt, bisher ist dieser Punkt nüchtern betrachtet aber noch nicht erreicht.
LeBron hat dabei körperlich sowie vom Skillset her alle Möglichkeiten, um sich, wenn die Athletik dann doch noch irgendwann verabschiedet, noch mehrere Male neu zu erfinden; als Lowpost-Initiator etwa, oder als etwas modernere Version von Malone. Oder mehr wie Kidd zu späteren Jahren? Sein Wurf ist mittlerweile stabil genug, dass ihm auch dieser Schritt zuzutrauen wäre.
Noch ist es aber nicht so weit. Nach wie vor steckt LeBron jedes Jahr Millionen von Dollars in seinen Körper und schläft in Kühlkammern, um der Konkurrenz - und vor allem Gevatter Zeit - weitere Schnippchen zu schlagen. Seine athletische Prime mag vorbei sein, die sportliche dauert nach wie vor an.
Deswegen weist Stand jetzt fast alles darauf hin, dass er am Ende seiner Karriere auch die Punkt- und Minuten-Rekorde von Kareem knacken wird. Manche Weine altern eben doch noch besser als andere.
Die Statistiken von LeBron James
Spiele | Punkte | FG% | Rebounds | Assists | PER | |
Karriere | 1269 | 27,1 | 47,1 | 7,4 | 7,4 | 27,5 |
Saison 19/20 | 67 | 25,3 | 49,3 | 7,8 | 10,2 | 25,5 |