Es war alles angerichtet für die New York Knicks. 1993 sollte das Jahr der Knickerbockers werden. In der Regular Season hatte das Team von Coach Pat Riley die Chicago Bulls, den amtierenden Back-to-back-Champion um Michael Jordan, erstmals hinter sich gelassen und ganz Amerika fieberte auf ein mögliches Matchup zwischen den beiden in den Conference Finals hin.
Amerika sollte es bekommen. Bulls gegen Knicks. Auf der einen Seite Chicago um Jordan, das aufregende, spektakuläre Offensiv-Team, welchem die Sympathien nur so zuflogen. Auf der anderen Seite New York, diese hart arbeitende Mannschaft bestehend aus Patrick Ewing, einigen harten Arbeitern und Underdogs.
Es war ein Duell der Gegensätze, ein Clash von Philosophien. Für die Medien war es ein gefundenes Fressen, auch weil alle Beteiligten fleißig Öl ins Feuer gossen. "Sie sind ein Team mit vielen schlechten Angewohnheiten, eine Ansammlung von persönlichem Versagen", ließ Bulls-Coach Phil Jackson, früher selbst Teil legendärer Knicks-Teams, vor dem Start der Serie verlauten und auch Jordan zeigte wenig Respekt für die Arbeiter aus dem Big Apple. "Ich sehe viele Schwächen bei den Knicks, sie sind extrem verwundbar", so das vernichtende Urteil des Shooting Guards.
Pat Riley macht die New York Knicks wieder relevant
Zu diesem Zeitpunkt kannten sich beide Teams bereits aus dem Effeff. 1989, 1991 und 1992 kam es bereits zum Aufeinandertreffen in den Playoffs, zu Beginn hatten die Bulls leichtes Spiel, nicht zuletzt 1991, als Chicago in der ersten Runde kurzen Prozess mit den Knicks machte und einen ungefährdeten Sweep einfuhr.
Es war frustrierend, vor allem für Ewing, der 1985 als Top-Pick mit vielen Lorbeeren in die Liga kam und die darbenden Knicks (letzter Titel: 1973) endlich wieder ins gelobte Land führen sollte. Doch vor allem 1991 enttäuschte der Center gegen die Bulls und legte nur 16 Punkte sowie 10 Rebounds bei 40 Prozent aus dem Feld auf.
Die Wende sollte mit der Ankunft von Riley eingeläutet werden. Die Showtime-Lakers um Magic Johnson, James Worthy und Kareem Abdul-Jabaar waren ein ikonisches Team und Riley, stets mit Armani-Anzug und perfekt gegeltem Haar, war der Architekt von der Bank.
Doch auch Riley wusste, dass man die Bulls nicht mit ihren eigenen Waffen schlagen konnte. So bastelte der damals vierfache NBA-Champion ein Team, welches ein wenig an die Pistons erinnerte.
Jordan: Auf die Pistons folgten die Knicks
Jordan und die Bulls sollten mit Härte bekämpft werden, dank des damaligen Regelbuchs der NBA war das auch in gewissem Maße möglich. Handchecking sollte erst 2004 abgeschafft werden, Zonenverteidigung war ohnehin verboten. Mann-gegen-Mann und Low-Post-Offense, das waren die Neunziger und die Knicks waren mit ihrer physischen Interpretation so etwas wie das Ebenbild dieser Ära, auch weil sie ähnlich wie Detroit gewillt waren, Grenzen zu überschreiten.
"Wir sind physisch, wir sind aggressiv, das sind Merkmale eines dominanten Teams", verteidigte Riley damals den wenig ästhetischen Stil seines Teams. Der Erfolg gab ihm recht, die Knicks gewannen fast 20 Spiele mehr in der Regular Season als im Jahr zuvor und schalteten in Runde eins auch die alternden Detroit Pistons aus.
Jordan und Co. waren dagegen locker gegen Miami in die nächste Runde spaziert. Die Ausbeute von His Airness? 46, 33 und 56 Punkte! Mit den Knicks wartete allerdings ein anderes Kaliber und die New Yorker schockten die Bulls gleich einmal mit einem 93:86-Auswärtssieg im berüchtigten Chicago Stadium, der damals wohl lautesten Halle in der kompletten NBA. Es sollte der letzte Auswärtssieg der Knicks in der Jordan-Ära gewesen sein, sie wussten es nur noch nicht ...
1992: Jordan bringt die Bulls ins Ziel
Die Bulls schlugen in Spiel 2 zurück, doch Jordan hatte seine Probleme mit dem physischen John Starks, einem nicht gedrafteten Guard, der unter Riley plötzlich eine größere Rolle spielte. Auch Scottie Pippen bekam Starks zu spüren, der Forward wurde am Ende von Spiel 4 rüde gefoult, was vor allem Jackson auf die Palme brachte.
Die Knicks hatten Pippen als Schwachpunkt der Bulls ausgemacht, lange Zeit galt er als soft, nicht zuletzt weil er wenige Jahre zuvor ein Playoff-Spiel gegen Detroit wegen einer Migräne verpasste.
Die Serie schwang trotz allem hin und her, am Ende musste Spiel 7 entscheiden, die Bulls hatten jedoch Heimvorteil und eben den GOAT in ihren Reihen. 42 Punkte schenkte MJ den Knicks ein und Knicks-Forward Gerald Wilkens stöhnte anschließend: "Er war heute Superman. Er hatte schlichtweg mehr Energie und Kraft als alle anderen."
Die Bulls holten anschließend den Titel und es sollte fast ein Jahr dauern, bis die Knicks ihre Chance auf Revanche bekommen würden.