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NBA - Michael Jordan auf dem College für North Carolina: Ein Knall und viele Enttäuschungen

Michael Jordan spielte drei Jahre für North Carolina.
© getty

Bevor Michael Jordan die NBA im Sturm eroberte, sorgte der GOAT bereits am College für North Carolina für Schlagzeilen. Als Freshman machte ihn ein Wurf im ganzen Land bekannt, danach setzte es jedoch auch unter Anleitung der Coaching-Ikone Dean Smith einige Enttäuschungen. Los geht es mit Teil eins der Jordan-Woche auf SPOX.

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Der Stern von Michael Jordan ging nicht etwa erst in der NBA auf, sondern schon ein paar Jahre zuvor. Zwar gewann die Liga dank Magic Johnson und Larry Bird langsam an Popularität, doch College-Basketball war immer noch König. Das Championship-Game 1982 zwischen North Carolina und Georgetown erreichte ein Nielsen-Rating von 21,5 (rund 17 Millionen Zuschauer), nur sechs College-Spiele erreichten bessere TV-Einschaltquoten.

Mit dabei: Ein gerade einmal 19-jähriger Jordan, der hinter Senior James Worthy und Sophomore-Center Sam Perkins nur die dritte Geige spielte. Auch Georgetown war exzellent besetzt, unter anderem mit der späteren Knicks-Legende Patrick Ewing und Guard Eric "Sleepy" Floyd, der einer der besten Spieler des Landes war.

Jordan mit Gamewinner im Championship Game 1982

Worthy, der sein letztes Spiel für UNC absolvierte, überragte mit 26 Punkten, doch der große Moment des Spiels war dem Youngster vorbehalten. 57 Sekunden vor dem Ende waren die Hoyas mit 62:61 in Führung gegangen, wenige Sekunden später nahm Coaching-Legende Dean Smith die Auszeit.

Die Tar Heels suchten anschließend nicht den Weg zum Korb, stattdessen passten sie den Ball am Perimeter herum. Es wirkte wie die Angst vor dem letzten Wurf. Eine Angst, die Michael Jordan nicht kannte. Bei noch 18 Sekunden auf der Uhr erhielt Jordan den Ball auf dem Flügel, stieg zum Sprungwurf hoch und netzte! Es sollte der Gamewinner sein, weil Floyd wenig später einen verheerenden Turnover beging. Ein Freshman hatte die College-Meisterschaft entschieden.

Worthy wurde dennoch zum Most Outstanding Player gewählt, doch der Hype um Jordan kam langsam ins Rollen. Ein kleiner Guard aus North Carolina hatte an diesem Abend im Superdome zu New Orleans endgültig seinen Namen in den Ring geworfen.

UCLA hatte kein Interesse an Jordan

Anfang der 80er-Jahre war das Scouting von High-School-Spielern noch etwas schwieriger. Es gab nur begrenzten Zugriff auf Highlights der Talente, wodurch viele unentdeckt blieben. Auch bei Jordan war dies lange der Fall. Der junge Michael, der auf der High School zwischenzeitlich aus dem Kader geworfen wurde und erst dank eines Wachstumsschubs ein dominanter Spieler wurde, zog zwar seine Heimat-Uni North Carolina durchaus in Betracht, präferierte aber zwei andere Unis.

"Ich wollte immer für UCLA spielen, das war mein Traum", sagte Jordan einmal in einem Interview mit dem Playboy. Er wollte in die Fußstapfen von College-Legenden wie Kareem Abdul-Jabbar oder Bill Walton treten. Jordans zweite Wahl war Virginia, die mit Ralph Sampson noch zwei Jahre einen späteren Top-Pick in ihren Reihen hatten.

Doch auch hier fehlte es zunächst am Interesse, weswegen sich Jordan höchstpersönlich bei Virginia um ein Basketball-Stipendium bewarb. Die Antwort? Virginia schickte lediglich ein offizielles Bewerbungsformular zurück.

"Der beste High-School-Guard, den ich je gesehen habe"

Zu dieser Zeit war Jordan noch ein Niemand in Basketball-Amerika. Selbst die Tar Heels waren nur bedingt vom Shooting Guard überzeugt (sie waren eher aufgrund seiner starken schulischen Leistungen beeindruckt) und luden Jordan im Sommer 1980 in ihr Sommer-Camp ein, um zu sehen, ob er überhaupt einen Platz im Team wert ist.

