Ricky Davis: Zur falschen Zeit am falschen Ort
Kurz vor dem Start der Saison 2001/02 fand sich doch noch ein Abnehmer für Davis: die Cleveland Cavaliers. Dort etablierte er sich gerade rechtzeitig als fähiger Scorer, legte mehr als 20 Zähler im Schnitt auf und ging auf Jagd nach Triple-Doubles. Langfristig konnte er sich aber nicht beim Team festspielen. Ein Umstand, der ihn seine gesamte Karriere über begleiten sollte.
"Ich wurde gedraftet, als ich 17 Jahre alt war", sagte Davis Jahre später über seine Anfangszeit in der NBA gegenüber Bleacher Report. "Ich habe nie wirklich gelernt, was der gute und der schlechte Weg ist." Er sei halt ein typischer Gunner gewesen.
In der Saison 2003/04 durfte Davis immerhin den Start der Karriere von LeBron James als Teamkollege miterleben, neben seinen Fähigkeiten auf dem Court hinterließ Davis beim späteren King auch abseits des Parketts Eindruck.
Im Buch LeBron James vs. the NBA beschreibt Autor Brandan Bowers eine Szene nach einem gemeinsamen Werbedreh der beiden wie folgt: Nach dem Dreh ging Davis zu einem Obdachlosen, der die Szenerie beobachtet hatte, nahm seine Sneaker und setzte sein Autogramm drauf. Dann griff er in seine Tasche, holte einen Batzen Geld heraus, steckte es in den Schuh und gab ihn dem Obdachlosen. Gut 5.000 Dollar sollen in dem Schuh gewesen sein.
Auch heute noch unterstützt Davis wohltätige Zwecke, unter anderem hat er die "Feed your City Challenge" ins Leben gerufen, die Menschen in Großstädten mit Lebensmitteln versorgt.
Die gemeinsame Zeit mit LeBron endete für Davis jedoch schon nach 22 Spielen. Bevor James die Cavs zu einem relevanten Playoff-Team machte, musste der Scorer seine Koffer packen. Zunächst wurde er zu den Celtics getradet, doch auch in Boston verpasste er den großen Teamerfolg mit der Ankunft von Kevin Garnett und Ray Allen nur knapp.
Typische Ricky-Davis-Momente waren aber auch bei den Kelten an der Tagesordnung: In einem gewohnt intensiven Spiel gegen die Los Angeles Lakers verhaute er einen Between-the-legs-Dunk, der von der Schwierigkeit her besser in den Dunk-Contest gepasst hätte, holte sich seinen eigenen Rebound und erzielte die Punkte mit dem etwas einfacheren Windmill-Dunk. Mit einem Steal, einem Rebound und zwei Punkten innerhalb weniger Sekunden war Davis sicher zufrieden.
Nach zweieinhalb Spielzeiten in Boston ging es für Davis im Frühjahr 2006 ebenfalls per Trade weiter zu den Minnesota Timberwolves, dort war er Teil der letzten erfolglosen Garnett-Jahre. Nach einer Zwischenstation bei den Heat ließ der 1,98-Meter-Guard seine Karriere in der Association schließlich bei den Clippers ausklingen.
Ricky Davis: Karrierestatistiken in der NBA
Spiele | Starts | Min | FG% | 3P% | FT% | REB | AST | STL | TO | PKT |
736 | 344 | 29,8 | 44,6 | 36,1 | 78,1 | 3,5 | 3,3 | 1,0 | 2,2 | 13,5 |
Ricky Davis: Weltenbummler und fast selbstgemachter All-Star
Mit Basketball abgeschlossen hatte Davis damit aber noch lange nicht. Nach seinen erfolglosen Jahren in L.A. suchte er sein Glück in anderen Teilen der Welt, darunter Türkei, China, Frankreich und Puerto Rico. Bis ins ungewöhnlich hohe Alter von 35 Jahren stand Davis zudem in der Entwicklungsliga G-League auf dem Parkett.
Was natürlich ebenfalls nicht fehlen durfte: die Big 3! Dort lieferte er im vergangenen Jahr gemeinsam mit einigen anderen ehemaligen NBA-Stars für die Zuschauer eine Show ab. Die durfte er im Übrigen trotz seiner Qualitäten als Scorer und seinem Hang zu Highlight-Plays nie in einem All-Star Game zeigen. Das lag jedoch nicht daran, dass er auf- und abseits des Feldes nicht alles dafür getan hätte.
So entschied sich "Ricky Buckets" zu seiner Zeit bei den Celtics, seine Nominierung selbst in die Hand zu nehmen, wie Tony Allen 2019 in der Chris Vernon Show unter großem Gelächter erzählte.
Allen war damals zu einem Treffen einiger Celtics-Spieler in Davis' Haus eingeladen. Nach kurzem Bestaunen der großen, prunkvollen Eingangshalle fragte Allen, warum Davis so viele Umzugskartons herumstehen hätte.
Ricky Davis bei den Celtics: All-Star-Wahl der anderen Art
"Da sind ganz viele Zettel für das All-Star-Voting drin, nimm dir ein paar und schreib meinen Namen drauf", soll Davis gesagt haben, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Allen entdeckte kurz darauf auch die Familie des Scorers im Wohnzimmer, die schon stapelweise Zettel ausgefüllt hatte, um Davis endlich seine All-Star-Nominierung zu beschaffen.
Eine Teilnahme am All-Star Game kam zwar nie zustande, jedoch eignet sich die Aktion zumindest als eine von vielen großartigen Geschichten, für die Davis in seiner langen, nicht immer erfolgreichen Karriere als Basketball-Profi gesorgt hat. Immerhin bleibt der heute 41-Jährige so für immer im Gedächtnis der NBA-Fans hängen.
"Ich bin froh, wegen eines Triple-Doubles in Erinnerung zu bleiben. Das ist okay. Ein Triple-Double ist gut", sagte Davis Jahre später nach seiner legendären Aktion gegenüber Bleacher Report. Offenbar wollte er nicht wahrhaben, dass es eben doch nicht ganz zum Triple-Double gereicht hat.