Warum entließen die Nets Kenny Atkinson jetzt?
Noch in der Nacht auf Samstag feierten die Brooklyn Nets einen überzeugenden 139:120-Erfolg über die San Antonio Spurs, umso überraschender kam es, dass Coach Kenny Atkinson nur wenige Stunden später nicht mehr im Amt war.
Die Nets stehen zwar im Moment nur bei einer Bilanz von 29-34, befinden sich aber klar auf Playoff-Kurs. Als Siebter in der Eastern Conference beträgt der Vorsprung auf Platz neun (Washington Wizards) immerhin sechs Spiele. Für ein Team, das nur insgesamt 658 Minuten auf einen fitten Kyrie Irving zurückgreifen konnte und die komplette Saison auf den besten Spieler in Kevin Durant (Achillessehnenriss) verzichten musste, ist dies aller Ehren wert.
Trotz ständiger Verletzungssorgen stellen die Nets über die Saison gesehen eine Top-10-Defense, im Angriff lag der Hase im Pfeffer - eigentlich wenig verwunderlich, wenn die beiden besten Offensiv-Spieler fehlen. Und trotzdem hielten es anscheinend beide Parteien für sinnvoller, sich knapp 20 Spiele vor der Postseason zu trennen.
"Kenny und ich hatten einige sehr offene Gespräche, die erst am vergangenen Abend stattfanden", verriet General Manager Sean Marks auf einer schnell einberufenen Pressekonferenz. "Es ging nicht um die vergangenen 24 Stunden oder um das vergangene Spiel. Es war nur der Höhepunkt einiger Vorkommnisse über das komplette Jahr."
Atkinson sei dabei absolut ehrlich gewesen und hätte sich selbst eingestanden, dass seine Stimme in der Kabine nicht mehr so gehört wurde, wie es noch zu Beginn der Fall war, ließ Marks weiter verlauten.
Der Kompromiss war demnach eine einvernehmliche Trennung, die auch vom neuen Besitzer Joseph Tsai so abgesegnet wurde. Diverse Berichte decken sich mit den Aussagen von Marks, Vincent Goodwill von Yahoo Sports schrieb unter anderem, dass es Atkinsons Wunsch war, das Team zu verlassen.
Für den früheren Coach ist das ein guter Zeitpunkt, sein Ansehen innerhalb der NBA ist enorm hoch. Er kann nun in Ruhe andere Teams scouten und dürfte ein heißer Kandidat sein, wenn im Sommer Posten frei werden. Die New Yorker Medienlandschaft brachte umgehend die New York Knicks ins Spiel, aber auch in Chicago dürfte das Management einen Blick auf Atkinson werfen.
Der 52-Jährige hat sich in Brooklyn einen Ruf als exzellenter Rebuild-Coach erworben und definitiv seinen Anteil daran, dass sich Spieler wie Spencer Dinwiddie, Caris LeVert, Joe Harris oder Jarrett Allen von No-Names zu wichtigen Rotationsspielern oder gar Stars entwickelten. Einzig mit den größeren Namen schien es noch nicht so gut zu laufen.