Geleitet wurde das Camp von Assistant Coach Roy Williams, der heute als Hauptverantwortlicher für die Tar Heels auf der Bank sitzt. "Ich ließ die Kids für eine Stunde spielen und war von ihm beeindruckt", erinnerte sich die Coaching-Legende später. "Ein Coach fragte mich danach, ob irgendjemand zu gebrauchen war und ich antwortete ihm, dass ich den besten High-School-Guard aller Zeiten gesehen hätte."

Auch in nationalen Kreisen wurde Jordan nun bekannter. Bei einem renommierten Einladungsturnier, dem Five-Star-Camp, überragte er erneut und in seinem letzten High-School-Jahr legte Jordan ein Triple-Double auf. So überraschte es niemanden, dass Jordan zum McDonalds-All-American-Spiel eingeladen wurde. Auch dort glänzte er, MJ legte 30 Punkte auf.

Titel mit Worthy und Perkins

Inzwischen waren zahlreiche Unis wie Duke, Virginia, Syracuse oder South Carolina am Guard dran, doch mit Hilfe der Eltern konnte Dean Smith Jordan überzeugen, dass UNC die richtige Wahl für ihn sein würde.

"Smith war der perfekte Coach für mich" sollte Jordan später sagen. "Er sorgte dafür, dass ich auf dem Boden blieb, trieb mich aber trotzdem immer zu Bestleistungen an." Als Freshman stand Jordan zunächst eher im Schatten von Worthy und Perkins, die ebenfalls zu etablierten NBA-Stars wurden.

So fuhren die Tar Heels mit 32-2 die beste Bilanz in der Geschichte des Programms ein (der Rekord ist weiterhin gültig) und gewannen schließlich den Titel. Ein weiterer sollte für Jordan in Chapel Hill allerdings nicht mehr folgen. Zwar galten die Tar Heels in beiden Jahren als großer Favorit und Jordan räumte zahlreiche individuelle Auszeichnungen ab, doch stets setzte es im NCAA-Turnier teils überraschende Niederlagen.

Enttäuschungen als Anführer

1983 war gegen Turnier-Neuling Georgia im Viertelfinale Schluss, ein Jahr später schied North Carolina als Top-Seed gegen Indiana (mit dem deutschen Center Uwe Blab) sogar noch eine Runde früher aus.

Die Niederlagen nagten an Jordan, besonders jene gegen Georgia. Jordan hatte sich für den Sommer vorgenommen, ein wenig Pause zu machen, doch Williams erwischte seinen Guard einmal mehr völlig verschwitzt in der Halle. "Ich kann mir keine Pause leisten", sagte Jordan. "Wir haben verloren, ich muss weiter besser werden."

Dieser Antrieb war es, der Smith so begeisterte. Der Coach war bekannt dafür, am Ende jeder Saison seinen Spielern Briefe zu schreiben, um ihnen zu erklären, wie sie sich über den Sommer verbessern können. Auch Jordan erhielt solche Briefe.

In seinem dritten College-Jahr war das Team der Tar Heels wohl so talentiert wie nie zuvor. Neben Jordan standen auch weiterhin Perkins, dazu Sophmore-Center Brad Daugherty und ein Freshman-Guard namens Kenny "The Jet" Smith im Kader. Alles andere als der Titel wäre eine Enttäuschung gewesen - doch genau so kam es.

Indianas Coach Bobby Knight stellte Jordan bereits im Sweet 16 kalt. Der Guard kam nur auf 13 Punkte bei 6 von 14 aus dem Feld, David warf Goliath mit einem 72:68-Sieg aus dem Turnier.

Michael Jordan: Seine Statistiken auf dem College

SaisonSpieleMinutenPunkteFG%ReboundsAssists
1981/823431,713,553,44,41,8
1982/833630,920,053,55,51,6
1983/843129,519,655,15,32,1

Jordan wollte noch ein viertes Jahr bleiben

Es war das unrühmliche Ende von Jordans College-Karriere, obwohl er noch ein Jahr hätte bleiben können. Vermutlich wollte er das auch, aber Coach Smith überzeugte seinen Star-Spieler, dass die NBA der nächste, folgerichtige Schritt sei. Er sollte Recht behalten, die Chicago Bulls griffen an Position drei zu - der Rest ist Geschichte.

Was bleibt, ist ein College-Titel inklusive dem Wurf zum Sieg, allerdings damals als Rollenspieler. Als Anführer scheiterte MJ dagegen zweimal, ähnlich wie es für viele Jahre mit den Bulls der Fall sein sollte. Verloren waren die Jahre aber trotzdem nicht.

Mit Smith hatte er einen Mentor an seiner Seite, der ihn so gut es ging auf die NBA vorbereite und die Weichen stellte, dass Jordan in die Position kam, der beste Basketballer aller Zeiten zu werden.

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