Eigentlich war alles angerichtet für Shaq und Kobe. Nach einer überragenden Regular Season mit 67 Siegen, elf mehr als das beste Team im Osten Indiana und acht mehr als die zweitplatzierten Portland Trail Blazers im Westen, gingen die Lakers als turmhoher Titel-Favorit in die Playoffs.
Nach einer jahrelangen Durststrecke mit vielen Enttäuschungen, unter anderem setzte es Sweeps in den Playoffs gegen Utah und San Antonio, sollten nach neun Jahren wieder die Finals her und nach zwölf langen Jahren wieder die Larry O'Brien Trophy nach Tinseltown geholt werden.
Shaq und Kobe in den West-Finals 2000 kurz vor dem Kollaps
Am 4. Juni 2000 wackelte dieses Unterfangen aber gewaltig. Nach einer 3-1-Serienführung gegen die Portland Trail Blazers gaben die ShaKobe-Lakers die nächsten beiden Spiele ab und auch im Entscheidungsspiel in der neuen Lakers-Heimat Staples Center betrug der Rückstand tief im dritten Viertel plötzlich 16 Punkte.
Es rumorte in der Halle, in der sich die Stars und Sternchen Hollywoods die Klinke gaben. Was die komplette Saison klappte, schien nun zu implodieren. Portland war dabei mitnichten ein leichter Gegner, im Gegenteil. Die Blazers stellten das tiefste und dank Microsoft-Mitgründer Paul Allen auch teuerste Team der Liga (73 Millionen Dollar).
Mit Arvydas Sabonis, Brian Grant und dem jungen Jermaine O'Neal standen gleich drei Center im Kader, die gegen MVP Shaq hart verteidigen und im Zweifel auch zusammengerechnet 18 Fouls geben konnten. Ein Luxus, den sich damals kein anderes Team leisten konnte.
Keiner war tiefer als die Portland Trail Blazers
Darüber hinaus zog Scottie Pippen die Fäden und mit Rasheed Wallace, Steve Smith, Bonzi Wells sowie Zaubermaus Damon Stoudamire standen weitere potente Scorer im Kader. Der alternde Detlef Schrempf sah so nicht einmal mehr 20 Minuten pro Spiel.
Trotz aller Tiefe trauten die meisten Portland aber nicht die Überraschung zu. Nach einem starken 45-11-Start gingen zum Ende der Saison zwölf der letzten 26 Spiele in die Binsen. Immer wieder gab es Gerüchte, dass die Spieler nicht auf Coach Mike Dunleavy hören, zudem sorgte Wallace mit seinen zahlreichen technischen Fouls immer wieder für Aufsehen. Es waren die Anfänge des wenig schmeichelhaften Labels Jail Blazers, welches sich in den kommenden Jahren in den Köpfen der NBA-Fans festsetzen sollte.
Nun führten die Blazers aber kurz vor Ende des dritten Viertels mit 16 Punkten, Shaq stand gerade einmal bei mickrigen 9 Zählern und nur zwei Field Goals. Vieles sprach dafür, dass Coach Phil Jackson in seiner ersten Lakers-Saison nach sechs Titeln mit Jordans Bulls tatsächlich scheitern würde.
Lakers 2000: Zweifel an Star-Coach Phil Jackson
Schon im Laufe der Saison gab es einige Stimmen, die den Triangle-Papst in Frage stellten. "Ich hätte gern mal gesehen, ob sein Zen-Zeug auch in Dallas oder Vancouver funktioniert hätte", hatte auch Spurs-Guard Terry Porter einen Monat zuvor angemerkt. Auch Dunleavy versuchte vor der Serie den Mythos Jackson ein wenig zu entkräften. "Jedes Team hat Elemente der Triangle Offense, das ist keine Hirnforschung."
Die Kritik an Jackson war vor allem nach Spiel 2 gegen die Blazers lauter geworden. Im Staples Center hatte Portland 20 Punkte in Folge erzielt, doch Jackson nahm während dieses Laufs keine einzige Auszeit. Die Lakers gaben so zunächst den Heimvorteil ab - um dann aber die nächsten beiden Spiele in Portland zu gewinnen.
Doch das Momentum wechselte erneut, Shaq wurde in Spiel 6 bei mageren 17 Punkten gehalten, der behäbige, aber ebenso kräftige Sabonis beackerte den Diesel wie kein anderer in dieser Saison.
Probleme hatte auch Kobe Bryant, der in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch geschafft hatte. In der regulären Saison legte die Black Mamba über 21 Punkte im Schnitt auf und in der ersten Runde gegen Sacramento steigerte er gleich zweimal seinen Playoff-Bestwert (32 beziehungsweise 35 Punkte).
Kobe Bryant leitet die Wende für die Lakers ein
"Er macht nicht mehr die Dinge, die ihn und uns in Probleme bringen. Er spielt nicht mehr sein eigenes Spiel", lobte Lakers-Forward Rick Fox die Entwicklung des jungen Kobe. Doch die Blazers hielten den 21-Jährigen in vier der ersten sechs Spielen unter 20 Zählern und auch der Start in das Entscheidungsspiel war mehr als wacklig.
Im ersten Viertel startete Kobe mit zwei Airballs, einmal dribbelte er sich den Ball selbst auf den Fuß, einen Freiwurf setzte er auf den Ring. Und doch zeigte eben jenes Spiel eine Entwicklung beim jungen Bryant. In den Jahren zuvor erzwang er trotz solcher Phasen zu viel und schadete seinem Team, im Jahr 2000 leitete er zusammen mit Shaq die Wende und eines der größten Comebacks der Playoff-Geschichte ein.
Nachdem Pippen kurz vor dem Ende des dritten Viertels auf 71:55 für die Blazers gestellt hatte, zog Kobe mit ablaufender Uhr den zweiten Gegenspieler, der offene Brian Shaw versenkte von Downtown mit Brett und sollte die Aufholjagd einläuten.
Einerseits tat Bryant dies offensiv, aber auch am hinteren Ende, als er Wells als Help Defender übel abräumte. So blieben die Blazers nach einem Jumper von Smith nach 13 Sekunden im vierten Viertel fast neun weitere Minuten ohne Field Goal, in dieser Zeit wurden 14 Würfe in Folge vergeben. Jüngere NBA-Fans dürften sich an dieser Stelle an die Houston Rockets in den Conference Finals 2018 erinnert fühlen, sie vergaben gegen die Warriors 27 Dreier am Stück.