Außerdem äußert sich der Serbe über seine Freundschaft zum ehemaligen Mitspieler Tobias Harris, die auch durch lustige Videos bei den L.A. Clippers publik wurde. In der Nacht auf Freitag spielen Marjanovic und die Mavericks gegen die Brooklyn Nets (Fr., 2.30 Uhr auf DAZN).
Herr Marjanovic, Ihre Freundschaft mit Tobias Harris ist bestens belegt, nicht zuletzt durch ihre "Bobi + Tobi"-Videos. Sind Sie traurig, dass sich Ihre Wege nach drei gemeinsamen Jahren getrennt haben?
Marjanovic: Natürlich vermisse ich meinen Freund. Es geht in der Liga nicht nur um Show, sondern auch um Freundschaften. Jeder in der NBA geht seinen eigenen Weg, aber ich freue mich für Tobi über seine Gelegenheit bei den Philadelphia 76ers und er freut sich für mich. Heutzutage muss man zudem ja nicht immer zusammen sein, um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten. Wir sind mit dem Handy in Kontakt.
Haben Sie in Dallas schon jemanden kennengelernt, der einen ähnlichen Humor teilt?
Marjanovic: Ja, hier in Dallas haben viele Mitspieler einen guten Humor. Wir haben vor allem auf den Road Trips jede Menge Spaß.
Wie schwierig ist es, echte Freundschaften in der NBA zu haben, wo das Geschäft so schnelllebig ist? Sie spielen im fünften Jahr bereits für das fünfte Team ...
Marjanovic: Ach, so schwer ist das nicht. Es ist wie auf der Straße oder in der Schule: Du willst dich mit Leuten umgeben, die so sind oder so denken wie du. KP (Kristaps Porzingis, Anm. d. Red.) spielt zum Beispiel gerne "Counter-Strike", also wird er auch jemanden finden, der mit ihm spielt. Mit manchen kommt man gut zurecht, mit manchen nicht so. Aber wir alle spielen Basketball und leben damit unseren Traum. Gewisse Interessen teilen wir somit alle.
Marjanovic: Luka Doncic hat seinen Sohn für Basketball begeistert
Sie spielten vergangene Saison noch neben Harris in Philadelphia, im Sommer folgte der Wechsel zu den Mavericks. Was gab den Ausschlag dafür?
Marjanovic: In erster Linie ist es schön, von Spielern umgeben zu sein, die aus der ganzen Welt kommen, unterschiedliche Perspektiven haben. Bei den Mavs weiß man, wie man mit Leuten aus verschiedenen Kulturen umgeht, die Franchise hat ja Übung darin. Das war nicht der Hauptgrund, aber es hat schon eine Rolle gespielt. Es macht einfach Spaß, andere Sprachen und Kulturen kennen zu lernen.
Der Start mit den Mavericks verlief zudem überraschend gut. Mit einer Bilanz von 21-12 sind Sie aktuell klar auf Playoff-Kurs ...
Marjanovic: Ich liebe es hier und hoffe, dass es so weiter geht. Es macht Spaß, wenn man erfolgreich ist. Wir respektieren alle Gegner, aber wir arbeiten hart, wollen einfach gewinnen und werden auch nicht nachlassen.
Wie zufrieden sind Sie dabei mit Ihrer Rolle? Sie kommen wie schon bei Ihren vorherigen Stationen nur sporadisch zum Einsatz (bisher 9,6 Minuten in 15 Spielen, d. Red.).
Marjanovic: Ich bin einfach dankbar, in der NBA spielen zu dürfen und freue mich über jede Minute, die ich bekomme. Es steckt viel harte Arbeit dahinter und ich bin stolz darauf, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Jeder möchte gern immer spielen, aber ich bin zufrieden mit meiner Rolle.
Sie scheinen dabei viel Zeit mit Luka Doncic zu verbringen. Mit 20 Jahren spielt er bereits wie ein Veteran und ist ein echter Anführer. Was macht ihn aus?
