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NBA: 22 Teams, 22 Fragen vor dem Restart - Ein experimenteller Topfavorit und der neue Mavs-Center

Kristaps Porzingis hat sich bei den Dallas Mavericks zur Lösung auf der Center-Position entwickelt.
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Denver Nuggets (43-22, Platz 3 im Westen)

Welche Rolle darf Michael Porter Jr. spielen?

Eigentlich ist Porter genau das, was die Nuggets brauchen: Ein großer, vielseitiger Flügel, der sich in jeder erdenklichen Situation einen Wurf erarbeiten kann und damit die perfekte Ergänzung zum uneigennützigen Nikola Jokic und zu den kleinen Guards wie Jamal Murray sein könnte. Es gibt da nur das Problem, dass sein Head Coach Michael Malone ihn noch nicht wirklich von der Leine lässt.

Porter sollte aufgrund seiner Rückenprobleme, die ihn sein komplettes Rookie-Jahr kosteten, langsam herangeführt werden, aber nicht unbedingt so langsam. Der Forward kam im Schnitt nur auf 14 Minuten, in denen er durchaus Ansätze zeigte, obwohl ihn das Tempo des NBA-Basketballs vor allem defensiv noch oft überforderte. Dank letzterem wurden ihm oft andere Optionen vorgezogen.

Das Front Office der Nuggets wiederum wollte Porter durchaus öfter sehen. Wohl auch deshalb gab man kurz vor der Trade Deadline mit Malik Beasley und Juancho Hernangomez zwei Flügelspieler ab, der erhoffte Effekt stellte sich aber nicht ein - im Gegenteil. Hatte Porter noch im Januar regelmäßig über 20 Minuten auf dem Court gestanden, waren es nach dem Trade prompt wieder nur 14 im Schnitt, nachdem er sich zuvor am Knöchel verletzt hatte.

Was bedeutet das nun für die Playoffs? "Es gibt eine gute Chance, dass er in den Playoffs eingesetzt wird", sagte Malone kürzlich zur Denver Post. "Und dann freue ich mich darauf, zu sehen, wie er darauf reagiert, weil es ja sein erstes Mal ist." Nicht nur Nuggets-Fans würden sich wünschen, dass der Coach das größte Talent seines Teams mit etwas mehr Überzeugung ins kalte Wasser wirft.

Platz 23: Michael Porter Jr. (Denver Nuggets) – Forward – 21 Jahre alt – Stats 19/20: 7,5 Punkte, 4,1 Rebounds, 0,7 Assists
© getty
Platz 23: Michael Porter Jr. (Denver Nuggets) – Forward – 21 Jahre alt – Stats 19/20: 7,5 Punkte, 4,1 Rebounds, 0,7 Assists

Houston Rockets (40-24, Platz 6 im Westen)

Hat sich Micro-Ball schon überholt?

Kein Team veränderte im Lauf der Saison so radikal seinen Ansatz wie die Houston Rockets, die alle Center (zuletzt dann auch Isaiah Hartenstein) für obsolet erklärten und mit einem reinen Flügel-Lineup "Micro-Ball" propagierten. Zu Beginn funktionierte dieser Ball und vor allem Russell Westbrook blühte durch die Umstellung auf, vor der Unterbrechung verlor Houston dann aber vier der letzten fünf Spiele.

Haben die gegnerischen Teams etwa nur so kurze Zeit gebraucht, um das Lineup zu entschlüsseln? Ist es eine Frage des Einsatzes, da Houston nun eben noch stärker im Team verteidigen (und rebounden!) muss? Oder waren Spieler wie James Harden (offensiv) oder P.J. Tucker (defensiv) einfach ein Stück weit platt, weil sie schon das ganze Jahr über eine absurde Last tragen mussten?

Houston wird auf Letzteres hoffen. Denn durch die lange Pause könnte gerade Harden, der seit Jahren in den Playoffs an seine Grenzen stößt, endlich mal topfit in die Postseason gehen, dazu könnten die neu geholten Spieler wie DeMarre Carroll oder Robert Covington ihre Rollen noch besser verinnerlichen.

