Toronto Raptors: O.G. Anunoby
Der Forward hat bisher eine ziemlich schräge NBA-Karriere hinter sich. Als Rookie startete er nahezu in jedem Spiel und galt als Franchise-Hoffnungsträger, im zweiten Jahr wurde er intern von Pascal Siakam überholt und kam primär von der Bank, bevor er in den Playoffs aufgrund einer Not-Operation am Blinddarm dann gar nicht mitwirken durfte. Einen Ring bekam Anunoby trotzdem, einen riesigen Beitrag zum Titel konnte er jedoch nicht leisten.
Vielleicht aber ja zur Titelverteidigung beziehungsweise zum Versuch ebendieser. Anunobys drittes Jahr war stark - 10,7 Punkte bei 38,1 Prozent Dreierquote mögen nicht schreien, der 23-Jährige hat sich dazu aber auch zum besten Verteidiger des Teams auf dem Flügel entwickelt. Eigentlich sogar zu einem der besten der Liga.
Während Siakam mittlerweile immer mehr Last in der Offensive schultern muss, ist der lange und unheimlich kräftige Anunoby Torontos designierter Stopper für Kaliber wie Kawhi Leonard oder - in der Eastern Conference zuerst wichtig - Jayson Tatum und Giannis Antetokounmpo. Die Raptors sind kein überragendes Offensiv-Team, defensiv können sie aber jeden in den Wahnsinn treiben.
Anunoby ist neben den unglaublich intelligenten Teamverteidigern wie Kyle Lowry oder Marc Gasol wohl der Schlüsselspieler dafür. Gerade in Isolation: Bei solchen Plays hat Anunoby in dieser Saison bloß 0,61 Punkte zugelassen, womit er im 94. Liga-Perzentil rangiert. Außerdem ist er der einzige Raptors-Leistungsträger, der in dieser Saison nicht mindestens einen Monat aussetzen musste.
Anunoby ist offensiv noch immer eher roh, auch wenn er mittlerweile häufiger zieht und sein Wurf deutlich besser funktioniert als zu Beginn seiner Karriere. Mit seiner defensiven Klasse winkt ihm aber so oder so eine lange Laufbahn in der Liga.
Utah Jazz: Mike Conley
Rudy Gobert und Donovan Mitchell müssen ihr Verhältnis "reparieren", mit Bojan Bogdanovic fehlt der zweitbeste Scorer der Spielzeit komplett, die Ausgangslage für die Jazz könnte vor dem Restart also besser sein. Immerhin macht Conley Hoffnung, der vor der Saison als fehlendes Puzzlestück für den Contender-Status tituliert wurde, dann jedoch recht große Anpassungsschwierigkeiten hatte.
Unter anderem musste Conley die Situation meistern, in Gobert einen vollkommen anderen Pick'n'Roll-Partner zu haben als vorher Marc Gasol, sich an andere Spieler wie Mitchell und Joe Ingles gewöhnen, die den Ball gerne in der Hand halten, und das komplexe System der Jazz lernen. Das bedurfte Zeit, auch wenn es nach der All-Star-Pause tendenziell besser wurde.
Das soll nun anders sein. "Es fühlt sich an, als hätte ich schon eine ganze Saison gespielt", sagte der 32-Jährige. "Ich hatte die Chance, Chemie mit meinen Coaches und meinen Mitspielern aufzubauen. Ich habe jetzt keine Fragen mehr zu den Plays oder zu meiner Rolle. Ich habe ein klares Bild davon, was ich erwarten muss."
Gerade letzteres dürfte enorm wichtig für Conley sein, da er sich im Saisonverlauf zu selten auf seinen (eigentlich sehr guten) Instinkt verließ und zu sehr versuchte, den anderen nicht im Weg zu stehen.
Utah muss einen signifikanten Teil seines Scorings ersetzen, da Bogdanovic ausfällt - Conley ist prädestiniert dazu, hier Anteile zu übernehmen. Die Lösung können nicht 30 Würfe pro Spiel für den ohnehin teilweise schon überlasteten Mitchell sein.
Die Stats von Mike Conley bei den Jazz
Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3FG% | Rebounds | Assists |
41 | 28,6 | 13,8 | 40,5 | 37,6 | 3,2 | 4,3 |
Washington Wizards: Rui Hachimura
Washington ist ohne seine beiden besten Scorer Bradley Beal und Davis Bertans nach Disney World gereist und hat nüchtern betrachtet keine Playoff-Chance mehr. Das muss aber natürlich nicht bedeuten, dass es um nichts geht. In erster Linie muss eine der besseren Offensiven der Liga um die 34 Würfe pro Spiel neu verteilen, sowie noch weitere Shooting Possessions, wenn man bedenkt, wie oft Beal pro Spiel auch noch an die Freiwurflinie geht.
Wer kommt da ins Spiel? Hachimura. Der Rookie nahm nach Beal ohnehin die meisten Würfe in der US-Hauptstadt, nun dürfte sein Anteil noch etwas größer werden. Dabei hatte er nach der All-Star Break sowie einer längeren Verletzungspause ein wenig mit der Rookie Wall zu kämpfen, die Pause kam in dieser Hinsicht also zu keinem schlechten Zeitpunkt.
Hachimura ist als Spielertyp dabei ungewöhnlich, seine Vorliebe für die Mitteldistanz kann man sogar als altmodisch bezeichnen, seine Athletik und Schnelligkeit bei der Größe sind hingegen äußerst modern. Er ist noch immer roh, trotzdem konnte er sich als Rookie schon mehrfach als Plus-Spieler in der Offensive präsentieren.
Sein wichtigster Schwachpunkt ist bisher der Distanzwurf, den Hachimura im Lauf der Saison nur zu 27,4 Prozent traf, allerdings auch sehr selten nahm (insgesamt 74). Dies hat der Japaner allerdings auch selbst erkannt. Laut Eigenaussage trainierte er während der Quarantäne vor allem zwei Dinge: Den Dreier und das Ballhandling.