Marjanovic: Dazu habe ich eine kleine Geschichte: Mein Sohn ist acht Jahre alt und hat sich bisher nicht für Basketball interessiert. Vor ein paar Tagen habe ich ihn dann mal mitgenommen und er hat zum ersten Mal Luka gesehen. Jetzt will mein Sohn sein wie Luka. Es freut mich, dass er jetzt seine Leidenschaft für Basketball entdeckt hat. Danke, Luka! Es macht mich stolz und ich freue mich, ihn in Zukunft spielen zu sehen.
Mit Kristaps Porzingis ist auch der zweite Star der Mavs ein Europäer. Wie bewerten Sie seine bisherigen Leistungen?
Marjanovic: Ich finde, er macht es sehr gut. Er hatte eine schwere Verletzung und konnte lange nicht spielen. Er ist noch sehr jung und wird sich auch in dieser Saison noch steigern. Wie er von außen werfen kann und gleichzeitig unter dem Korb arbeitet, ist sensationell für einen Spieler seiner Größe.
Boban Marjanovic: Habe viel von Dirk Nowitzki gelernt
Die Mavericks absolvieren gerade ihre erste Saison seit 21 Jahren ohne Dirk Nowitzki. Welchen Einfluss hat er aktuell noch auf die Franchise und wie haben Sie ihn aus der Ferne verfolgt?
Marjanovic: Dirk hatte eine großartige Karriere hier bei den Mavs und er wird immer Teil der Franchise sein. Es ist ein bisschen schade, dass wir nie zusammengespielt haben, aber ich habe auch so viel von ihm gelernt.
Die Fans feiern Sie bei jedem Spiel. Wie empfinden Sie diesen Kult-Status, den Sie erreicht haben?
Marjanovic: Es macht mich stolz und es freut mich sehr, dass ich gut bei den Fans ankomme. Es geht immer wieder ein Adrenalinschub durch den Körper, wenn man in diesen Arenen spielt.
Sie kommen aus Boljevac, einem kleinen Städtchen in Serbien, nicht weit von der bulgarischen Grenze entfernt. Wie wurden sie damals entdeckt?
Marjanovic: Ich erzähle dazu gerne die folgende Geschichte: Ich wurde auf der Straße entdeckt. Ein Auto parkte neben mir, ein Mann stieg aus und fragte mich, ob er mir ein paar Moves zeigen dürfte. Das hat er gemacht, ich habe die Moves alle nachgeahmt und dann hat er mich mitgenommen. Und er war ein Agent. Das ist aber eine Lüge. (lacht) Die Wahrheit ist: Wie die meisten in Europa habe ich bei einem kleinen Verein angefangen. Mein Trainer kannte jemanden von einem anderen, größeren Team. Derjenige wollte, dass ich zu ihnen komme. Erst habe ich etwas gespielt und dann wurde es mit der Zeit ernst.
Die serbische Ausbildung gilt als rigoros, Disziplin steht an oberster Stelle. Wie ist es für einen Teenager, hunderte Kilometer von der Heimat entfernt zu sein?
Marjanovic: Es ist sicher nicht einfach, aber wenn man so ein Ziel hat, dann stellt man alles andere zur Seite, um an seinem großen Traum zu arbeiten. Ich wollte immer Profi-Basketballer werden und die Welt sehen. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn mich meine Eltern heute im Fernsehen sehen können.
Boban Marjanovic: Statisitiken und Stationen in der NBA
Team | Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Feldwurfquote |
San Antonio Spurs (2015-16) | 54 | 9,4 | 5,5 | 3,6 | 60,3 |
Detroit Pistons (2016-2018) | 54 | 8,6 | 5,7 | 3,5 | 53,6 |
Los Angeles Clippers (2018-19) | 56 | 9,7 | 6,4 | 4,3 | 58,9 |
Philadelphia 76ers (2019) | 22 | 13,9 | 8,2 | 5,1 | 62,5 |
Dallas Mavericks (seit 2019) | 16 | 9,6 | 5,0 | 4,1 | 52,4 |