Mit ihrem Dreier-lastigen Spiel sind die Rockets eigentlich prädestiniert dafür, eine kuriose Situation wie die nun anstehende in Disney World auszunutzen: Der Zufall spielt in ihrem System eine größere Rolle als bei anderen Teams. Allerdings müssen sie noch beweisen, dass die Spiele vor der Unterbrechung nur Ausrutscher waren.

Indiana Pacers (39-26, Platz 5 im Osten)

Wie wird der Ausfall von Victor Oladipo kompensiert?

Bisher haben (abgesehen von Brooklyn) überwiegend Rollenspieler ihre Teilnahmen am Restart abgesagt. Oladipo wiederum ist der Star in Indiana, nun wird er den Pacers wie schon im Vorjahr in den Playoffs nicht zur Verfügung stehen. Verständlicherweise hat der 28-Jährige Sorge, sich nach seiner schweren Quadrizeps-Verletzung erneut zu verletzen.

Die Pacers kennen sich mit dieser Situation immerhin aus; Oladipo stand in dieser Saison ohnehin erst 13-mal auf dem Court, erst kurz vor der Unterbrechung erinnerte er ein Stück weit an den Spieler früherer Tage. Trotzdem fand Indiana vor allem dank Domantas Sabonis Wege, effektiv zu sein, und schnupperte im Osten sogar am Heimvorteil.

Dennoch trifft die Oladipo-Absage die Pacers hart. Auch Jeremy Lamb fehlt und schon vergangenes Jahr zeigte ihnen ein nicht gerade überwältigendes Celtics-Team in der ersten Playoffrunde klar die Grenzen auf. Oladipo bringt als einziger im Kader die Qualitäten mit, ein Spiel in den Playoffs zu dominieren, sich Würfe zu erarbeiten, wenn der "normale" Stiefel nicht mehr funktioniert.

Oladipo priorisiert die nächste Saison, was angesichts seiner Situation vollkommen verständlich ist. Zuzüglich zu den Verletzungssorgen geht der Swingman in sein letztes Vertragsjahr, nachdem man sich vor der Saison nicht auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung einigen konnte.

L.A. Clippers (44-20, Platz 2 im Westen)

Wie wichtig ist Kontinuität?

Wohl kein Team in der NBA verfügt im Kader von Position 1 bis 15 über so viel Qualität wie die Clippers. Allerdings gibt es wohl auch kein Team, dessen "beste Fünf" bisher so wenig zusammengespielt hat. Durch das Load Management von Kawhi Leonard, die Verletzungspausen von Paul George und weitere Verletzungen konnten sich die Clippers bisher verhältnismäßig schlecht aneinander gewöhnen.

Hinzu kam, dass erst kurz vor der Unterbrechung mit Marcus Morris und Reggie Jackson noch zwei weitere Spieler geholt wurden, die in den Playoffs durchaus eine Rolle spielen sollen (Joakim Noah ist in der Hinsicht wohl zu vernachlässigen) - möglicherweise hätten die Clippers stärker als andere Teams von einer "normalen" Saison profitiert, einfach aufgrund der gemeinsamen Spielpraxis.

Andererseits: Vielleicht brauchen sie diese auch gar nicht so dringend. Vor der Unterbrechung gewannen die Clippers sieben der letzten acht Spiele, wobei die einzige Niederlage gegen die Lakers dennoch schmerzte. Über die Saison gewann L.A. 24 von 32 Spielen, wenn sowohl Kawhi als auch George zur Verfügung standen. Eine höhere Siegquote haben lediglich die Bucks und Lakers.

Die Clippers sind damit in Disney World als einer der Topfavoriten ein Experiment - gerade im Vergleich zu den Bucks, bei denen Kontinuität und Teamchemie besonders groß geschrieben werden.

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